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Gynäkologie

Neuralrohrdefekte

Erhöhter Bedarf an Folat und Cholin in der Schwangerschaft

Folat und Cholin sind während der intrauterinen Entwicklung des Kindes vor allem für das fetale Nervensystem von entscheidender Bedeutung. Auf einem Symposium anlässlich des FIGO-Weltkongresses 2021 wurden neue Erkenntnisse und Defizite in der alltäglichen Versorgung diskutiert.

Die Rolle der mütterlichen Ernährung vor und während der Schwangerschaft kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Das von Prof. Gian Carlo di Renzo (Perugis, Italien) geleitete Seminar ging u. a. der ­Frage nach, warum in vielen Ländern noch immer eine hohe Zahl von Neuralrohrdefekten zu beobachten ist. Dass Folat entscheidend für die Entwicklung des fetalen Nervensystems ist, gilt schon lange als gesichert. Die Empfehlung für Frauen im gebärfähigen Alter bei Kinderwunsch und mindestens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels lautet daher, mindestens 400 µg Folsäure/Tag zu supplementieren. Mit der Folsäureprophylaxe sollte bereits vor der Schwangerschaft begonnen werden. So lassen sich Neuralrohrdefekte weitgehend vermeiden.

Prof. Eduardo Fonseca (São Paulo, Brasilien) stellte aktuelle Zahlen vor. Während die Häufigkeit von Neuralrohrdefekten (NTD) in Ländern wie Chile, Kanada und den USA deutlich zurückgingen (um 50 %, 46 % und 35 %), lag dieser Wert in Deutschland nur bei bescheidenen 11 % (Abb.). Obwohl auch in Deutschland die präkonzeptionelle Folat-Einnahme schon lange empfohlen wird. Wie kommt das?

Food Fortification wirkt: Prävalenz an Neuralrohrdefekten im Vergleich


Für Prof. Fonseca liegt die Antwort in der „Food fortification“. Das Problem: Das Neuralrohr schließt sich bereits, bevor die Schwangerschaft bekannt ist. Bei ungeplanten Schwangerschaften ist es dann für eine Supplementierung zu spät. In den erwähnten Ländern werden Lebensmittel mit Folat angereichert und so werden offensichtlich Defizienzen besser verhindert.

Allerdings hat sich auch gezeigt, dass selbst bei ­guter Folat-Versorgung nur rund 50 % der Neuralrohr­defekte verhindert werden können. Und hier kommt Cholin ins Spiel, wie Prof. Rima Obeid vom Universitätsklinikum Homburg ausführte. Der Fötus ist nicht in der Lage, genügend eigenes Cholin zu produzieren und ist daher auf den Transfer von mütterlichem Cholin angewiesen, um ausreichende Level zu erreichen. Folat und Cholin erhöhen die Verfügbarkeit von SAM (S-Adenosylmethionin), dem universellen ­Methylgruppendonator. Ist Cholin nicht ausreichend vorhanden, kann Folat den Abbau von Homocystein teilweise übernehmen. Bei unzureichender Cholin-Versorgung wird mehr Folat benötigt, es kann zu einer Imbalance im Folat-Stoffwechsel kommen.

In der abschließenden Diskussion betonte Prof. di Renzo noch einmal den Stellenwert einer adäquaten Mikronährstoffsupplementierung für die Zukunft des werdenden Menschen: „It is easier to build strong children then to repair broken men.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. rm

Industriesymposium „Selected Aspects of Nutrition in Pre-Conception and Pregnancy: Discussing New Aspects on Neural Tube Defects (NTDS) Risk Reduction” beim FIGO-Weltkongress (Veranstalter: P&G Health Germany GmbH), Oktober 2021

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