Bei den über 65-Jährigen steigt der Anteil des verschriebenen Medizinalcannabis. Die CARE-Studie zeigt nun eine signifikante Überlegenheit von CBD-dominanten oralen Cannabisextrakten gegenüber THC-Monopräparaten/Dronabinol.
Bei chronischen Schmerzen gebe es ein Symptomcluster, mit Problemen im Beruf und in der Familie, sagte Prof. Dr. med. Thomas Herdegen (Kiel). „Wenn wir chronische Schmerzen haben, funktionieren wir nicht mehr richtig. Die Quality of Life ist deutlich eingeschränkt.“ Ein Wirkstoff, der das ganze Cluster angehe, sei der Medizinalcannabis. Außerdem ermögliche er eine personalisierte Medizin. Die individuelle Behandlung von Patienten und Patientinnen per os erlaube eine differenzierte Dosistitration von 1 bis 3 Einnahmen pro Tag sowie ein Ausgleichen von Wirkung und Nebenwirkungen ohne psychopathologische Anflutung. Herdegen führte weiter aus, dass bei Älteren beim Einsatz von Cannabinoiden nur eine niedrige Abbruchrate zu beobachten sei. Auch könne der Opioidverbrauch mit entsprechend verbundenen unerwünschten Nebenwirkungen bei Schmerzpatienten und -patientinnen signifikant reduziert werden. „Eine Therapie mit Medizinalcannabis kann zu einer signifikant gesteigerten Lebensqualität beitragen – auch im geriatrischen Setting. Sowohl die einhergehende Reduktion der Medikamentenlast als auch die appetitsteigernde Wirkung von Medizinalcannabis sowie eine verbesserte Schlafsituation wirken gegen die allgemeine Gebrechlichkeit und lassen ältere Menschen wieder mehr am Leben teilhaben“, erklärte Herdegen. „Dies ist vor allem bei Patienten mit Ängstlichkeit relevant, denn hier ist die Krankheitslast oftmals stärker als bei anderen Schmerzpatienten.“
Steigerung der Lebensqualität
Alter sei kein Grund, Schmerzen zu haben. Aber mit steigendem Alter erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen, die mit chronischen Schmerzen einhergehen, so PD Dr. med. Michael A. Überall (Nürnberg). Derzeit sei ein Anstieg bei der Verordnung von Cannabinoiden bei über 65-Jährigen zu beobachten. Die CARE-Studie mit Daten aus dem PraxisRegister Schmerz wertete nun zusätzlich zum generellen Einfluss einer Cannabistherapie auch explizit Ergebnisse eines Vergleichs einer THC-Monotherapie zu einer CBD-dominanten Extrakttherapie nach 6 Monaten aus. Dabei gab es bei 86 % der Teilnehmenden unter Therapie mit CBD-dominanten Vollspektrumextrakten eine relevante Symptomreduktion. Während der Behandlung zeigten 16 % der Teilnehmenden Nebenwirkungen, bei denen CBD-dominate Vollspektrumextrakte zum Einsatz kamen, vs. 36 % bei Teilnehmenden unter alleiniger THC-Gabe. Die deutlich bessere Verträglichkeit CBD-dominanter Vollspektrumextrakte resultierte zudem aus einer 3-fach geringeren Abbruchrate unter CBD-dominanter Extrakttherapie. „Die analysierten Daten aus dem PraxisRegister Schmerz verdeutlichen den positiven Einfluss der Medizinalcannabistherapie bei geriatrischen Patienten“, so Dr. Überall. Hervorzuheben sei die Medikamentenersparnis, die unter CBD-dominanten Extrakten im Mittel bei 86 % lag. Dabei spiele das richtige Verhältnis von THC zu CBD eine essenzielle Rolle.
Symposium „Cannabinoide in der Geriatrie: Weniger vom Richtigen ist mehr!“ (Veranstalter: Stadapharm GmbH)