Künstliche Intelligenz (KI) verändert vieles in der Medizin, unter anderem auch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin. „In der Medizin geht es häufig um sehr intime Dinge und damit auch um die Würde des Menschen“, erläuterte Prof. Dr. Martin C. Hirsch (Marburg).
Der Glaube an die Kompetenz, die Integrität und die Wohlgesonnenheit des Gegenübers ist das, was Vertrauen schafft. Sichergestellt werden soll das durch den Hippokratischen Eid bzw. das Genfer Gelöbnis. „Gleichzeitig droht Medizin immer mehr zu einer kognitiven Überforderung von uns Menschen zu werden“, meinte Hirsch. Bei der stetig steigenden Zahl an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, komplexerer Diagnostik, zunehmender Personalisierung von Therapien sowie strukturellen Herausforderungen scheint KI eine Art Linderung in Aussicht zu stellen, so der Experte. Dabei müssen Behandelnde in der Lage sein, die Einschätzungen der KI richtig einzuordnen und ihnen ggf. zu widersprechen.
Die Nutzung der KI könnte die kognitive Last der Ärzteschaft reduzieren sowie die strukturell bedingte Unterversorgung kompensieren. Damit das Vertrauen in diesem neuen Dreiecksverhältnis aufgebaut werden und bestehen kann, benötige es eine Art Hippokratischen Eid für KI-Entwickler. Wie dieser aussehen könnte, wird derzeit im Zuge einer DGIM-Arbeitsgruppe evaluiert.