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Fokus Naturmedizin

Varizen

Orale oder topische Phytotherapeutika bei Krampfadern

Dr. phil. nat. Miriam Neuenfeldt

19.5.2023

Etwa 20 % der Erwachsenen haben Krampfadern, für die meisten von ihnen vor allem ein kosmetisches Problem [1]. Ein fester Bestandteil der Varizenbehandlung ist die Phytotherapie. Es stehen verschiedene Heilpflanzen zur Verfügung, die oral, topisch oder in Kombination eingesetzt werden können [2].

Für die äußerliche Anwendung haben sich Zubereitungen aus Rosskastaniensamen als Monopräparate oder kombiniert mit Kamillenblüten bewährt, ebenso Cremes mit rotem Weinlaub. Gute Erfahrungen gibt es auch für Salben bzw. Gels, die Arnikablüten enthalten. Die lokale Anwendung reduziert kurzfristig Spannungsgefühle und Schmerzen in den Beinen. ­Zudem verbessert sie die Adhärenz der Kompressionstherapie, die erfahrungsgemäß schlecht ist. Evidenzbasiert ist die Behandlung mit lokalen Venen­thera­peutika aber nicht [3], auch wenn es einzelne Studien zu Venencremes gibt, z. B. zu Kombinationen aus ­Hamamelis, Rosskastanie und rotem Weinlaub [4].

Evidenzbasierte orale Phytotherapeutika

Mit evidenzbasierter Wirksamkeit stehen in Deutschland orale Medikamente mit standardisiertem ­Rosskastanien-, Weinlaubextrakt sowie Oxerutin zur Verfügung. Für diese Phytotherapeutika liegen ­kontrollierte Studien vor, die eine Ödem-Rückbildung und Linderung subjektiver Beschwerden wie Schmerzen, Schwere- und Spannungsgefühl zeigen [5].

Wenn die Sanierung einer symptomatischen Varikose nicht möglich oder gewünscht ist, oder wenn auch nach invasiver Therapie Schwellungen und Schwere­gefühle persistieren, können leitliniengerecht orale Medikamente mit standardisiertem Rosskastanien-, Weinlaubextrakt sowie Oxerutin eingesetzt werden. Bei chronischem Krankheitsverlauf und Symptompersistenz sollte eine langfristige ­Therapie mit wirksamen Venenmedikamenten und Kompression eingesetzt werden, deren Kombination die Effekte synergistisch verstärkt: Durch den ­Kompressionsdruck wird der venöse Rückfluss von außen unterstützt, und die pflanzlichen Venen­medikamente verringern die Permeabilität der ­Gefäßwände [5].

Stellenwert der Phytotherapeutika

In der Behandlung von Varizen werden orale Phytotherapeutika begleitend zur Kompressionstherapie angewendet und sollten möglichst frühzeitig zur Anwendung kommen. In frühen Stadien kann eine medikamentöse Therapie während Phasen, in denen die Symptome stark belastend sind, beispielsweise im Sommer, ausreichend sein. Im Krankheitsverlauf sollte allerdings langfristig therapiert werden.

Da Externa mit Rosskastaniensamen, rotem Weinlaub oder Arnikablüten von Patienten als symptomlindernd empfunden werden, können topische ­Zubereitungen die orale Anwendung der Phytotherapeutika sinnvoll ergänzen [3].

Das Expertenstatement

Dr. med. Thomas Rampp
Oberarzt und Leiter des Instituts für Naturheilkunde, Traditionelle Chinesische und Indische Medizin
KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte

www.kem-med.com

Naturheilmittel zur Unterstützung

Bei Varizen kann ich die Kombination aus Arnika-Gel und Kneipp-Anwendungen als wirklich nachhaltig empfehlen. Arnika hat entzündungshemmende, schmerzlindernde und durchblutungsfördernde Eigenschaften. Das liegt vor allem an den enthaltenen Sesquiterpenlactonen wie dem Helenalin.

Lehm-Packungen und Lehmwasser-Auflagen nach Kneipp sind bei Krampfadern ideal zur äußerlichen Anwendung. Heilpflanzen wie rotes Weinlaub, Rosskastanie, Japanischer Schnurbaum, Buch­weizen, Mäusedorn oder Steinklee hemmen lysosomale Enzyme und verbessern so die Dichtigkeit der ­Venenwände. Außerdem helfen sie, Ödeme auszuschwemmen, und fördern die Durchblutung.

Zuverlässige Wirksamkeitsnachweise gibt es für standardisierte Extrakte aus Rosskastaniensamen und roten Weinrebenblättern und das partialsynthetisch gewonnene Oxerutin des Japanischen Schnurbaums.

Salben, Gels, Kapseln oder Tabletten mit Extrakten aus Rosskastanien wirken symptomlindernd, wenn z. B. die Knöchel abends leicht angeschwollen sind oder die Beine sich schwer anfühlen. Heilpflanzen ersetzen nicht die Standardtherapie, wie das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Die pflanzliche Medizin kommt vor allem unterstützend infrage.

1 gesund.bund.de [Internet]. Bonn: Bundesministerium für Gesundheit; c2023 (Stand: 31.01.2023). Krampfadern. Verfügbar unter: https://gesund.bund.de/krampfadern
2 Bachmann C, Phytotherapie bei chronisch-venöser Insuffizienz: Wirksamkeit von rotem Weinlaub und von Rosskastanie klinisch belegt. Schweiz Z Ganzheitsmed 2017; 29: 201–203
3 Schmiedel V, Augustin M, Leitfaden Naturheilkunde – ­Methoden, Konzepte und praktische Anwendung.  7. Aufl. München: Elsevier, 2017
4 Dwyer HC et al., LivRelief varicose veins cream in the treatment of chronic venous insufficiency of the lower limbs: A 6-week single arm pilot study. PLoS One 2018; 13: e0208954
5 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Varikose. AWMF-Reg.-Nr. 037/018, Stand: 03/2019

Bildnachweis: privat

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