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Fokus Naturmedizin

Psoriasis

Entzündung mit natürlichen Wirkstoffen abschwächen

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

9.3.2022

Für die Psoriasis-Therapie ist die Balneophototherapie geeignet, unterstützt von einer salicylsäurehaltigen Creme. Im Fokus der Forschung stehen pflanzliche Wirkstoffe. Diese hemmten im Psoriasis-Modell das Erythem und das Infiltrat sowie die Differenzierung der entzündungsrelevanten Th17-Zellen.

Mit einer weltweiten Prävalenz von 2 bis 4% ist die Psoriasis eine der häufigsten chronisch-entzündlichen, stressassoziierten Erkrankungen [1]. In Deutschland leben ungefähr zwei Millionen Menschen mit einer Schuppenflechte, von denen etwa ein Drittel starke Einschränkungen in der Lebensqualität erfährt [2]. Die nicht infektiöse, doch stigmatisierende Hauterkrankung hat Konsequenzen für das physische und mentale Wohlbefinden. Durch den wiederkehrenden Verlauf bleibt die Erkrankung meist lebenslang bestehen. Dazukommen Komorbiditäten wie Psoriasis-Arthritis, arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, ­ischämische Herzerkrankung, Übergewicht und Arteriosklerose. Außerdem sind mit der Psoriasis Angst und Depression assoziiert. Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit Therapeutika, die Nebenwirkungen wie Hautatrophie, Sonnenlichtempfindlichkeit und das Risiko für Infektionen, ­Karzinogenese, Immunsuppression und Organtoxizität mit sich bringen [1]. Zudem riskieren zumeist Patientinnen Verschlimmerungen oder Nebenwirkungen durch Substanzen, die in kosmetischen Anwendungen eingesetzt werden. Das können Hyaluronsäure in Hautfillern oder Trichloressigsäure bei einer Hyperpigmentierungsbehandlung sein [1]. So sind bei der Psoriasis Therapien gefragt, die die Symptome über längere Zeit lindern, ohne schwerwiegende Nebenwirkungen hervorzurufen. Im Bereich der ­Naturheilkunde und Phytotherapie besitzen Balneophototherapie, Salicylsäure und ein Extrakt aus Curcuma longa präklinische oder klinische Evidenz.

Balneophototherapie verbessert den PASI-75

Dass Salzbäder in Kombination mit kurzwelliger UV-B-Bestrahlung die Psoriasis verbessern können, zeigte ein aktuelles Cochrane-Review [3], allerdings mit wenigen Studien und niedriger Evidenz. Bei dieser Behandlung wird die natürliche Sonnenstrahlung beim Baden im Toten Meer simuliert. Wie effektiv das bei Patienten mit chronischer Plaque-Psoriasis ist, wurde in acht randomisierten, kontrollierten ­Studien mit insgesamt 1.976 Patienten untersucht. Primärer Wirksamkeitsparameter war der Psoriasis Area and Severity Index (PASI). Der PASI-75 gibt die Reduktion des Scores um mindestens 75% im ­Vergleich zur Baseline an. Als unerwünschte Ereignisse galten anwendungsbedingte Nebenwirkungen, die einen Abbruch der Behandlung erforderten. Im Hinblick auf den PASI-75 zeigten zwei Studien, dass ein Salzbad plus UV-B-Strahlen die Psoriasis im Vergleich zu einer alleinigen Bestrahlung mit UV-B möglicherweise verbessert (relatives Risiko [RR] 1,71; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 1,24–2,35; n = 278). Die Nebenwirkungen der Balneophototherapie unterschieden sich kaum oder gar nicht im Vergleich zur UV-B-Behandlung (RR 0,96; 95%-KI 0,35–2,64; n = 404) [3]. Die Bäder werden mit Salz aus dem Toten Meer angesetzt und enthalten einen Salzgehalt von bis zu 30%. In Kombination mit einer UV-B-Bestrahlung tritt eine antiproliferative, keratoplastische und antipruriginöse Wirkung ein. Die effektivste anti­psoriatische Wirkung ist bei einer Wellenlänge von 311nm zu erwarten.

