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Kongress-Ticker

Opioidtherapie

Testosteronmangel bleibt oft unerkannt

10.11.2023

Eine Langzeittherapie mit Opioiden geht mit einer reduzierten Testosteronproduktion einher, was die Lebensqualität der Behandelten durch somatische, kognitive und psychovegetative Beschwerden stark beeinträchtigen kann.

„Eine dauerhafte Opioid-Gabe zeigt Nebenwirkungen auf das endokrine System, beispielsweise durch Hemmung der Sekretion von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) oder follikelstimulierendem Hormon (FSH). So entsteht ein symptomatischer Testosteronmangel“, sagte Prof. Dr. med. Michael Zitzmann (Münster). Ganz besonders bei Opioid-Patienten bestehe hier ein großes Defizit.

„Auch bei Frauen kann ein Opioid-induzierter Testosteronmangel (OPIAD) somatische und psychische Folgen haben, allerdings in geringerem Ausmaß“, ergänzte PD Dr. med. Stefan Wirz (Bonn). Dies sei aber noch zu wenig erforscht, um evidenzbasierte Aussagen zu treffen.

Wichtig zu wissen sei, dass der Testosteronmangel bei beiden Geschlechtern unter einer langfristigen Schmerztherapie nicht linear stattfinde. Wirz erklärte dazu: „Manche Patienten weisen sehr niedrige Testosteronspiegel auf, haben aber keinerlei Beschwerden. Andere haben im Vergleich dazu bei Spiegeln, die nur wenig unterhalb des Normalwerts liegen, schon starke Beschwerden“.

Therapeutinnen und Therapeuten sollten bei induzierter Opioidtherapie auch wissen, dass die Dosierung relevant sein kann. „Je höher dosiert wird,  

desto häufiger kommt es zu Hypogonadismus. Zudem gibt es Studien, die zeigen, dass der eingesetzte Wirkstoff und seine Darreichungsform maßgeblich sind“, so Wirz. Wirkstoffe, die den μ-Opioidrezeptor stark aktivieren, beeinflussen den Testosteronhaushalt entsprechend massiv. Morphine, Fentanyl oder Oxycodon sind Beispiele dafür. Bei Buprenorphin, Tramadol oder Tapentadol sei dies nicht der Fall. In Bezug auf die Darreichungsform senken zudem retardierte Formen den Testosteronhaushalt stärker.

Männlicher Hypogonadismus – ernst zu nehmende Erkrankung

„Zu den klinischen Symptomen“, so Zitzmann, „zählen ein reduziertes Hodenvolumen sowie eine verminderte Körperbehaarung, viszerales Übergewicht, Abnahme der Muskelmasse, metabolische Störungen (z. B. Typ-2-Diabetes), reduzierte Knochendichte (Osteoporose) oder reduzierte Blutbildung (Anämie). Diese werden ergänzt durch sexuelle Funktionsstörungen sowie verminderte kognitiver Funktionen wie Fatigue oder depressive Verstimmungen.“

Welche Applikationsform eignet sich nun am besten? „In erster Linie sollten hier lang oder kurz wirksame i. m. Injektionen oder Testosteron-Gele zum Einsatz kommen.“ Diese Darreichungsformen entsprechen Zitzmann zufolge dem körpereigenen zirkadianen Rhythmus, während eine orale Medikation starken Schwankungen unterliegt.

Zitzmann zitierte eine Studie, die die Effizienz der Geltherapie versus Placebo bei jeweils 400 männlichen Probanden belegt [1]. „Hier kam es zu einer signifikanten Verbesserung aller sexuellen Funktionen und einer deutlichen Verbesserung physischer Funktionen wie Stimmung und Energielevel, Anämie und Knochendichte.“

1 Snyder et al., Endocr Rev 2018; 39: 369–86
Symposium „Testosteronmangel unter Opioidtherapie – häufig unerkannt trotz hoher Relevanz“ (Veranstalter: Besins Healthcare Germany GmbH)

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