Die Einnahme von GLP-1-Rezeptoragonisten wirkt sich nicht nur positiv auf die Blutzuckerwerte aus, sie verbessert auch die kardiovaskulären Endpunkte bei Hochrisiko-Patienten mit Typ-2-Diabetes – und findet sich daher als Empfehlung in den ESC-Leitlinien von 2019.
Typ-2-Diabetes geht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher, wobei Dyslipidämie, Entzündung, abnormaler Glucose-Metabolismus und die Herz-Nieren-Interaktion eine Rolle spielen, erläuterte Dr. R. Scott Wright (Mayo Klinik, Rochester, USA). Antiplättchenwirkstoffe, Antihypertonika, glykämische Kontrolle, Kontrolle des Low Density Lipoproteins sowie Lifestyle-Modifikationen (v. a. Gewichtsverlust) reduzieren das Risiko. Während Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D keinen nachgewiesenen Benefit bei der Lipidsenkung haben, tauchen als neue Medikamente am Horizont das Angiopoetin-ähnliche Protein 3 (ANGPTL3) und Inhibitoren des Apolipoproteins C3 auf. Gegen das „ominöse Oktett“ – laut Wright eine Abnahme von Insulinsekretion und Decretin-Effekt, eine verminderte Glucose-Aufnahme, eine Erhöhung von Glucose-Reabsorption, hepatischer Glucose-Produktion und Glukagon-Sekretion sowie eine Fehlfunktion der Neurotransmitter – wirken Agenzien, die auf das Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) zielen.
ESC-Guidelines empfehlen GLP-1-Analoga
Einmal pro Woche injiziert, ist das GLP-1-Analogon Semaglutid zur Behandlung des unzureichend kontrollierten Typ-2-Diabetes als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität geeignet. Semaglutid schützt Arterien und Myokard und wirkt glucosesenkend. In einer Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass der GLP-1-Rezeptoragonist die kardiovaskulären Endpunkte bei Diabetikern mit einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse positiv beeinflussen konnte, berichtete Prof. Dr. med. Nikolaus Marx (Aachen). Als ursächlich dafür wird eine Reduktion der Arteriosklerose-bedingten Ereignisse angenommen, zudem wurde unter Semaglutid im Vergleich zu Placebo ein signifikanter Gewichtsverlust beobachtet. Auch die European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt in ihren Guidelines von 2019 die GLP-1-Agonisten: so sollte Metformin bei Typ-2-Diabetes und moderatem kardiovaskulären Risiko eingesetzt werden, SGLT2-Hemmer und GLP-1-RA bei einem hohen bis sehr hohen Risiko. Der an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule verfolgte „Aachen cardiology approach“ sieht zudem ein Diabetes-Screening bei allen stationären kardiologischen Patienten vor sowie eine Therapie mit GLP-1-RA oder SGLT-2-Inhibitoren mit nachgewiesenem kardialen Benefit.
Von den modifizierbaren kardiovaskulären Risikofaktoren Schlaf, Ernährung, sitzender Lebensstil und Stress äußert sich chronischer psychosozialer Stress besonders deutlich, erläuterte Prof. Matthias Nahrendorf (Boston, USA), denn er entfacht eine Entzündung im arteriosklerotischen Plaque, die auch in der Positronenemissionstomografie sichtbar wird. Im Gegensatz dazu wirkt Bewegung reduzierend auf die Leukozytenzahl, die Proliferation des Knochenmarks und eine bestehende Arteriosklerose und beeinflusst darüber hinaus auch den Leptinrezeptor.
Symposium „Modifiable risk factors and cardiovascular disease“ (Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH)