Aktuellen Daten zufolge könnte ein Defizit an Vitamin D das Risiko für Allergien erhöhen. Eine Supplementierung könnte dagegen Prävention und Therapie allergischer Erkrankungen unterstützen.
Vitamin D ist für die Knochengesundheit unerlässlich, darüber hinaus scheint es aber auch für die angeborene und erworbene Immunität eine Rolle zu spielen, berichtete Prof. Dr. med. Randolf Brehler (Münster). Einem aktuellen Review aus Wuhan (China) zufolge wird über den Vitamin-D-Rezeptor (VDR) nicht nur die Calcium-Phosphor-Balance reguliert, auch verschiedene Immunzellen exprimieren VDR [1]. Über regulatorische Effekte auf das Immunsystem könnte Vitamin D so die Entwicklung von Allergien beeinflussen.
Dass ein Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Risiko für atopische Erkrankungen einhergehen könnte [1], zeigten die Daten einiger Studien, in denen eine Assoziation zwischen erniedrigten Vitamin-D-Spiegeln und Ekzemerkrankung sowie -schwere, Asthma und allergischer Rhinitis gezeigt werden konnte. Für Nahrungsmittelallergien wurde sogar ein signifikanter Zusammenhang gefunden: Bei Kindern mit einem Vitamin-D-Defizit war das Risiko für eine Allergie gegen Hühnerei 3-fach und für eine Erdnussallergie 11-fach erhöht. Entsprechend vielversprechend sind auch Daten zum klinischen Benefit einer Vitamin-D-Supplementierung. Um verlässliche Aussagen machen und Empfehlungen geben zu können, sind aber weitere Forschungen nötig [1].
Vitamin D – Verstärker der Allergenimmuntherapie?
Weiter haben Studien gezeigt, dass Vitamin D ein potenzieller Verstärker einer Allergenimmuntherapie (AIT) sein könnte, so Brehler. Im Tiermodell führten eine subkutane Immuntherapie (SCIT) und eine sublinguale Immuntherapie (SLIT) gegen Gräserpollen bei einer Kombination mit Vitamin D in der bronchoalveolären Lavage zu einer stärkeren Reduktion von Eosinophilen, IL-5 und IL-13 sowie zu einer Verbesserung der Lungenfunktion. In klinischen Studien beim Menschen wurde zudem eine geringere Wirksamkeit der AIT bei einer Vitamin-D-Defizienz festgestellt – und eine verbesserte Wirksamkeit unter Vitamin-D-Supplementierung, insbesondere bei einem ausgeprägten Mangel [1].
Insgesamt ist die Datenlage zur Rolle von Vitamin D bei allergischen Erkrankungen jedoch noch heterogen, so das Fazit der Review-Autorengruppe [1]. In künftigen Studien seien Strategien zu evaluieren, wie Vitamin D genutzt werden könnte, um allergischen Erkrankungen vorzubeugen und die Therapie zu optimieren. Generell empfehle sich – besonders vor Beginn einer AIT in den Wintermonaten –, den Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen und bei einem Mangel zu substituieren, schloss Brehler.
Vortrag „Allergenimmuntherapie und seltene Allergene”, 15. Allergo Update, Mainz/hybrid, März 2025