Ältere Krebspatientinnen stellen eine hochheterogene Gruppe dar, deren physiologische Reserve, Komorbiditäten und funktioneller Status stark variieren. Diese Heterogenität beeinflusst Lebenserwartung, Therapieansprechen und Toxizität erheblich und erfordert eine differenzierte geriatrisch-onkologische Beurteilung.
Ein zentrales Instrument hierfür ist das G8-Screening, ein kurzes, onkologiespezifisches Verfahren mit 8 Fragen, das in weniger als 2 Minuten durchgeführt werden kann. Es bewertet unter anderem Ernährungszustand, Mobilität, psychische Gesundheit und Medikation. Ein Score von ≤ 14 weist auf ein erhöhtes Risiko für Gebrechlichkeit und schlechtere Prognose hin. Studien zeigen, dass ein niedriger G8-Wert mit signifikant reduzierter Gesamtüberlebenszeit korreliert. Bei etwa der Hälfte der Brustkrebspatientinnen über 70 Jahre liegt ein auffälliger G8-Wert vor, was die Relevanz eines routinemäßigen Screenings unterstreicht.
Die geriatrische Beurteilung (Comprehensive Geriatric Assessment, CGA) liefert über das Screening hinaus vertiefte Informationen zu funktionellen, kognitiven und sozialen Aspekten. Sie kann den Therapieplan verändern, Chemotoxizität und funktionelles Outcome vorhersagen sowie gezielte Interventionen ermöglichen. Randomisierte Studien belegen, dass geriatrische Interventionen die Häufigkeit schwerer Toxizitäten signifikant reduzieren, die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität verbessern und die Wahrscheinlichkeit des Therapieabschlusses erhöhen.
Therapeutisch gilt in der metastasierten Brustkrebstherapie älterer Patientinnen die Individualisierung als Leitprinzip:
Die Tolerabilität der Therapie ist bei älteren Patientinnen deutlich variabler. Alterungsbedingte Veränderungen von Pharmakokinetik und -dynamik, Komorbiditäten und Polypharmazie erhöhen das Risiko schwerer Toxizitäten und erfordern angepasste Dosierungsschemata. Dennoch sind ältere Patientinnen in klinischen Studien nach wie vor stark unterrepräsentiert, was die Evidenzbasis erheblich einschränkt.
Die Integration von Gebrechlichkeits- und Geriatrie-Assessment in die Routinepraxis ist essenziell, um Über- und Unterbehandlung zu vermeiden, die Lebensqualität zu erhalten und patientenzentrierte Entscheidungen zu fördern. Wie Laura Biganzoli (Prato/Italien) betonte: „Die beste Behandlung für die Krankheit ist nicht immer die beste Behandlung für den Patienten.“
Session „Optimising treatment for aging patients living with metastatic breast cancer“