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Digitalisierung

„Ärzte sind nicht Versuchskaninchen für unausgereifte Digitalisierungsmaßnahmen“

4.7.2022

Die Geduld der Dermatologen mit der Telematik-Infrastruktur ist verbraucht. Die Technik sei unausgereift und störe den Praxisalltag. Nicht nur die praktische Vorgehensweise, sondern auch die Finanzierung stößt bei den Niedergelassenen auf Widerstand.

„Unsere Praxen benötigen im Versorgungsalltag dringend eine TI-Pause. Es muss Schluss sein mit dem Status als Versuchskaninchen für unausgereifte Digitalisierungsmaßnahmen. Deshalb fordern die niedergelassenen Dermatologinnen und Dermatologen ein TI-Moratorium“, so der Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD), Dr. Ralph von Kiedrowski (Selters). Obwohl die Mitglieder des BVDD zu den Vorreitern bei der Digitalisierung der Patientenversorgung im niedergelassenen Bereich gehören und mit ihrer Leitlinie „Teledermatologie“ bereits Standards gesetzt haben, ist das, was mit dem geplanten Konnektorenaustausch nun erneut auf die dermatologischen Praxen zukommt, nicht mehr hinnehmbar, so von Kiedrowski weiter.

Der von der Gematik beschlossene Konnektorenaustausch sowie die ebenfalls erforderliche Neubestellung des Praxisausweises (SMC-B-Karte) und des elektronischen Heilberufsausweises (eHBA) haben aus Sicht des BVDD das Fass zum Überlaufen gebracht. „Neben dem enormen Aufwand für die neuerliche Technikumstellung steht zu befürchten, dass die pauschalen Finanzierungsbeträge der Krankenkassen wieder einmal nicht ausreichen werden, um die von den IT-Dienstleistern in Rechnung gestellten Kosten zu decken“, warnt der BVDD-Präsident. Hierzu sind die Arztpraxen nicht länger bereit. Hinzu kommt, dass ab 2025 das von der Gematik bereits vorgestellte und als TI 2.0 bezeichnete softwarebasierte Vernetzungskonzept eingeführt werden soll, wodurch die veraltete Konnektorentechnik ohnehin obsolet wird.

Aus Sicht des BVDDs hat die Dermatologie bereits Erhebliches für die Digitalisierung des Gesundheitswesens getan. „Grundvoraussetzung ist aber, dass digitale Anwendungen sinnvoll und nutzbringend sind - sowohl für Patienten als auch für Arztpraxen“, betont der BVDD-Präsident. Davon kann bei der gesetzlich verordneten TI keine Rede mehr sein: „Bis dato wird ausschließlich Bürokratie für die Kassen geleistet, während sich die Patientenversorgung durch Systemabstürze und eine Verlangsamung der Praxisabläufe verschlechtert. Auch mit Blick auf den eRezept-Rollout ab September können wir derzeit niemandem raten, freiwillig daran teilzunehmen“, unterstreicht von Kiedrowski.

Vor diesem Hintergrund fordert der BVDD, die Einführung der Telematikinfrastruktur so lange auszusetzen, bis ein realistisch umsetzbarer Fahrplan für eine voll funktionsfähige Telematikinfrastruktur nach neuesten Standards vorliegt, der auch von der Ärzteschaft getragen wird. „Akzeptanz in den Praxen erhält eine neue Technik nur, wenn sie ausreichend getestet ist, Abläufe verbessert und weder zu höheren Kosten bei Installation und Wartung noch zu unkalkulierbaren Risiken in puncto Datensicherheit führt“, so der BVDD-Präsident.

Auch andere Fachärzteverbände fordern ein entsprechendes Aussetzen der Telematikinfrastruktur, z. B. der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (Neumünster) oder die ohnehin TI-kritsche Freie Ärzteschaft (FÄ, Essen), die Arztpraxen nicht als Beta-Tester für ein gescheitertes Digitalisierungsprojekt sehen wollen und den Konnektorenaustausch als „Operation Elektroschrott“ bezeichnen.

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