Stiche von Wespe oder Biene können heftige Reaktionen hervorrufen. Wann ist eine allergologische Abklärung sinnvoll? Was hilft akut? Wann und wie lange ist eine spezifische Immuntherapie indiziert? Die aktuelle S2k-Leitlinie gibt umfassende Empfehlungen, die beim Allergo Update im März 2025 vorgestellt wurden.
Klinisch bedeutsame Reaktionen nach Insektenstichen werden in Deutschland am häufigsten durch Honigbiene und Faltenwespe hervorgerufen, berichtete Prof. Dr. med. Margitta Worm (Berlin). Das Toxin führt in den meisten Fällen zu einer zwar unangenehmen, aber harmlosen Stichreaktion mit unmittelbarem Schmerz, gefolgt von Rötung, Schwellung und Juckreiz. Eine gesteigerte oder überschießende Lokalreaktion ist gekennzeichnet durch eine Schwellung von > 10 cm über > 24 Stunden. In der symptomatischen Akutbehandlung können gemäß aktueller S2k-Leitlinie zur Bienen- und Wespengiftallergie Antihistaminika und kühlende Umschläge angewendet werden, kurzzeitig auch Kortikosteroide [1].
Bei einer nicht infektiösen Lymphangitis oder Lymphadenopathie seien Antibiotika nicht empfohlen, so Worm. Ebenfalls nicht empfohlen ist eine Bestimmung des spezifischen IgE bei Lokalreaktionen. Denn dies sei generell oft erhöht, jedoch in solchen Fällen ohne therapeutische Relevanz, und führe daher zu unnötiger Verunsicherung. Insektengifte gelten als die häufigsten Auslöser schwerer allergischer Reaktionen bei Erwachsenen, bei Kindern stehen sie nach den Nahrungsmittelallergien an Platz 2. Bei einer allergischen Allgemeinreaktion nach Hymenopterenstich in der Vorgeschichte soll daher eine allergologische Testung in die Wege geleitet werden, so die Expertin. Das Langzeitmanagement systemischer allergischer Reaktionen umfasse die detaillierte Aufklärung zur Allergenvermeidung und ggf. die Verordnung eines Notfallsets mit ausführlicher Anwendereinweisung.
Allergenimmuntherapie: wann und wie lange?
Eine Indikation zur Hymenopterengift-Allergen-Immuntherapie (HG-AIT) besteht laut Leitlinie bei Bienen- oder Wespenstichanaphylaxie ab dem Schweregrad II sowie bei systemischen Stichreaktionen vom Schweregrad I und Risikofaktoren oder Einschränkungen der Lebensqualität, sofern eine IgE-vermittelte Sensibilisierung nachweisbar ist. Eine HG-AIT biete nicht nur einen guten Schutz, sondern verbessere auch die Lebensqualität, so Worm [2]. Zur Dauer der HG-AIT gibt die Leitlinie neue Empfehlungen: Ohne Risikokonstellation kann sie nach 3 bis 5 Jahren beendet werden. Eine dauerhafte HG-AIT kann erwogen werden bei Mastozytose, Herz-Kreislauf- oder Atemstillstand infolge Insektenstich in der Vorgeschichte sowie bei erhöhtem individuellem Risiko. Bei stark erhöhter und nicht vermeidbarer (z. B. beruflicher) Insektenexposition kann sie bis zum Ende des intensiven Kontakts durchgeführt werden. Betroffene mit Anaphylaxie ab Grad III oder weiteren Risikofaktoren (z. B. hohes Expositionsrisiko, wiederholte systemische allergische Reaktionen unter IT, Mastzellerkrankungen, erhöhte Tryptase) sollen laut Leitlinie während und nach der HG-AIT ein Notfallset mit Adrenalin-Autoinjektor mitführen.
Vortrag „Anaphylaxie und Insektengiftallergie” anlässlich des 15. Allergo Updates 2025, Mainz/hybrid, März 2025