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Allgemeinmediin

Häufig eine hausärztliche Aufgabe

Impfungen bei Kindern und Jugendlichen am Beispiel HPV

Dr. med. Markus Frühwein

10.10.2025

Impfungen zählen zu den wirksamsten präventiven Interventionen der modernen Medizin. Umso wichtiger ist es, den Impfschutz von Kindern und Jugendlichen regelmäßig zu überprüfen und bestehende Impflücken konsequent zu schließen. Gerade in dieser Altersgruppe sind Hausärzte und -ärztinnen zunehmend in der Verantwortung.

Traditionell werden Impfungen im Kindes- und Jugendalter vor allem durch Pädiater durchgeführt. Im Jugendalter jedoch sinkt die Inanspruchnahme kinderärztlicher Vorsorgeuntersuchungen deutlich. Viele Jugendliche gehen nur im Krankheitsfall zum Arzt und suchen schon Hausarztpraxen auf. Bei den jungen Frauen spielen hier die gynäkologischen Praxen eine wichtige Rolle. Oft sind die Verantwortungen im Hinblick auf Impfungen nicht geklärt und keiner fühlt sich richtig zuständig. Dadurch entsteht das Risiko, dass wichtige Impfungen im „Bermudadreieck“ zwischen Kinderärzten, Hausärztinnen und Gynäkologen verloren gehen. In der hausärztlichen Praxis kann hier also früh Verantwortung übernommen und zu hohen Durchimpfungsraten beigetragen werden. Gerade beim Erstbesuch, aber auch bei Folgebesuchen sollte eine Impfpasskontrolle erfolgen und der Impfstatus hinsichtlich auf alle von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen ergänzt werden. Auch besondere Vorsorgegelegenheiten, z. B. reisemedizinische Beratungen, Sporttauglichkeitsuntersuchungen, sollten immer ein Grund sein, den Impfstatus zu überprüfen.

HPV: Impfquote deutlich unter Zielwert

Eine besondere Bedeutung kommt der Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) zu. Sie ist ein gutes Beispiel für die Probleme im Bezug auf hohe Impfquoten beim Übergang von der Kinder- in die Hausarztpraxis. HPV-Infektionen zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen: Etwa 80 % aller Menschen infizieren sich im Laufe des Lebens mit HPV. Die Impfung bietet einen sicheren Schutz vor Infektionen und schützt damit vor Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Auch soll das Risiko für weitere HPV-assoziierte Krebsarten wie oropharyngeale oder genitale Karzinome und Genitalwarzen, die durch HPV verursacht werden, bei beiden Geschlechtern gesenkt werden. Trotz der hohen Evidenz im Hinblick auf die Wirksamkeit der Impfung und die gute Verträglichkeit liegt die Impfquote in Deutschland noch deutlich unter den Zielwerten der WHO. Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sind bei den 15-jährigen Mädchen nur rund 54 % und bei den Jungen etwa 27 % vollständig geimpft. Die STIKO empfiehlt seit 2018 die HPV-Impfung für alle Kinder und Jugendlichen ­unabhängig vom Geschlecht im Alter von 9 bis 14 Jahren. Versäumte Impfungen sollen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten zudem bis zum 26. Geburtstag als freiwillige Satzungsleistung, auch wenn dies formal keiner STIKO-Empfehlung entspricht.

Besonders wichtig ist in der Praxis die direkte ­Ansprache durch den Arzt oder die Ärztin. Viele ­Eltern und Jugendliche fühlen sich im Gespräch über ­sexuell übertragbare Erkrankungen unsicher. Es gibt aber keinen Grund, mit der Impfung zu warten. Auch unabhängig von einem mit zunehmendem Alter ­ansteigendem Infektionsrisiko ist die Immunantwort auf die Impfung bei den 9-Jährigen noch besser als in den Folgejahren.

Hausärztinnen und -ärzte können also entscheidend dazu beitragen, Impflücken, insbesondere bei HPV, zu schließen. Sie sind für viele Jugendliche die ersten Ansprechpersonen im Gesundheitssystem, und ihre Empfehlung gilt als zentraler Einflussfaktor für die Impfentscheidung.

Impfungen sind die wichtigste präventive Maßnahme gegen Infektionskrankheiten im Kindes- und Jugendalter. Die HPV-Impfung nimmt hier einen besonderen Stellenwert ein. Hausärztinnen und -ärzte sollten Impfpasskontrollen konsequent durchführen, Impfungen nach STIKO-Empfehlung ergänzen und Jugendliche aktiv zur HPV-Impfung motivieren. So lassen sich Impflücken wirksam schließen und die Chancen dieser Krebsprävention voll ausschöpfen.

Der Autor

Dr. med. Markus Frühwein
Facharzt für Allgemein-, Reise-, Tropen- und Ernährungsmedizin

Praxis Dr. Frühwein + Partner
80333 München

markus@drfruehwein.de

Bildnachweis: privat

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