PD Dr. med. Felix Lauffer (München) und PD Dr. med. Sascha Gerdes (Kiel) diskutierten in einem Symposium die Herausforderungen der Psoriasis-Therapie anhand von schweren Fällen aus der Praxis. Eine Entscheidung pro Therapieumstellung sollte erst nach Beobachtung der Dynamik der Wirksamkeit über einen längeren Zeitraum fallen.
Bei der Psoriasis wird zwischen vier Aktivitätstypen (ActiPso) [1] unterschieden, führte Gerdes in die Diskussion ein. Während bei Typ 1 die Erkrankung gleichförmig verläuft, leiden die Patienten bei Typ 2 unter Schüben. Des Weiteren kann in einen Sommertyp (Typ 3), bei dem die Symptome im Sommer milder sind, sowie einen Wintertyp (Typ 4) eingeteilt werden. Bei allen Typen können sich die Symptome durch bestimmte Trigger verschlechtern, auch unter der Therapie. Zu diesen zählen unter anderem Stressereignisse sowie Infektionen oder Impfungen. Während der Erhaltungstherapie der Psoriasis mit Biologika können verschiedene Herausforderungen auftreten, so Gerdes. Neben einem sekundären Wirkversagen der Medikation kann ein Psoriasis-Schub auftreten, oder auch eine individuelle Dosisanpassung nötig werden. Wichtig ist die genaue Abwägung, wann ein Therapiewechsel innerhalb einer Biologika-Gruppe oder sogar in eine neue Gruppe notwendig wird.
Der erste vorgestellte Fall: Ein 28-jähriger Patient, der seit sechs Jahren an Psoriasis leidet und nach topischer Therapie seit zwölf Monaten mit Biologika (Anti-TNF, Adalimumab) behandelt wird, erfuhr in den vergangenen Wochen eine kontinuierliche Verschlechterung (PASI 18,6; BSA 22 %). Gerdes plädierte in diesem Fall, einen Therapiewechsel auf eine andere Biologika-Gruppe erst in Betracht zu ziehen, wenn die Anti-TNF-Therapie auch bei Dosisanpassung nicht mehr wirkt. Die Erstgabe des neuen Biologikums kann problemlos zum nächsten Therapiezeitpunkt geschehen. Ein Wechsel innerhalb der gleichen Biologika-Gruppe hingegen komme in Betracht, wenn ein sekundäres Wirkversagen vorliege.
Wovon der richtige Zeitpunkt abhängt
Beim zweiten Patienten, einem 66-jährigen Mann, zeigte sich trotz Biologika-Therapie über sechs Wochen eine Verschlechterung des Hautbefundes (PASI 4,2; DLQI 4). Ab welchem Zeitpunkt eine Therapieumstellung in Betracht gezogen werden sollte, entscheidet sich in einem Behandlungspfad aus den kombinierten Scores von PASI und DLQI, so Lauffer. So sollte bei einem PASI < 3 die Therapie fortgeführt werden. Bei PASI 3–6 sollte an der Therapie festgehalten werden, wenn der DLQI noch unter 3 liegt. Bei PASI > 6 sollte die Therapie modifiziert werden, nicht zwingend jedoch gewechselt, da es im Verlauf einer längerfristigen Behandlung durchaus zu fluktuierenden Beschwerden kommen kann.
Der richtige Zeitpunkt des Wechsels hängt von der Wirkstabilität ab, erläuterte Lauffer. Hierfür ist eine Tendenz über drei Visiten wichtig, um die Wirkung im Verlauf beurteilen zu können. Eine kurzfristige Verminderung der Wirksamkeit wird im Alltag häufig beobachtet, allerdings besteht eine hohe Chance, dass unter Beibehaltung der Therapie eine zufriedenstellende Wirkung erneut eintritt. Daher plädierte Lauffer dafür, vor Umstellung der Systemtherapie die topische Therapie zu intensivieren.
Mrowietz U et al., ActiPso: definition of activity types for psoriatic disease: a novel marker for an advanced disease classification. JEADV First published 02 June 2021; https://doi.org/10.1111/jdv.17434
Symposium „Psoriasis – interaktive Diskussion ,schwerer´ Fälle“ (Veranstalter: Novartis Pharma GmbH)