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Darmkrebs

Künftig mehr Screening auf Kolonkarzinom

15.7.2022

Bis ins Jahr 2060 müssen Ärzte mit einer deutlichen Zunahme von Darmkrebsfällen rechnen. Grundlage ist eine Studie, bei der die epidemiologischen Konsequenzen des Screenings modelliert wurde. Bei gleichbleibender Nutzung führen die demographischen Veränderungen zu einer erheblichen Zunahme der Darmkrebsfälle.

Die Zahlen stammen aus einem Online-Präventionsrechner, den Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) entwickelt haben. Über 8,5 Mio. Versicherte in Deutschland haben bereits eine Vorsorge-Darmspiegelung in Anspruch genommen. Seit Einführung dieser gesetzlichen Präventionsleistung im Jahr 2002 sinkt die Neuerkrankungsrate an Darmkrebs in Deutschland kontinuierlich, 320.000 Neuerkrankungen konnten so verhindert werden. Diese Rückgänge, auch bei der Sterblichkeit, sind vor allem in der intendierten Altersgruppe zu beobachten (Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahre). Allerdings: Bei gleichbleibender Nutzung der Vorsorge ist aufgrund des demographischen Wandels bis 2050 ein Anstieg der Darmkrebs-Fälle von heute jährlich rund 62.000 auf 77.000 zu erwarten, wie die Studie des DKFZ zeigt.

Um diese Steigerung aufzufangen, müsste die Teilnahmerate an der Vorsorge-Darmspiegelung erheblich gesteigert werden - bis zum Jahr 2030 auf etwa den doppelten und ab dem Jahr 2040 sogar auf etwa den dreifachen Wert, so die Berechnungen der DKFZ-Wissenschaftler auf Basis aktueller epidemiologischer Daten. Erschwerend kommt die Zurückhaltung der Versicherten bei der Inanspruchnahme von präventiven Leistungen gegen Darmkrebs hinzu: 2018 ließen sich jährlich nur 1,7% der anspruchsberechtigten Frauen und 1,9% der anspruchsberechtigten Männer in präventiver Absicht koloskopieren. Bezogen auf einen 10-Jahres-Zeitraum, der den Berechnungen des DKFZ zu Grunde liegt, nehmen demnach derzeit weniger als 20% der berechtigen Frauen und Männer eine Vorsorgedarmspiegelung in Anspruch.

Screening schon ab 50 Jahren?

Die von Experten geforderte Steigerung der Teilnahmerate auf 60% kann jedoch erreicht werden, so wird Prof. Dr. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in einer Pressemitteilung der Felix Burda-Stiftung in München zitiert: „Die deutlich höhere Darmkrebs-Neuerkrankungsrate der älteren Bevölkerung wird dazu führen, dass wir in Zukunft mit stark steigenden Fallzahlen rechnen müssen. Es sei denn, wir schaffen es, die Prävention zu verbessern und die Beteiligung an der Darmkrebsvorsorge deutlich zu steigern“. Hierzu wird empfohlen, das Screening-Alters bei Frauen von 55 auf 50 Jahre herunterzusetzen. Zudem sollte das derzeitige Angebot (derzeit maximal zwei Vorsorge-Koloskopien) erweitert werden. Sinnvoll sei auch eine Verbesserung des bestehenden Einladungsverfahrens, um mehr Menschen zur Darmkrebsvorsorge zu motivieren, insbesondere auch Menschen aus sozial benachteiligten Schichten.

Um der Politik und jedem Versicherten die Notwendigkeit und Bedeutung hoher Teilnahmeraten vor Augen zu führen, hat das DKFZ einen Präventionsrechner (https://prevention-calculator.shinyapps.io/crc-screening/) ins Netz gestellt. In dem Online-Tool lässt sich die Steigerung der Inanspruchnahme mit einem Schieberegler verändern und das Resultat an Neuerkrankungen und vermiedenen Fällen in dynamischen Balkendiagrammen ablesen. So würde eine 200%ige Steigerung der Inanspruchnahme (beide Geschlechter), die Anzahl der verhinderten Darmkrebsfälle im Jahr 2050 um über 260% Prozent erhöhen.

Pressemitteilung Felix Burda Stiftung, Juli 2022
Heisser T et al.; Lancet Reg Health Eur. 2022 Jun 30;20:100451 (DOI 10.1016/j.lanepe.2022.100451).

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