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Allgemeinmedizin

Darminfektion

Bei Clostridium-difficile-Therapie das Mikrobiom wiederherstellen

Dr. med. Christine Adderson-Kisser

4.8.2022

Wiederkehrende Infektionen mit Clostridium difficile trotz Standardtherapie mit Vancomycin oder Fidaxomicin sind keine Seltenheit und müssen gerade bei älteren Betroffenen mitunter sogar stationär behandelt werden. Die nachgeschaltete Gabe mikrobiotischer Produkte könnte helfen, die Rezidivrate zu senken.

Eine antibiotikainduzierte Abnahme von Firmicutes-Bakterien im gastrointestinalen Mikrobiom führt über eine Konzentrationserhöhung der primären Gallensäure zur Ausreifung von Clostridium-difficile-Sporen. Mit der aktuellen Standardbehandlung mit Vancomycin oder Fidaxomicin werden aber nur die toxinbildenden Bakterien abgetötet, nicht jedoch ihre Sporen, die nach Therapieende wieder zu Bakterien ausreifen können. So entstehen rezidivierende Clostridium-difficile-Episoden, meist innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen nach Einnahme eines Antibiotikums. Ursächlich dafür ist eine erneute Sporenausreifung, die durch das gestörte Mikrobiom begünstigt wird. Ein therapeutischer Ansatz, der die Wiederherstellung des Mikrobioms adressiert, könnte zu langfristigeren Erfolgen führen, wie bereits in Studien zu Stuhltransplantationen gezeigt wurde. Da diese mit einem Infektionsrisiko durch andere Pathogene einhergehen können, wurde nun in einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten klinischen Phase-III-Studie untersucht, ob die  dreitägige Einnahme von SER-109, einem oralen mikrobiotischen Produkt aus gereinigten lebenden Firmicutes-Sporen, nach 8 Wochen zu einer geringeren Anzahl an Rezidiven führt als die Einnahme eines Placebos. Insgesamt wurden 182 Patienten eingeschlossen (mittleres Alter 65,5 Jahre; Frauen 67 % [SER-109] bzw. 53 % [Placebo]), die innerhalb der letzten 12 Monate mindestens das dritte Clostridium-difficile-Rezidiv erlitten hatten.

Effektiv und sicher

Unter Einnahme von SER-109 (3 × 107 Sporenkolonie-bildende Einheiten) kam es bei 12 % der Patienten zu Rezidiven, in der Placebogruppe lag die Rate bei 40 % (Relatives Risiko [RR] 0,32; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,18–0,58). Auch stratifiziert nach Alter (< 65 bzw. ≥ 65 Jahre) und Art des Antibiotikums (Vancomycin bzw. Fidaxomicin) blieben die Ergebnisse signifikant. Anhaltenden klinischen Erfolg ­wiesen 88 % der Patienten unter SER-109 auf, in der Placebogruppe waren es 60 %. Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen etwa gleich häufig auf (51 % unter SER-109 ; 52 % unter Placebo), waren meist gastrointestinaler Art und mild bis moderat ausgeprägt. Bereits ab Woche 1 konnten in der ­Verumgruppe metabolomische Veränderungen des Mikrobioms durch SER-109-Spezies nachgewiesen werden, und auch ein Anstieg der sekundären Gallensäuren war zu verzeichnen – also ein insgesamt protektives Milieu gegen die Ausbreitung von Clostridium difficile.

Ein zweigleisiger Therapieansatz mit bakterienab­tötendem Antibiotikum und rasch nachfolgender Gabe eines mikrobiotischen Produkts könnten künftig das Auftreten rezidivierender Clostridium-difficile-Infektionen zu 68 % verhindern – bei einer Number Needed to Treat (NNT) von 3,6.

Feuerstadt P et al., N Engl J Med 2022; 386: 220–229, DOI 10.1056/NEJMoa2106516

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