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Gynäkologie

Mamma- und Endometriumkarzinom

Neue Studiendaten

Barbara Hauter und Dr. rer. nat. Reinhard Merz

27.6.2023

Die Fortschritte bei der medikamentösen Therapie gynäkologischer Tumoren sind atemberaubend. Auf dem SABCS standen u. a. neue Daten zu Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen im Mittelpunkt. Vom Endometrium-karzinom gibt es aktuelle Daten zur Kombinationstherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor.

Das San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) gehört zu den jährlichen Highlights der gynäkologischen Onkologie. Hier werden die aktuellsten Studien präsentiert und darüber hinaus ist der SABCS mittler­weile auch ein wichtiger Treffpunkt zum wissenschaftlichen Austausch unter den Gyn-Onkologen allgemein geworden.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) geben das Chemotherapeutikum gezielt und hocheffektiv an den Tumor ab und entwickeln dadurch weniger toxische Nebenwirkungen als eine herkömmliche Chemotherapie. Aktualisierte Daten der Phase-III- Studie DESTINY-Breast03 zeigen, dass Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) im Vergleich zu Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) eine signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung des Gesamtüberlebens (OS) bei Patientinnen mit HER2-positivem inoperablem und/oder metastasiertem Mammakarzinom aufweist, die zuvor mit Trastuzumab und einem Taxan behandelt wurden (HR = 0,64; 95%-KI 0,47–0,87; p = 0,0037).

Der beobachtete Überlebensvorteil war in allen untersuchten Subgruppen konsistent, einschließlich Patientinnen mit oder ohne Hirnmetastasen, mit oder ohne viszerale Erkrankungen, bei Hormonrezeptor(HR)-positiven oder HR-negativen Patientinnen. Zudem war der beobachtete Überlebensvorteil unabhängig von der vorherigen Behandlung mit Pertuzumab oder systemischen Therapielinien.

Sacituzumab Govitecan (SG) wird schon seit Längerem beim Triple-negativen Mammakarzinom eingesetzt. Die beim SABCS 2022 vorgestellten Daten stammen nun von Patientinnen mit HR+/HER2-metastasiertem Brustkrebs, die unter endokrinbasierten Therapien und mindestens zwei Chemotherapien eine Krankheitsprogression hatten. Vergleichen wurden PFS, OS und die objektive Ansprechrate (ORR) im Vergleich zur Vergleichstherapie nach Wahl des Behandlers. SG verbesserte dabei sowohl das PFS als auch das OS bei vorbehandeltem HR+/HER2-metastasiertem Brustkrebs – und das über alle Trop-2-Expressionsniveaus hinweg. Das Sicherheitsprofil von Trodelvy in TROPiCS-02 stimmte mit früheren Studien überein, wobei in dieser Population keine neuen Sicherheitssignale identifiziert wurden.

CDK4/6-Inhibitoren

Auch zu Ribociclib wurden Daten auf dem SABCS 2022 vorgestellt. Sie stammten aus der Phase-II-Studie RIGHT Choice an Patientinnen mit aggressiven Formen eines HR-positiven/HER2-negativen metastasierten Mammakarzinoms (dazu zählten symptomatische viszerale Metastasen, schnelle Krankheitsprogression oder deutlich symptomatische nicht viszerale Metastasen), die entweder mit dem CDK4/6-Inhibitor Ribociclib plus AI und GnRH-Hemmung oder mit einer Kombinationschemotherapie behandelt wurden. Im Ribociclib-Arm ergab sich ein Vorteil im progressionsfreien Überleben (PFS) von fast einem Jahr.

ADC und Checkpoint-Inhibitoren zeigen ihr erhebliches Potenzial.

Für einen weiteren CDK4/6-Inhibitor, Abemaciclib, wurde ein Update der MonarchE-Studie präsentiert. Patientinnen mit frühem, HR-positivem/HER2-negativem Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko profitieren auch bei längerer Nachbeobachtungszeit deutlich von der Zugabe des CDK4/6-Inhibitors.

Daten der Interimsanalyse mit einem medianen Follow-up von 42,0 Monaten zeigten einen deutlichen Vorteil im Überleben ohne invasive Erkrankung (IDFS). Das relative Risiko für ein IDFS-Ereignis im Abemaciclib-­Arm war insgesamt um 35 % reduziert. Von besonderer Relevanz für die Therapieentscheidung sei nach Ansicht der Autoren die deutliche Reduktion von Fernmetastasen im Abemaciclib-Arm (146 vs. 233).

Selektive Estrogenrezeptor-Degrader

Beim HR+/HER2-negativen Brustkrebs stehen viele Therapieoptionen zur Verfügung, doch die Studienlage ist heterogen. Orale selektive Estrogenrezeptor-Degrader (SERD) wie Elacestrant gelten als Option nach Progression unter einem CDK4/6-Inhibitor. Elacestrant wurde in der EMERALD-Studie an fast 500 Frauen mit ER+, HER2-fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs untersucht, die zuvor mindestens eine endokrine Therapie einschließlich einer Vorbehandlung mit einem CDK4/6-Inhibitor erhalten hatten.

Die Patientinnen erhielten randomisiert Elacestrant vs. Fulvestrant oder einen Aromatasehemmer. Primärer Endpunkt war das PFS. Patientinnen, die über einen längeren Zeitraum einen CDK4/6-Hemmer erhalten hatten, zeigten ein längeres PFS, wenn sie mit Elacestrant behandelt wurden. Ein weiterer oraler SERD ist der noch nicht zugelassene Wirkstoff Camizestrant. Hier wurden auf dem SABCS die Ergebnisse einer Dosisfindungsstudie vorgestellt.

Neues auch vom Endometriumkarzinom

Nicht nur für die Indikation Mammakarzinom sind neue Studien verfügbar. Patientinnen mit Endometri­umkarzinom im fortgeschrittenen Stadium oder mit einem Tumorrezidiv haben eine schlechte Prognose und begrenzte Behandlungsoptionen. Besonders auffallend ist dies bei Patientinnen, deren Erkrankung nach einer vorherigen adjuvanten platinbasierten Therapie fortschreitet und bei denen eine kurative Operation oder Bestrahlung nicht möglich ist.

Im Februar 2023 wurden Interimsergebnisse der ­Phase-III-Studie KEYNOTE-868 präsentiert. Bei Patientinnen mit fortgeschrittenem oder rezidivierendem Endometriumkarzinom zeigte der Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab in Kombination mit einer Chemotherapie (Carboplatin und Paclitaxel) dabei eine Verbesserung des PFS im Vergleich zur alleinigen Standard-Chemotherapie in der Erstlinie. Diese Ergebnisse zeigen das Potenzial von Pembrolizumab in der Kombination für Patientinnen mit Endometriumkarzinom in den Stadien III bis IV oder mit einem Tumorrezidiv. Das Ansprechen war unabhängig vom Mismatch-Reparatur-Status des Endometriumkarzinoms, das entweder eine Mismatch-Reparatur-Profizienz (pMMR) oder eine Mismatch-Reparatur-­Defizienz (dMMR) aufwies.

Pressemeldungen von Daiichi Sankyo & AstraZeneca Europe, Novartis Pharma GmbH, Lilly Oncology; Gilead Sciences, MSD Sharp & Dohme GmbH

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