Real-Life-Bedingungen: Creme mit Salicylsäure verbessert PASI und DLQI

In einer prospektiven Beobachtungsstudie [4] wurde zusätzlich zur systemischen Biologika-Therapie eine salicylsäurehaltige Zubereitung eingesetzt. 60 Patienten mit milder bis moderater Psoriasis erhielten entweder Biologika oder die Kombinationsbehandlung aus Betamethason, Salicylsäure und Ammoniumbituminosulfonat als Creme, die zweimal täglich aufgetragen wurde. Nach 12 und 24 Wochen wurden unter der Kombinationstherapie eine signifikante Reduktion des PASI-Scores und eine signifikante Verbesserung des Dermatology Life Quality Index (DLQI) im Vergleich zur alleinigen Biologika-Therapie erreicht (p < 0,05). Bemerkenswerterweise wirkte die Kombinationstherapie besser in der Palmoplantarregion, die auch mit Biologika schwer zu behandeln ist. Nach Meinung der Studienautoren könnte das die Therapieadhärenz der Patienten erklären [4]. Die Inhaltsstoffe der Creme wirken synergistisch: Betamethason wirkt entzündungshemmend und antireaktiv. Ammoniumbituminosulfonat besitzt antiexsudative, keratoplastische und dekongestive Eigenschaften, und Salicylsäure wirkt keratolytisch, leicht desinfizierend und juckreizhemmend [4].

Präklinische Wirksamkeit von Curcumin

Curcuma longa ist eine mehrjährige Rhizompflanze aus der Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae), die unter anderem antientzündliche, antioxidative, antimikrobielle und wundheilende Eigenschaften besitzt. Der Hauptwirkstoff, der gelbe Farbstoff Curcumin, unterdrückt den nukleären FaktorκB und reguliert den Tumornekrosefaktor-α, Interleukin-1β und Interleukin-6 herunter. Darüber hinaus werden bestimmte Kinase-Signalwege inaktiviert, wodurch die Entzündung und die übersteigerte Proliferation der Keratinozyten gehemmt werden. Curcumin moduliert zudem die dendritischen Zellen und reduziert die Spiegel an Interleukin-2 und Interferon- γ. Im Mausmodell hemmte Curcumin dosisabhängig die pathologischen Veränderungen der psoriasisartigen Dermatitis [1]. Im Mi­kroskop wurde eine deutliche Abschwächung der intensiven Hyperkeratose und Akanthose beobachtet, parallel zeigte der PASI-Score klinische Hautveränderungen, ein reduziertes Erythem und eine verringerte Abschuppung. Immunhistochemisch waren die Infiltrate der CD8-Zellen bei den Mäusen reduziert, die mit dem Kurkuma-Extrakt behandelt worden waren. Der Extrakt unterdrückte auch die Entzündungssignalwege. Weitere Untersuchungen zeigten, dass der Wirkstoff mithilfe von Curcumin-beladenen Ethosomen (Liposomen mit hohem Alkoholgehalt) noch besser in die Haut gebracht werden konnte. Ein wässriger Extrakt aus Curcumin und Aloe vera reduzierte die Haut­dicke und das Entzündungsinfiltrat. Das geschah als Folge der reduzierten Zytokinspiegel (TNF-α, IL-6 und IL-1β), einer verringerten neutrophilen Infiltration und durch Hemmung der Signalwege. In Zukunft wäre es interessant, meinen die Autoren, die Wechselwirkungen von Curcumin und dem Hautmikrobiom näher zu untersuchen [1].

Drei neue Phyto-Kandidaten

Zentral bei der Psoriasis ist die überschießende ­Aktivierung des adaptiven Immunsystems, besonders die Differenzierung der T-Zellen zu Th17-Zellen.

Diese repräsentieren das adaptive Immunsystem auf Schleimhautoberflächen und produzieren Interleukin-17, das die Entzündung unterhält. Die Naturstoffe Astilbin aus der Sarsaparilla-Wurzel (Smilax glabra) und Betulin aus der Birke (Betula pendula) hemmten im präklinischen Modell [5,6] die Differenzierung zu Th17-Zellen und unterdrückten die Th17-Antwort. Das ging mit einer Verbesserung der psoriasisähnlichen Hautläsionen einher [5,6]. Der Wirkstoff Astilbin verbesserte die experimentell ­erzeugte Proliferation der Keratinozyten und die ­Infiltration von CD8-Zellen in psoriasisartigen Läsi­onen. Verbessert wurden auch erhöhte zirkulierende CD4- und CD8-T-Zellen sowie verschiedene Entzündungszytokine. Das geschah hauptsächlich durch direkte Hemmung der Differenzierung von Th17-Zellen und der Sekretion von IL-17A, wie In-vitro-Ergebnisse zeigten. Zudem wurden die Signalwege in den Th17-Zellen gehemmt und die Expression eines inhibitorischen Transkriptionsfaktors in den Läsionen herauf­reguliert. Wie die Studienautoren resümieren, ist Astilbin damit ein interessanter Kandidat zur Immunregulation der Psoriasis [5].

