Eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung kann die Knochengesundheit, aber auch das Immunsystem und den Stoffwechsel massiv beeinträchtigen. Der Vitamin-D-Spiegel sollte deshalb vor allem bei Risikogruppen engmaschig kontrolliert und bei einem diagnostizierten Defizit rechtzeitig substituiert werden.
„Vitamin D kann nur zu einem sehr geringen Anteil über die Nahrung aufgenommen werden und muss fast ausschließlich vom Organismus selbst über die Haut mittels UV-B-Strahlung synthetisiert werden“, erinnert Dr. med. Alexander Defér, Facharzt für Allgemeinmedizin und Osteologie, Dresden. Das sei in unseren Breiten nur eingeschränkt möglich. Die Synthese von Vitamin D3 über die Haut werde durch zusätzliche Faktoren, z. B. dunklen Teint, zunehmendes Alter sowie Adipositas, erschwert. Ein erhöhtes Risiko für Vitamin-D-Mangel haben zudem Menschen mit Nierenerkrankungen, Fettmalabsorption wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Diabetes Typ 2 oder Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Gefahr des Vitamin-D-Defizits bei dauerhafter Einnahme von Medikamenten wie Antiepileptika, Glukokortikoiden, Cholestyramin oder Antimykotika.
Frakturrisiko senken
Ausreichende Vitamin-D-Spiegel sind aber u. a. unerlässlich für den Knochenstoffwechsel. So fördert Vitamin D durch Regulation des Calcium- und Phosphathaushalts und die Steuerung der Hormone Calcitonin und Parathormon die Knochengesundheit, erläuterte Defér. Zur Sturz- und Frakturprävention empfahl er, auf eine ausreichende 25-Hydroxy(OH)-Vitamin-D-Serumkonzentration zu achten, und die zusätzliche Gabe von Calcium. Die gewünschten Effekte, d. h. eine Erhöhung der Knochendichte durch dessen Mineralisierung sowie Steigerung der Muskelkraft und damit letztlich eine Verminderung des Frakturrisikos, könnten nur durch eine kombinierte Einnahme von Calcium und Vitamin D erzielt werden.
Immunantwort und Blutglukosespiegel
Das Immunsystem benötigt Vitamin D zur Unterstützung der T-Lymphozyten-Funktion, d. h. ein Mangel kann die Infektanfälligkeit gerade bei älteren Menschen erhöhen. Dass Vitamin D auch bei Menschen mit Prädiabetes und Typ-2-Diabetes eine Rolle spielt, erläuterte Dr. med. Bernhard Landers, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie, Mayen. So wirkt sich ein
Vitamin-D-Spiegel im Normbereich z. B. positiv auf die Insulinsensitivität und die Insulinsekretion aus und eine angemessene Substitution bei diagnostizierter Unterversorgung führt zu weniger Blutzuckerschwankungen, einer geringer ausgeprägten Insulinresistenz und zu einer niedrigeren Inzidenz von Diabetes Typ 2.
Beide Experten empfehlen, Risikopatienten engmaschig zu überwachen und bei bestätigtem Mangel rechtzeitig zu substituieren. Hier empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei Erwachsenen zwischen 15 und 65 Jahren eine tägliche Vitamin-D-Zufuhr von 20 µg (800 I. E.) [1]. Für eine konstante Serumkonzentration über 20 ng/ml sind jedoch weit höhere Dosen nötig [2]. Bei hoch dosierten verschreibungspflichtigen Präparaten wie Colecalciferol 20.000 I. E. Weichkapseln ist eine einmal wöchentliche Einnahme ausreichend. Bei gesicherter Diagnose eines Vitamin-D-Mangels ist die generische Therapieoption GKV-erstattungsfähig.
Industrie-Symposium im Rahmen des 128. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) (Veranstalter: Aristo Pharma GmbH), Wiesbaden, April 2022