Nicht nur eine gesunde Lebensführung kann den Alterungsprozess verzögern. Außer Kalorienrestriktion, ausgewogener Ernährung und Sport gibt es auch einige Medikamente, die die Alterungsprozesse verlangsamen. Am bekanntesten ist die Hormontherapie, doch auch andere Substanzen zeigen Wirkung.
Wie alt wir werden, hängt von vielen Faktoren ab. Sieht man von Unfällen und Gewalttaten ab, ist der wichtigste Faktor die genetische Ausstattung. Sind die Großeltern alt geworden, stehen die Chancen, ebenfalls ein hohes Alter zu erreichen, gut. Die Altersprogrammierung durch die Gene ist nicht absolut – sie kann beeinflusst werden. Denn ob schützende Proteine auch exprimiert werden, lässt sich durch äußere Faktoren beeinflussen. Diese Einflüsse und was sie am Genom bewirken, werden unter dem Begriff Epigenetik zusammengefasst − heute ein wesentlicher Bestandteil der Altersforschung, wie PD Dr. med. Alexander Römmler (München) erklärte. Einer dieser epigenetischen Einflussfaktoren ist die Lebensführung. So ist bereits bekannt, dass ein gesunder Lebensstil (beispielsweise nicht rauchen, etwas unterkalorische, ausgewogene Ernährung, viel Bewegung) einige Lebensjahre mehr bescheren kann. Römmler berichtete, dass der Unterschied zwischen einer sehr ungesunden und einer optimalen Lebensführung mehr als neun Jahre Lebenszeit ausmacht.
Alterungsprozesse modulieren
Außer diesen indirekten epigenetischen Signalen, die lebensstilbedingt sind, gibt es auch noch den direkten Weg über molekulare Intervention durch Pharmaka. Am bekanntesten ist hier die Hormonersatztherapie. Doch auch in Sachen Alterung weniger bekannte Substanzen können hier zum Zuge kommen, bezogen auf die Haut beispielsweise Dehydroepiandrosteron (DHEA), das ein wichtiger Faktor für die Sebumproduktion ist. Römmler berichtete von mehreren Studien, in denen DHEA, topisch oder systemisch angewendet, in der Haut die Hydratation und Talgproduktion verbesserte und die Atrophie reduzierte. Relativ neu in der Altersforschung ist es, die Epigenetik über den mTOR-Signalweg zu beeinflussen. Die Serin/Threonin-Proteinkinase mTOR regelt als metabolischer Modulator das Zellwachstum in Abhängigkeit von äußeren Signalen wie Nährstoffen, Energie, Stress oder Giften. Der mTOR-Komplex lässt sich durch bereits zugelassene Pharmaka modulieren. So kann beispielsweise mit einer milden mTOR-Inhibition durch Rapamycin die Zellproliferation gesenkt werden. Bei Älteren lässt sich zudem eine Verbesserung des Immunsystems feststellen. Auch mit dem aus der Diabetestherapie lange bekannten Metformin werden gleich mehrere Signalwege moduliert – darunter auch mTOR. Laut Römmler werden Metformin antidiabetische, antiinflammatorische und antikanzeröse Eigenschaften zugesprochen.
Vortrag „Aktuelles aus der Altersforschung: Systemische Therapie, Endokrinologie und Grundlagen der Alterung“ von PD Dr. med. Alexander Römmler