Bei an sytemischem Lupus erythematodes (SLE) Erkrankten treten oft bereits früh schwere Organschäden auf, die durch die Krankheitsaktivität selbst wie auch durch die immunsuppressive Therapie mit Glukokortikoiden bedingt sein können. Fachgesellschaften empfehlen, frühzeitig eine Biologika-Therapie einzuleiten.
Sowohl die EULAR als auch die Organisation Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) empfehlen, den frühzeitigen Einsatz von Biologika wie Belimumab bei aktivem SLE bzw. aktiver Lupusnephritis (LN) zu erwägen.
Die 2023 aktualisierten EULAR-Empfehlungen zum SLE-Management bestätigen für alle Patientinnen und Patienten Hydroxychloroquin (HCQ) in einer Ziel-Dosierung von 5 mg/kg Körpergewicht. Glukokortikoide (GC) sollten auf ≤ 5 mg/Tag reduziert bzw. – sofern möglich – ganz abgesetzt werden. Bei SLE-Erkrankten, die nicht auf eine Basistherapie mit HCQ allein ansprechen und GC nicht unter die Zieldosis von 5 mg/Tag senken können, sollte die zusätzliche Gabe von immunmodulierenden/immunsuppressiven Wirkstoffen (z. B. Methotrexat, Azathioprin oder Mycophenolat-Mofetil) und/oder Biologika wie Belimumab erwogen werden.
Konventionelle Immunsuppressiva müssen vor Beginn der Behandlung mit Biologika nicht eingesetzt worden sein.
Benefit durch Belimumab als Add-on
Der BLyS(B-Lymphozyten-Stimulator-Protein)-spezifische Inhibitor Belimumab ist als einziges Biologikum zugelassen als Zusatztherapie bei Personen ab 5 Jahren mit aktivem SLE und hoher Krankheitsaktivität trotz Standardtherapie sowie zur Behandlung Erwachsener mit aktiver Lupusnephritis in Kombination mit immunsuppressiven Basistherapien.
In klinischen Studien war die Gabe von Belimumab zusätzlich zur Standardtherapie gegenüber der alleinigen Standardtherapie signifikant überlegen hinsichtlich der Reduktion der Krankheitsaktivität gemäß SLE Responder Index(SRI)-4 in Woche 52. Zudem konnten unter der Therapie mit Belimumab Steroide eingespart werden und die Lebensqualität der Betroffenen verbesserte sich, erklärte Dr. med.Johanna Mucke (Düsseldorf). Darüber hinaus weisen Daten (Propensity-Score-Matched-Analysen) auf eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für zunehmende Organschäden unter Belimumab plus Standardtherapie hin (vs. Standardtherapie allein).
Versorgung optimieren – Ziele erreichen
Trotz der aktualisierten Empfehlungen werden die Therapieziele oft nicht erreicht: Lediglich 20–50 % der SLE-Patienten und -Patientinnen kommen in Remission, 37–74 % erreichen eine niedrige Krankheitsaktivität. Daher sollte die Patientenversorgung weiter optimiert und therapeutische Trägheit („clinical inertia“) vermieden werden, betonte Dr. med. Jan-Gerd Rademacher (Göttingen). Eine ausführliche Aufklärung und ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis seien unerlässlich, um die Adhärenz der Erkrankten zu verbessern. Weiterbildung und fachlicher Austausch mit Kollegen und Kolleginnen könnten dazu beitragen, sich der „clinical inertia“ bewusst zu werden und die Behandlung noch stärker an den aktualisierten Empfehlungen zu orientieren. Besonders wichtig für ein gutes SLE-Management sei es, standardmäßig die Krankheitsaktivität zu erfassen.
Symposium „Von der Theorie in die Lupus-Behandlung – S3-Leitlinie, EULAR, KDIGO & Co. => Wie gelingt‘s?“ (Veranstalter: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG)