Die Session konzentrierte sich auf die patientenzentrierte Versorgung durch digitale Innovationen im onkologischen Bereich und Patient Reported Outcomes (PRO). Dr. med. Thomas Deutsch (Heidelberg) begann mit der Evidenz aus der metastasierten Situation, wo PRO bereits eine Verbesserung der Lebensqualität, Reduktion ungeplanter Hospitalisierungen und eine Verlängerung des Gesamtüberlebens gezeigt haben.
Für die Neoadjuvanz wurden realistische und relevante Ziele von PRO-Messungen diskutiert, darunter der Therapievergleich, Benchmarking, die Reduktion von Nebenwirkungen und Hospitalisierungen, eine höhere Therapiedichte sowie die Lebensqualität als Prognosemarker. Die Enable-Studie in Heidelberg und Tübingen verglich einen Kontrollarm mit 6 definierten Lebensqualitätsabfragen mit einem Interventionsarm, der zusätzlich ein wöchentliches PRO-Monitoring umfasste. Bei signifikanter Verschlechterung der Lebensqualität wurde ein Symptom-Monitoring ausgelöst, das Handlungsempfehlungen für Patientinnen und Benachrichtigungen an das Behandlungsteam zur Folge hatte. Eine Smartphone-App unterstützte Patientinnen mit Therapieplänen, Terminen, Lerninhalten und Kontaktmöglichkeiten. Die Ergebnisse der Enable-Studie (derzeit in Publikation) zeigten, dass Patientinnen im Interventionsarm signifikant mehr Therapieanpassungen bei Taxan-basierten Therapien hatten. Zudem stellte die Studienautorengruppe fest, dass Patient Reported Outcomes als Prognosemarker dienen können. Zusammenfassend liefert die Studie Hinweise darauf, dass PRO Unterschiede in der Therapiedichte aufzeigen und als Prognosemarker dienen können, auch wenn ein direkter Einfluss des Monitorings auf die pCR-Rate noch nicht ableitbar ist.
Trotz vieler Studien, die einen Überlebensbenefit und positive Effekte von PRO belegen, werden sie in der klinischen Routine selten standardmäßig genutzt. Häufig genannte Barrieren sind der hohe Aufwand, fehlende IT-Unterstützung, hohe Kosten, die Überlastung des Personals und Bedenken hinsichtlich der Alarmflut. Prof. Dr. med. Maria Margarete Karsten (Berlin) entkräftete diese Bedenken durch die PRO-B-Studie. Diese wurde in 52 deutschen Zentren (von Unikliniken bis zu kleinen städtischen Häusern) mit Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs durchgeführt, die Zugang zu einem Smartphone hatten. Die Patientinnen wurden 1 : 1 randomisiert: Die Interventionsgruppe erhielt wöchentlich einen Fragebogen auf ihr Handy, die Kontrollgruppe alle 3 Monate. Bei einer detektierten Verschlechterung wurde automatisch ein Alarm an das Behandlungsteam ausgelöst, das die Patientin innerhalb von 48 Stunden telefonisch kontaktieren sollte, um Unterstützungsbedarf zu klären. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Reduktion der Fatigue in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Dieser Effekt war nicht nur statistisch, sondern auch klinisch bedeutsam (Minimal Clinical Important Difference) und in allen Subgruppen, insbesondere bei Patientinnen mit viszeraler Metastasierung und triple-negativem Mammakarzinom, sichtbar. Zudem wurde eine deutlich bessere Symptomkontrolle in der Interventionsgruppe festgestellt, insbesondere bei Schmerzen, Dyspnoe, Übelkeit und Erbrechen. Prof. Karsten schlussfolgerte, dass die PRO-B-Studie belegt, dass PRO-Monitoring zur Verbesserung der Fatigue, zur Reduktion der Mortalität und zur besseren Symptomkontrolle führt und in der deutschen Routineversorgung umsetzbar ist.
Patientenzentrierte Versorgung durch digitale Innovation