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Bluthochdruck

Ärzte halten sich bei der Hypertonietherapie zu wenig an Leitlinien

12.4.2022

Antihypertensive Kombipräparate werden in Deutschland zu selten verschrieben, obwohl sie Probleme mit der Therapietreue lösen könnten, kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Dabei stützt sie sich auf eine neue Studie.

Das Problem: Viele Hochdruckpatienten nehmen ihre Medikamente nicht regelmäßig ein, was den Erfolg der Behandlung deutlich beeinträchtigt. Eine Therapie mit Kombinationspräparaten in einer Tablette erleichtert den Patienten die Einnahme. Unklar war bisher, inwiefern diese Leitlinienempfehlungen auch in der Behandlung der Hypertonie in Deutschland Berücksichtigung finden. Eine Studie auf Grundlage von Daten des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI, www.dapi.de), das anonymisierte Abrechnungsdaten aus öffentlichen Apotheken zu abgegebenen Medikamenten von knapp 73 Mio. Versicherten (88%) erhält, zeigt nun: Im Jahr 2016 waren 15,4% der verschriebenen blutdrucksenkenden Medikamente Fixdosiskombinationen, 2020 lag die Zahl nur noch bei 10,9%. Obgleich die Zahl der verschriebenen Blutdrucksenker von 143 Mio. Packungen in 2016 auf 153 Mio. Packungen in 2020 kontinuierlich zunahm, reduzierte sich die Verschreibung der Fixkombinationspackungen von 22,2 Mio. (2016) auf 16,6 Mio. (2020).

Mangelnde Therapietreue

Wie bekannt, kann eine effektive Blutdrucksenkung das Risiko für Komplikationen mindern. So reduziert sich das Risiko für einen Schlaganfall um 27% pro 10mmHg systolischen Blutdrucks. Bereits 2018 wurden die europäischen Leitlinien zum Management der Hypertonie aktualisiert, um betroffene Patienten von Anfang an intensiver und zielgerichtet zu behandeln. Darin wurden auf Grundlage der aktuellen Studienlage die Ziel-Blutdruck-Werte nach unten angepasst. Diese Werte können mit Lebensstilmaßnahmen und mit einer medikamentösen Therapie erreicht werden. Außerdem sahen die Empfehlungen die Therapie mit einer dualen Wirkstoffkombination vor. Durch die Reduktion der Tablettenlast sollte die mangelnde Therapietreue bekämpft werden.

„Eine ganz wesentliche Neuerung in den europäischen Empfehlungen war, dass die meisten Betroffenen von Anfang an mit einer dualen Wirkstoffkombination behandelt werden sollten. Andererseits bekämpfen wir durch die Reduktion der Tablettenlast das häufige Problem einer mangelnden Therapietreue“, erläutert Prof. Dr. med. Michael Böhm (Homburg), Pressesprecher der DGK.

Das Resümee: „Fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung der europäischen Leitlinien zeigt sich in Deutschland eine erschreckend niedrige Rate an Hypertoniepatienten, die eine leitliniengerechte Therapie erhalten. Dies ist von klinischer Relevanz, da eine Therapie mit Fixkombinationen nachweislich zu einer besseren Blutdruckkontrolle führt und die Einnahmetreue der Patienten erhöht“, so Prof. Dr. med. Felix Mahfoud, Universitätsklinikum des Saarlandes. Er hat die Studie mit seinen Kollegen gerade im „Journal Clinical Research in Cardiology“ veröffentlicht.

Hinweis: Im „Medikationskatalog Hypertonie“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind mehrere Kombinationspräparate als „Standard“-Substanzen eingeordnet.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), April 2022
Mahfoud F et al., Clin Res Cardiol 2022 Feb 27; DOI 10.1007/s00392-022-01993-5, PMID 35220445

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