Eine Testosterontherapie bei Hypogonadismus ist effektiv und weist zusätzliche positive, z. B. metabolische, Effekte auf. Auch in einer Hausarztpraxis ergibt es Sinn, symptomatische Patienten auf einen Testosteronmangel hin zu untersuchen, damit die Patienten nicht unbehandelt bleiben.
Die typischen Symptome eines Testosteronmangels sind erektile Dysfunktion, verminderte Libido und unterschiedliche metabolische Auswirkungen. Besonders häufig kommen bei hypogonadalen Männern anamnestisch Adipositas, depressive Verstimmungen bzw. Depressionen, Antriebsschwäche sowie Typ-2-Diabetes vor. Beim Vorliegen einer Adipositas sei allerdings nicht zwangsläufig der BMI ausschlaggebend, um einen Testosteronmangel zu erkennen, erklärte Dr. med. Jörg Sandmann (Lübeck). Denn ein erhöhter BMI könne auch durch vermehrte Muskelmasse bedingt sein, wohingegen ein Testosteronmangel eher zu Muskelabbau führe.
Eine Testosterontherapie (TTh) ist in der Regel nur dann indiziert und erstattungsfähig, wenn der Wert für das Gesamttestosteron bei 2 morgendlichen Messungen unter dem Normwert von 12 nmol/l liegt und der Patient Testosteronmangel-Symptome aufweist. Ein Vorteil der TTh bestehe laut Sandmann darin, dass die Betroffenen wieder mehr Antrieb bekämen. Und durch die TTh gelänge es den Patienten besser, körperliche Aktivität in den Alltag zu integrieren, was sich wiederum positiv auf eine Gewichtsreduktion und das allgemeine Wohlbefinden auswirke.
Gel versus Spritze
Für die Testosterontherapie existieren in Deutschland im Wesentlichen die Optionen der kurz- sowie langwirksamen intramuskulären Depot-Injektionen oder ein täglich durch den Patienten auf die Haut aufzutragendes Gel. Beides habe laut Sandmann Vor- und Nachteile. Die intramuskuläre Injektion gehe mit einem geringen Aufwand für den Patienten und eine gute Compliance einher. Allerdings könne es nach der Verabreichung zu Muskel- und möglicherweise auch Bewegungsschmerzen kommen. Das Gel biete die Vorteile eines gleichmäßigen Testosteronspiegels und könne bei Nebenwirkungen schnell abgesetzt werden. Dagegen sprächen individuelle Gründe, z. B. dass der Patient es ablehnt, täglich ein Gel anzuwenden. Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit einer Testosterontherapie zeigt aktuell beispielsweise die Studie TRACK_9, in die 650 Patienten eingeschlossen wurden. Davon litten 188 an einem funktionellen Hypogonadismus, die übrigen an einem klassischen primären oder sekundären Hypogonadismus [1]. Die Patienten erhielten alle 3 Monate intramuskuläre Injektionen mit 1 000 mg Testosteronundecanoat. Bei allen Patienten hob sich der Testosteronspiegel in den Normalbereich an. Außerdem nahm der Bauchumfang ab, wobei der Effekt in der Gruppe mit funktionellem Hypogonadismus am größten war. Laut Prof. Dr. med. Michael Zitzmann (Münster) ist das relevant, weil viszerales Bauchfett besonders die männliche Hormonachse stört und so zu einem Testosteronmangel mit seinen Folgeerscheinungen wie Typ-2-Diabetes, Übergewicht bzw. Adipositas, Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen insgesamt beitragen kann.
Symposium „Testosteronmangel – eine ernst zu nehmende Erkrankung mit Spätfolgen“ (Veranstalter: Besins Healthcare Germany GmbH)