Adipositas gilt als wichtiger Risikofaktor bezüglich einer Verschlechterung der Nierenfunktion und einem Ansteigen der Albuminurie. Hat eine Behandlung der Adipositas mit Semaglutid 2,4 mg das Potenzial, hier positiv einzuwirken? Aufschluss sollte eine Nierensubanalyse der SELECT-Studie geben [1,2].
Die SELECT-Studie war als randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, Überlegenheits-gepowerte Studie zu Wirksamkeit und Sicherheit von 1 × wöchentlich 2,4 mg Semaglutid im Vergleich zu Placebo plus Standardtherapie angelegt. Bei 17 604 Personen mit etablierter kardiovaskulärer Erkrankung und Übergewicht oder Adipositas – aber ohne Typ-2-Diabetes (T2D) – reduzierte der GLP-1-RA den kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall um 20 % [1].
Da Sekundäranalysen bei T2D darauf hindeuten, dass Semaglutid die Verschlechterung der Nierenfunktion eindämmen könnte, sollte eine Subanalyse der SELECT-Studie zeigen, ob dies auch bei übergewichtigen und adipösen Menschen möglich ist, die noch nicht von T2D betroffen sind [2].
Primärer Endpunkt der SELECT-Sekundäranalyse war ein präspezifizierter Nierenkompositenendpunkt aus renalem Tod, neu aufgetretener persistenter eGFR von < 15 ml/min/1,73 m2, neuer, persistenter Makroalbuminurie, der Einleitung einer chronischen Nierenersatztherapie (Dialyse oder Transplantation) sowie einer persistenten Reduktion der eGFR um ≥ 50 % verglichen mit dem Ausgangswert.
Relative Risikosenkung des primären Nierenendpunkts um 22 %
Nach einem mittleren Follow-up von 182 Wochen konnte unter Semaglutid 2,4 mg eine Inzidenz des 5-Komponenten-Nierenkompositenendpunkts von 1,8 % gegenüber 2,2 % unter Placebo beobachtet werden (HR 0,78; 95%-KI 0,63–0,96; p = 0,02).
Bedingt war der Behandlungseffekt insbesondere durch das verringerte Auftreten sowohl von Makroalbuminurien als auch persistenten Reduktionen der eGFR um ≥ 50 %:
In Woche 104 wurde in der GLP-1-RA-Gruppe eine signifikant geringere Abnahme der eGFR verzeichnet: Der Effekt betrug insgesamt 0,75 ml/min/1,73 m2 (95%-KI 0,43–1,06; p < 0,001), wobei Personen mit einer eGFR zu Baseline von < 60 ml/min/1,73 m2 am meisten profitierten.
Wichtig: Es gab kein vermehrtes akutes Nierenversagen unter Semaglutid 2,4 mg – unabhängig von der eGFR zu Beginn der Studie.