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Kongress-Ticker

Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Senioren

Präventivmaßnahmen einleiten und Polypharmakotherapie überdenken

Angelika Ramm-Fischer

8.11.2022

Durch Reduktion beeinflussbarer Ursachen ist es nachgewiesenermaßen möglich, Herz-Kreislauf- Erkrankungen vorzubeugen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die körperliche Bewegung bzw. individuell abgestimmte Trainingsprogramme. Aber lohnt sich die Prävention noch bei 70-Jährigen?

Bei der Prävention gehe es darum, wie viel man damit zur Verhinderung kardiovaskulärer Erkrankungen erreichen kann bzw. um den Allgemeinzustand des Patienten, erklärte Prof. Dr. med. Harm Wienbergen (Bremen). Je nach Fitness eines älteren oder hochbetagten Menschen ist zu entscheiden, wie viel und welche Prävention er brauche. Eine wesentliche Komponente sei die körperliche Aktivität. Sie reduziert nachweislich die Pflegebedürftigkeit, verbessert die Lebensqualität und kann Leben verlängern. In der LIFE-Studie wurde konsistent über verschiedene Subgruppen gezeigt, dass selbst über 80-Jährige von einem Trainingsprogramm profitieren. Immobilität und Sturzneigung wurden signifikant reduziert. Wie in einer Metaanalyse gezeigt wurde, kann körperliche Bewegung auch einem kognitiven Abbau vorbeugen. Idealerweise werden Patienten dabei in Präventionsprogrammen von Präventionsassistenten angeleitet und motiviert, für die jetzt erstmals eine standardisierte Ausbildung angeboten wird.* Die IPP-Studie belegt, dass bei Patienten nach ­Myokardinfarkt mit intensivem, begleitetem Präven­tionsprogramm weniger kardiovaskuläre Ereignisse auftreten.

Lipide senken und Blutdruck kontrollieren

Eine aktuelle Metaanalyse zeigt, dass Lipidsenker zur Vermeidung kardiovaskulärer Ereignisse sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprophylaxe bei älteren Patienten effektiv sind. Angesichts möglicher Wechselwirkungen bei einer Polymedikation empfehlen die ESC-Leitlinien hier eine individuelle Präventionsmedizin, einen „Stepwise approach“ zur Einstellung der Risikofaktoren. In ähnlicher Weise werden zur Prävention bei über 70-Jährigen auch moderatere Zielwerte beim Blutdruck empfohlen (< 140 mmHg, bis zu 130 mmHg, wenn verträglich).

Multimorbidität

Senioren nehmen nicht selten zehn oder mehr Medikamente ein: Blutdruck- und Lipidsenker, Schmerzmittel (oft OTC-Präparate, die man erfragen muss), Antidiabetika, Aspirin etc. Eine Polypharmakotherapie könne laut Prof. Dr. med. Tilo Grosser (Bielefeld) bei Multimorbidität durchaus angemessen sein, zu beachten sei jedoch, dass ggf. die Dosis anzupassen ist. Zudem sollte man überlegen, wenn Medikamente auf der Liste für „potentially inappropriate medications“ (Priscus-Liste) stehen, welche suboptimale Therapie evtl. abgesetzt oder ausgetauscht werden kann, um Interaktionen zu vermeiden. Sie könnten zu gastrointestinalen Nebenwirkungen, Blutdruckanstieg oder auch Wirkungsverlust führen, was beispielsweise bei der Kombination von nicht steroidalen Antiphlogistika und Aspirin der Fall sei.

* Curriculum „Kardiovaskuläre Präventionsassistenz“ der DGK Symposium „Kardiologie beim älteren Patienten“

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