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Bariatrische Operationen

Der OP-Erfolg hängt wesentlich vom Hypothalamus ab

24.11.2022

Der Effekt von bariatrischen Eingriffen beruhigt nicht nur auf der Magenverkleinerung, sondern wohl auch auf einer intakten Informationsverarbeitung in bestimmten Gehirnarealen. Das lesen Forscher eines interdisziplinären Teams der Universitätsmedizin Würzburg aus ihrer Untersuchung.

Bis zu 20.000 adipositaschirurgische Operationen werden schätzungsweise jährlich in Deutschland durchgeführt. „Die Adipositas-Chirurgie ist aktuell sicherlich die effektivste Therapie für eine ausgeprägte Adipositas. Die Wirkweise dieser Operation ist allerdings nicht vollständig verstanden“, berichtet Dr. Ulrich Dischinger (Würzburg), Erstautor der in „Metabolism“ erschienen Studie. Im Kern, so fand die Würzburger Gruppe heraus, hängt die Effektivität der Adipositas-Chirurgie von einem intakten Hypothalamus ab. Dieser zentrale Teil des Gehirns steuert als wichtige Schaltzentrale auch vegetative und endokrine Vorgänge reguliert und unter anderem die Nahrungsaufnahme. Ist diese Gehirnregion jedoch krankheitsbedingt zerstört, zum Beispiel durch einen gutartigen Tumor wie etwa ein Kraniopharyngeom, ist der Effekt der Adipositas-Operation deutlich abgeschwächt. Das heißt, Sättigungshormone wie GLP-1 oder PYY, die nach dem chirurgischen Eingriff verstärkt aus dem Magen-Darm-Trakt ausgeschüttet werden, können dann ihre nahrungsaufnahmeregulierende Wirkung über den geschädigten Hypothalamus nicht entfalten.

„Eine Art neuroendokrine Intervention“

Obwohl die in der Würzburger Studie untersuchten Patienten mit Adipositas und geschädigtem Hypothalamus nach der bariatrischen Operation höhere Hormonspiegel als diejenigen mit Adipositas und intaktem Hypothalamus aufwiesen, war der Effekt der OP bei ihnen deutlich abgeschwächt. Dies zeigt, dass die Wirkweise bariatrischer Eingriffe im Wesentlichen auf veränderten neuroendokrinen Signalen aus dem Magendarmtrakt basiert und von einem intakten Hypothalamus abhängt. Diese Erkenntnisse tragen wesentlich zu einer weiteren Aufklärung der Wirkweise der Adipositas-Chirurgie bei, sagt Dischinger: „Die überragende Bedeutung einer intakten Hypothalamusfunktion für die Effektivität der bariatrischen Chirurgie war am Menschen bislang nicht gut untersucht. Mit unseren Resultaten können wir helfen, die Adipositas-Chirurgie vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung zu befreien. Tatsächlich ist die bariatrische Operation eine Art neuroendokrine Intervention“.

Auch Studienleiter Prof. Dr. Florian Seyfried (Würzburg) hofft, dass die Ergebnisse zu einer größeren Akzeptanz der Adipositas-Chirurgie beitragen. „Bislang sind nicht nur die Adipositas sondern auch die bariatrische Chirurgie stigmatisiert. So hält sich die historische Annahme, dass die Wirkungsweise bariatrischer Operationen darauf beruht, dass der Patient weniger Nahrung aufnehmen und diese vom Körper teilweise nicht mehr verstoffwechseln kann. Die nun publizierte Arbeit widerspricht ganz klar diesem vermuteten Wirkprinzip“. Zudem, so Dischinger weiter, wird „unsere Forschung auch dabei helfen, Menschen mit Schädigung des Hypothalamus und dadurch verursachter hypothalamischer Adipositas vor einer geplanten Adipositas-Operation besser beraten zu können. Gerade dieses sensible Patientengut sollte keiner Intervention zugeführt werden, deren üblicher günstiger Effekt nicht zu 100 Prozent umsetzbar ist“.

Pressemitteilung Universitätsklinikum Würzburg, November 2022
Dischinger U et al.; Metabolism. 2022 Oct 27;138:155341 (DOI 10.1016/j.metabol.2022.155341).

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