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Kongress-Ticker

Multiple Sklerose

Symptomatische Therapie mit Cannabis

23.1.2025

Ein Fertigarzneimittel, das die Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol im definierten Verhältnis enthält, kann sich günstig auf spastikinduzierte Schmerzen auswirken und dazu beitragen, dass Menschen mit MS ihre individuellen Therapieziele erreichen können.

Ein häufig auftretendes Symptom bei Multipler Sklerose (MS) ist Spastik, von der während des Krankheitsverlaufs etwa 80 % betroffen sind [1]. Dabei kann die MS-assoziierte Spastik zu vielfältigen Einschränkungen führen, beispielsweise Muskelkrämpfen, eingeschränkter Mobilität aufgrund von Gangstörungen, Schmerzen, Blasenproblemen oder Schlafstörungen. In Deutschland hat sich die Versorgungssituation der von MS-Spastik Betroffenen zwar in den vergangenen Jahren verbessert, trotzdem werden viele Patienten und Patientinnen immer noch unzureichend behandelt, das zeigen Daten des Registers der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) [2].

Zudem weisen die Ergebnisse einer schwedischen Kohortenstudie zum Einsatz herkömmlicher Antispastika darauf hin, dass diese Therapie von Betroffenen nach relativ kurzer Zeit beendet wird [3].

Eine alternative Behandlungsmethode ist der Einsatz von Medizinalcannabis, der Cannabisblüten und ­-extrakte (Öle) sowie einige Fertigarzneimittel umfasst. Seit Anfang April 2024 können Ärztinnen und Ärzte medizinisches Cannabis per elektronischem Rezept verordnen, denn die Verordnung von Cannabis­arznei­mitteln unterliegt nicht länger dem Betäu­bungs­mittelgesetz. Die S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zur Diagnostik und Therapie der MS nennt explizit zur Add-on-Therapie der Spastik bei MS ein Mundspray, das die Cannabinoide Delta- 9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) im definierten Verhältnis enthält [4].

Studie belegt hohen Zusatznutzen

Dass sich das Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis auch günstig auf spastikinduzierte Schmerzen auswirken kann, belegen unter anderem die Daten der placebokontrollierten, doppelblinden SAVANT-Studie mit 106 Teilnehmenden [5]. Nach 12 Wochen Zusatztherapie mit dem Mundspray hatten MS-Spastik-Schmerzen signifikant um 41 % abgenommen. Die offene, nicht interventionelle Studie GAIMS (Goal Attainment In MS Spasticity) zeigte ebenfalls den Nutzen einer Zusatztherapie mit dem Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis, konkret ging es um das Erreichen von zuvor festgelegten individuellen Therapiezielen [6]. Von den 51 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern wurden am häufigsten Schmerzlinderung (68,6 %) sowie Verbesserungen der Gehfähigkeit (52,9 %) und des Schlafs (49 %) genannt [6]. In Woche 12 wurden 62 % der ausgewählten Ziele „wie erwartet“ oder „besser als erwartet“ erreicht. Zudem verbesserten sich Spastik, Schmerzen, Schlafqualität und Blasenfunktion klinisch signifikant, unter anderem hatten die Werte für Spastik um 52,7 % und für Schmerzen um 53,1 % auf der numerischen Ratingskala abgenommen.

  1. Rizzo MA et al., Mult Scler 2004; 10: 589–95
  2. Rommer PS et al., Mult Scler 2019; 25: 1641–52
  3. Smith KA et al., Neurol Neurosurg Psychiatry 2023; 94: 337–48
  4. Hemmer B et al., S2k-Leitlinie der DGN, https://lmy.de/XNmYq
  5. Markovà J et al., Int J Neurosci 2019; 129: 119–28
  6. Haupts MR et al., Neurodegener Dis Manag 2024; 14: 11–20
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