Eine NST bei triple-negativem Brustkrebs und bei HER2-positivem Brustkrebs führt bei etwa 60% der Patientinnen zu einem pathologischen vollständigen Ansprechen. Ein pathologisches vollständiges Ansprechen auf eine NST sagt eine ausgezeichnete Prognose voraus und kann durch perkutane bildgeführte vakuumassistierte Stanzbiopsie (VACB) genau bestimmt werden. Im Rahmen einer am M.D. Anderson Cancer Center in Houston/Texas zusammen mit dem US-National Cancer Institute initiierten Studie wurden die Ergebnisse einer alleinigen Strahlentherapie – ohne Brustoperation – bei diesen Patientinnen untersucht.

Die multizentrische, einarmige Phase-2-Studie wurde in sieben Zentren in den USA durchgeführt (NCT02945579). Eingeschlossen wurden nicht-schwangere Frauen im Alter von 40 Jahren oder älter, mit einem unizentrischen dreifach negativen cT1-2N0-1M0-Brustkrebs oder HER2-positiver Brustkrebs mit einer residualen Brustläsion von weniger als 2 cm in der Bildgebung nach klinisch standardmäßig durchgeführte neoadjuvanter systemische Therapie. Bei den Patientinnen wurde eine Biopsie (mindestens 12 Stanzen) durch 9G-bildgeführte VACB des Tumorbetts durchgeführt. Wenn keine invasive oder in-situ-Erkrankung festgestellt wurde, wurde auf eine Brustoperation verzichtet, und die Patientinnen erhielten eine Standard-Ganzbruststrahlentherapie (40 Gy in 15 Fraktionen resp. 50 Gy in 25 Fraktionen) plus eine Auffrischung (14 Gy in sieben Fraktionen). Das primäre Ergebnis war die anhand der Kaplan-Meier-Methode ermittelte durch Biopsie bestätigte ipsilaterale Brusttumor-Rezidivrate bei den Per-Protocol-Studienteilnehmerinnen.

Im Zeitraum zwischen dem 6.3.2017 und dem 9. 11.2021 konnten 50 Patientinnen entsprechend der Einschlusskriterien in die Studie aufgenommen werden und nach NST eine VACB erhalten. Das Durchschnittsalter der eingeschlossenen Patienten betrug 62 Jahre (IQR 55-77); 21 (42%) Patientinnen hatten triple-negativen und 29 (58%) HER2-positiven Brustkrebs. Mit VACB konnte bei 31 Patienten (62% [95%-KI 47,2-75,4]) ein pathologisches vollständiges Ansprechen identifiziert werden. Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 26,4 Monaten (IQR 15,2-39,6) traten bei diesen 31 Patientinnen keine ipsilateralen Brusttumorrezidive auf. Es kam zu keinen schwerwiegenden biopsiebedingten unerwünschten Ereignisse oder behandlungsbedingten Todesfälle. Vor dem Hintergrund dieser ausgezeichneten Resultate, so die Autoren, sollten jetzt prospektive klinische Studien durchgeführt werden.