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Antibiotikaresistenzen

Therapieerweiterung: Neu entdeckte „Antimotiline“ hemmen Helicobacter-pylori-Motilität

10.3.2022

Substanzen, die die Fortbewegungsfähigkeit von Helicobacter pylori hemmen und ihrer Vermehrung und pathogenen Aktivität vorbeugen könnten, hat eine Wissenschaftlergruppe der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München identifiziert. Aufgrund von zunehmenden Resistenzen des Bakteriums gegen aktuell verfügbare und therapeutisch eingesetzte Antibiotika werden dringend neue Wirkstoffe benötigt.

Wie bekannt, ist Helicobacter pylori einer der am weitesten verbreiteten bakteriellen Krankheitserreger und weltweit verantwortlich für jährlich hunderttausende Fälle von Magengeschwüren und Magenkrebs. „Die Fähigkeit, sich im zähflüssigen Milieu des Magenschleims bewegen zu können, ist für das Überleben und die Vermehrung von H. pylori essenziell“, erklärt Prof. Dr. Christine Josenhans, eine Autorin der Studie, und soll nun zur Grundlage werden, um alternative Therapien zu entwickeln. H. pylori trägt an einem Ende der Bakterienzelle ein Bündel von rotierenden Geißeln, die wie Schiffsschrauben agieren und die Bakterien im Magenschleim antreiben.

Mithilfe eines speziell entwickelten Screening-Verfahrens auf Inhibitoren der Flagellenbiosynthese können Substanzen identifiziert werden, die den Aufbau dieser bakteriellen „Propeller“ hemmen und die Bewegungsmaschinerie der Bakterien einschränken (Antimotiline). Mit diesem Test wurden annähernd 4.000 chemische Substanzen gescreent. Dabei fanden sich etliche neue Substanzen mit Antivirulenzeffekten, die die Flagellenbiosynthese bei H. pylori in vitro unterdrückten und teilweise deren Motilität direkt hemmten sowie die Flagellin-Transkription und die Flagellin-Proteinmengen reduzierten (Flagelline sind zentrale Motilitätseiweiße der Geißeln). In vivo, bei mit H. pylori infizierten Mäusen, konnte mindestens eines dieser Antimotiline eine starke Reduktion der bakteriellen Vermehrung im Magen bewirken, ohne dass die normale bakterielle Darmflora dabei signifikant geschädigt wurde. „Das wäre ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Antibiotika, die häufig auch die unverzichtbaren ‚guten‘ Darmbakterien dauerhaft angreifen“, erklärt Josenhans.

Für eine erfolgreiche Behandlung einer H.-pylori-Infektion werden derzeit mehrere Klassen von Antibiotika kombiniert, was zum Teil zu schweren Nebenwirkungen sowie weiter zunehmenden Antibiotikaresistenzen der Bakterien führen kann. „Die von uns Antimotiline genannten Substanzen könnten eine Ergänzung oder Alternative zu konventionellen Antibiotikatherapien darstellen und langfristig dazu beitragen, die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu reduzieren“, betont Prof. Dr. med. Sebastian Suerbaum, Erstautor der Publikation. Die Forscher planen nun, die genaue Wirkweise dieser Antimotiline zu identifizieren und sie dann als neue antibakterielle Therapie weiterzuentwickeln.

Pressemitteilung Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, März 2022
Suerbaum S. et al.; mBio 2022 Mar 1; e0375521, DOI 10.1128/mbio.03755-21, PMID 35227071

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