Auch der Wirkstoff Betulin schwächte die Psoriasis ab und hemmte die Entwicklung der Th17-Zellen, wie am murinen Modell gezeigt wurde [6]. Betulinsäure ist ein natürliches pentazyklisches Triterpen aus der Birkenrinde, das für die weiße Farbe des Stammes verantwortlich ist. Die Substanz wirkt immunregulierend, antifibrotisch, antiinflammatorisch und antioxidativ. Wie die Ergebnisse zeigten, linderte Betulin die Psoriasis-Symptome und die entzündlichen Hautläsionen. Der modifizierte PASI-Score wurde reduziert, ebenso die Dicke der Epidermis und die Infiltration der T-Zellen. Der Wirkmechanismus dahinter: die Reduktion der Frequenz IL-17 exprimierender Zellen und der Bildung von IL-17 ­sowie die Erhöhung der antiinflammatorischen Zytokine im Serum. In den Hautläsionen wurde die ­Genexpression proinflammatorischer Mediatoren gehemmt, ebenso die Signalgebung über NFκB [6].

Der dritte Phyto-Kandidat, Indirubin, wird durch enzymatische oder saure Hydro­lyse aus dem blauen Farbstoff Indigo gewonnen. Dieser ist in den Blättern von Indigo naturalis enthalten, einem tropischen Schmetterlingsblütler, der traditionell in China eingesetzt wird. In einer präklinischen Studie [7] verbesserte Indirubin die Proliferation der Keratinozyten und reduzierte die Infiltration bei der psoriasisähnlichen Dermatitis. In den Hautläsionen wurde die Expression der mRNA von Interleukinen gehemmt, ebenso die Expression von Proteinen der Signalwege. Indirubin reduzierte die hauptsächlich IL-17 bildenden Zellen in Milz und Lymphknoten und linderte damit die psoriasisähnliche Dermatitis. Dies geschah durch eine verringerte Entzündungsantwort, die von IL-17A bildenden Zellen ausging [7].

FAZIT: Psoriasis-Patienten können von der Balneophototherapie und von Phytotherapeutika profitieren, denn sie sind kostengünstig, nebenwirkungsarm und üben vielfältige biochemische Aktivitäten aus. Damit verbessern die naturheilkundlichen Behandlungen auch die Compliance der Patienten. Bei einer ausgeprägten Psoriasis, d. h. wenn mehr als 25% der Körperoberfläche betroffen ist, sollte jedoch eine systemische Therapie angestrebt werden. Naturheilverfahren haben hier aber eine adjuvante Bedeutung. Was die phytotherapeutische Forschung beflügelt, ist der Wunsch nach einer Psoriasis-Behandlung ohne Nebenwirkungen [1].

Niculet E et al., Influence of phytochemicals in induced psoriasis (Review), Exp Ther Med 2020; 20: 3421–3424
Nast A et al., Deutsche S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, adaptiert von EuroGuiDerm, J Dtsch Dermatol Ges 2021; AWMF-Register-Nr.: 013–001
Peinemann F et al., Indoor balneophototherapy for chronic plaque psoriasis: Abridged Cochrane Review, Dermatol Ther 2021; 34: e14588
Bernardini N et al., Benefit of a topic ointment as co-medication with biologic drugs for the management of moderate-severe psoriasis: a prospective, observational real-life study, Clin Ter 2020; 171: e310–e315
Di TT et al., Astilbin inhibits Th17 cell differentiation and ameliorates imiquimod-induced psoriasis-like skin lesions in BALB/c mice via Jak3/Stat3 signaling pathway, Int Immunopharmacol 2016; 32: 32–38
Liu C et al., Betulinic acid suppresses Th17 response and ameliorates psoriasis-like murine skin inflammation, Int Immunopharmacol 2019; 73: 343–352
Xie XJ et al., Indirubin ameliorates imiquimod-induced psoriasis-like skin lesions in mice by inhibiting inflammatory responses mediated by IL-17A-producing yδ T cells, Mol Immunol 2018; 101: 386–395

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