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Gynäkologie

Die besondere Rolle der Frauenheilkunde

Mittendrin statt nur dabei

Prof. Dr. med. Thomas Römer

14.3.2023

Mit diesem Werbeslogan zog vor rund 20 Jahren ein Sportsender durch die Lande. Der Sender führt mittlerweile nur noch ein Nischendasein, doch der Slogan hat nach wie vor seine Gültigkeit. Etwa wenn es darum geht, die Stellung der Frauenheilkunde in der Medizin und der Gesellschaft zu beschreiben.

Frauenärzte haben eine besondere Hybrid-Stellung unter den ärztlichen Berufsgruppen, irgendwo zwischen Haus- und Facharzt.

Außer den Hausärzten gibt es keine Berufsgruppe, die eine Patientengruppe so umfassend in verschiedenen Lebensphasen betreut, oft von der Jugend bis ins höhere Alter und auch ganze Familien. Das schließt nicht nur die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen ein, sondern den kompletten Bereich der Vorsorge und Beratung. Dies ist eine besondere Herausforderung für unsere Facharztgruppe, aber natürlich auch eine große Chance und macht vielleicht auch den Charme unseres Fachgebietes aus.

Prof. Wolfgang Würfel hat die besondere Rolle der Frauenheilkunde in der Gesell­schaft als Co-Kongresspräsident beim DGGG-Kongress 2022 treffend ­ausformuliert und jetzt auch noch einmal in einem Essay für den PRIVATARZT GYNÄKOLOGIE zusammengefasst – zu finden hier.

Außer den Hausärzten betreut niemand Patientinnen so umfassend in allen Lebensphasen.

Aus diesem Grund wenden sich Patientinnen, mit denen man über viele Jahre ein sehr vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut hat, auch mit Fragestellungen an uns, die unser Fachgebiet scheinbar nur am Rande berühren. Eins dieser Gebiete ist die Knochengesundheit. Dies betrifft oft schon die junge Patientin, die sich vielleicht mit einer sekundären Amenorrhoe als Folge einer Essstörung bei uns vorstellt oder eine Patientin, bei der wir uns Gedanken machen, ob unter der Anwendung einer Pille eine ausreichende Knochendichte erreicht wird. Deshalb haben diese Fragestellungen auch in viele gynäkologische Leitlinien Eingang gefunden.

Am vertrautesten ist uns sicherlich das Problem der Osteoporose, wenn es um die Lebensphase der Wechseljahre geht. Wir wissen seit vielen Jahren, dass eine Estrogensubstitution eine hocheffektive Prävention und Therapie der Osteoporose ist, neben natürlich anderen Therapieoptionen. Aus diesem Grund haben wir das Thema Osteoporose in dieser Ausgabe in den Fokus gestellt. Ich bin Herrn Prof. Hadji, der als der ausgewiesene gynäkologische Experte auf dem Gebiet der Osteologie gilt, sehr dankbar, dass er uns bei der Erstellung dieses Heftes unterstützt hat und auch für ein Interview zur Verfügung stand.

Wir beleuchten das Thema sowohl aus gynäkologischer als auch aus internistisch-endokrinologischer Sicht. Dieses auch gesundheitspolitisch wichtige Thema bei Frauen gehört zu Recht in die Hand der Gynäkologen. Insofern ­sollten wir uns hier eine Expertise, die über den Tellerrand unseres Fach­gebietes hinausgeht, unbedingt erhalten. Dies gewinnt umso mehr an Bedeutung, da die Patientinnen durch verlängerte gesetzlich vorgegebene Vorsorgeintervalle seltener unsere Praxis aufsuchen. Auch andere interdisziplinäre Themen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen sollten wir im Fokus behalten und versuchen, hier immer up to date sein.

Viele Frauen werden auch in Zukunft mit allen medizinsichen Fragen zu uns kommen.

Oft werden wir auch mit Fragestellungen aus neurologisch-psychiatrischen Randgebieten konfrontiert: Anwendung von Pillen bei depressiven Erkrankungen, Interaktionen von Pillen mit Antiepileptika oder auch die Frage der ­Therapie von Kopfschmerzen und Migräne. Bei dermatologischen Fragen zu Akne, Hirsutismus oder anderen Hautkrankheiten ist die Expertise der Frauenärzte ebenfalls gefragt.

Auch wenn wir uns nie scheuen sollten, weitere fachärztliche Expertise in Anspruch zu nehmen, sind wir hier doch oft erste Ansprechpartner der Frau. Nur wenn wir diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden, wird die ­spezielle Rolle der frauenärztlichen Praxis erhalten bleiben. Diese Themen sind auch berufspolitisch zur Sicherung der gynäkologischen Praxis wichtig – denn viele Frauen werden auch in Zukunft mit diesen speziellen ­Fragestellungen zu uns kommen, bevor sie ihren Hausarzt konsultieren.

Ich hoffe, dass sich unser Blick über den Tellerrand in Richtung Knochengesundheit und Osteoporose für Ihre tägliche Praxis lohnt.

Ihr

Thomas Römer

Prof. Dr. med. Thomas Römer
Herausgeber

Bildnachweis: Anhelina Lisna (gettyimages); privat

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