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DGK 89. Jahrestagung

Globale Erwärmung

Einfluss des Klimawandels auf die kardiovaskuläre Gesundheit

25.4.2024

Aktuelle Studien zeigen, dass die im Zuge des Klimawandels vermehrt auftretenden hohen Temperaturen einen Einfluss auf die Gesundheit haben. So steigt die kardiovaskuläre Mortalität. Mitentscheidend sind allerdings weitere Faktoren wie Luftschadstoffe, Alter und Komorbiditäten.

Die europäischen Städte werden zunehmend Hotspots für Hitzewellen. Im Vergleich schreitet Deutschland bei der Klimaerwärmung sogar schneller voran. So ließe sich derzeit weltweit eine Zunahme von etwa 1,1 °C verzeichnen, wohingegen Deutschland schon die 2 °C überschritten hätte, sagte Dr. Ale-xandra Schneider (Oberschleißheim Neuherberg). Auch bei der Häufigkeit der Hitzetage (über 30 °C) ist der Wandel zu beobachten: Im Jahr 1951 waren es 4,2 Tage, 2022 waren es 8,6 Tage mehr. Im Gegenzug haben Eistage (unter 0 °C) deutlich abgenommen.

Die Studie EXHAUSTION beschäftigt sich mit dem Einfluss von hohen Temperaturen auf die Gesundheit [1]. Die Analyse von 204 europäischen Städten hat u. a. ergeben, dass die kardiovaskuläre Mortalität ein relatives Risiko von fast 1,5 hat, wenn die Temperatur in den Städten von der 75. zur 99. Perzentile ihrer eigenen Temperaturverteilung zunimmt. In Deutschland beträgt das relative Risiko fast 2 – und liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Mehr Schlaganfälle bei nächtlicher Hitze

Zur ursachenspezifischen Mortalität liefert das Herzinfarktregister in Augsburg Fakten [2]. „Ganz klassisch lässt sich die Assoziation zwischen Kälte und Herzinfarkt erkennen. Wir haben aber auch gesehen, dass sich in der späteren Zeitperiode, also 2001 bis 2014, eine Assoziation zwischen Hitze und Herzinfarkt abzeichnet. Und die wurde deutlicher bei Leuten mit bestimmten Komorbiditäten“, erklärte Schneider. Besonders stark hätten Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes und Hyperlipidämie zu der gestiegenen Hitzeassoziation beigetragen. Auch eine Medikamenteneinnahme scheint zur Anfälligkeit für hohe Temperaturen beizutragen. „Noch sind wir nicht sicher, welche Rolle sie spielt. Machen die Medikamente besonders anfällig für Hitze, was z. B. bei Betablockern denkbar wäre, oder steht die Medikamenteneinnahme dafür, dass diese Personen besonders krank sind und stärker auf die Hitze ­reagieren?“, so Schneider. Zudem konnte das Forscher­team feststellen, dass eine nächtliche Hitze, die im Zuge des ­Klimawandels zunimmt, mit dem vermehrten Auftreten von Schlaganfällen assoziiert ist [3]. Zudem spielen Umweltfaktoren wie Luftschadstoffe hinein. So hat die Studie EXHAUSTION gezeigt, dass die ­Hitzeeffekte durch die gleichzeitige Luftschadstoffkonzentration noch modifiziert werden. „Hitze wirkt umso stärker, je mehr Luftschadstoffe gleichzeitig vorhanden sind“, resümierte Schneider und fasste zusammen: „Die globale Erwärmung wird zu häufigeren und intensiveren Hitzeevents führen. Sie wirkt zusammen mit den Luftschadstoffen und zusammen mit dem Alter der Personen.“ Außerdem sind individuelle Faktoren wie der sozioökonomische Status sowie eventuelle Komorbiditäten mit darüber entscheidend, ob der Klimawandel Gesundheitseffekte auf den Einzelnen hat.

  1. https://www.exhaustion.eu/
  2. Chen K et al., Eur Heart J 2019; 40: 1600–08
  3. He C et al., The Lancet Planetary Health 2022; 6: E648–E657

Vortrag „Einfluss des Klimawandels auf die kardiovaskuläre Gesundheit“

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