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Allgemeinmedizin

Herpes zoster

Empfohlene Impfung gegen Gürtelrose

26.1.2024

Die STIKO empfiehlt Älteren eine Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-zoster-Subunit(HZ/su)-Impfstoff. Zusätzlich ist in Deutschland ein attenuierter Lebendimpfstoff zugelassen. Eine Grundimmunisierung führt zu einem lang anhaltenden Schutz – und verhindert möglicherweise sogar eine Demenz.

Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland mehr als 300 000 Personen jährlich an Herpes zoster – mit steigender Tendenz. Das Risiko ist altersabhängig: Die Inzidenz liegt im Alter von 10 bis 44 Jahren bei 4 Erkrankungen pro 1 000 Personenjahre (PJ) und steigt für über 50-Jährige von etwa 6/1 000 PJ auf bis zu mehr als 13/1 000 PJ ab einem Alter von 70 Jahren [1,2]. Dabei sind in jeder Altersgruppe mehr Frauen betroffen als Männer. Bei bis zu 30 % der Betroffenen kommt es im Laufe der Erkrankung zu Komplikationen. Am häufigsten sind das anhaltende Nervenschmerzen, die als Post-Zoster-Neuralgie (PZN) wochen-, monate- oder auch lebenslang ­andauern können [3].  

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit Dezember 2018 allen Personen ab 60 Jahren eine Impfung mit dem adjuvantierten Herpes-zoster-Subunit(HZ/su)-Impfstoff, um Herpes zoster und PZN zu vermeiden [4]. Ebenso wird sie als Indikationsimpfung Personen ab 50 Jahren mit einem erhöhten Risiko für den HZ und für eine PZN infolge einer Grundkrankheit oder wegen einer Immunsuppression empfohlen. Neben dem adjuvantierten Totimpfstoff ist in Deutschland noch ein attenuierter Lebend­impfstoff zugelassen.

Das Impfschema für den Totimpfstoff besteht aus einer 2-maligen intramuskulären Impfung im Abstand von mindestens 2 und maximal 6 Monaten. Wie die Nachbeobachtungsstudie ZOE-49 zeigte, führt diese Grundimmunisierung durchaus zu einem lang anhaltenden Schutz [5]. ZOE-49 ist eine Erweiterung der zwei Phase-III-Studien ZOE-50 und ZOE-70, in der die Wirksamkeit des Impfstoffs gegenüber Placebo bis zu 10 Jahren nach der Immunisierung untersucht wurde. Über den gesamten Zeitraum (ab dem ersten Monat nach der zweiten Dosis bis zum Jahr 10 nach der Impfung) betrug der Schutz vor Herpes zoster im Durchschnitt 89 %. Die humoralen und zellulären Immunantworten blieben bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit vergleichsweise stabil: Zudem lagen die Antikörperkonzentrationen 10 Jahre nach der Impfung noch um das 5-Fache über den Werten vor der Impfung.  

Senkt eine Impfung das Demenzrisiko?

Möglicherweise hat die Impfung noch einen Nebeneffekt: Die Ergebnisse einer aktuellen Preprint-Studie legen nahe, dass gegen Gürtelrose Geimpfte ein geringeres Risiko tragen, an Demenz zu erkranken [6]. Die Forscher verglichen Menschen in einer Gruppe mit rund 50 % Impfquote (geimpft wurde mit dem attenuierten Lebendimpfstoff) mit einer fast völlig ungeimpften Vergleichsgruppe. Die Daten zeigten, dass die Impfung gegen Herpes zoster die Wahrscheinlichkeit einer neuen Demenzdiagnose über einen Nachbeobachtungszeitraum von 7 Jahren um 3,5 Prozentpunkte (95%-KI 0,6–7,1; p = 0,019) reduzierte, was einer relativen Verringerung des Auftretens einer Demenz um 19,9 % entspricht. Außerdem stellten die Forscher fest, dass die schützende Wirkung des Impfstoffs gegen Demenz viel stärker bei Frauen als bei Männern war.

Demgegenüber steht eine geringe Adhärenz: Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 betrug die deutschlandweite Impfquote für die erste Impfstoffdosis 5,0 %, für die zweite 3,3 % [7]. Die Therapiestrategien bei Auftreten eines Zosters haben das Ziel, die Schmerzen in der Akutphase zu lindern, die Ausdehnung und Dauer des Zosterexanthems zu begrenzen und die Schmerzen (u. a. PZN) sowie akute und chronische Komplikationen zu verhindern bzw. abzuschwächen. Eine Therapie sollte so früh wie möglich beginnen: Beim akuten Zoster besteht sie aus einer systemischen antiviralen Chemotherapie, kombiniert mit einer lokalen antiseptischen und einer konsequenten Schmerztherapie. Die frühe Behandlung soll einer Chronifizierung der Schmerzen vorbeugen.

Regeneration der peripheren Nerven

Parallel kann eine gezielte Supplementierung von Mikronährstoffen den Körper unterstützen, die geschädigten Nerven zu reparieren: Uridinmonophosphat ist ein wichtiger Baustein für die Bildung neuer Zellkomponenten und wird bei der Regeneration von Nerven in erhöhter Menge benötigt. Vitamin B12 trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei, und Folsäure ist wichtig für die Zellteilung.

1 Hillebrand K et al., J Infect 2015; 70: 178–86
2 Ultsch B et al., BMC Infect Dis 2011; 11: 173
3 Harpaz R et al., MMWR Recomm Rep 2008; 57: 1–40
4 STIKO, Epid Bull 2018; 50: 525–51
5 Strezova A et al., Open Forum Infectious Diseases, Volume 9, Issue 10, October 2022, ofac485, doi.org/10.1093/ofid/ofac485
6 Eyting M et al., medRxiv 2023.05.23.23290253; doi.10.1101/2023.05.23.23290253
7 STIKO, Epid Bull 50|2021

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