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Studien-Update

Studien-Update

Infektionskrankheiten

Dr. med. Ulrich Kisser

4.4.2025

Chronisch-entzündliche Darm-erkrankungen vermehrt bei HIV? +++ Frühe Therapie bei Herpes zoster beugt Postzosterneuralgie vor +++ Tenofovir-Alafenamid zeigt gute Verträglichkeit bei Hepatitis B +++ Mehr Dengue-Komplikationen +++ Schwächere Immunantwort

Chronisch-entzündliche Darm-Erkrankungen vermehrt bei HIV?

Mit dem Zusammenhang zwischen HIV-Infektionen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) beschäftigte sich eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse: Hierfür wurden 7 Studien mit insgesamt über 57 Millionen Teilnehmern und Teilnehmerinnen analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass HIV-infizierte Personen ein signifikant erhöhtes Risiko haben, an CED zu erkranken, mit einer Odds Ratio (OR) von 2,68 (95%-Konfidenzintervall 1,17–6,13). Obwohl ein signifikanter Publikationsbias festgestellt wurde, blieben die Hauptergebnisse der Metaanalyse in der Sensitivitätsanalyse stabil. Das Autorenteam betont die Notwendigkeit weiterer groß angelegter Studien, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Sie empfehlen zudem bei HIV-Patienten und -Patientinnen ein Screening auf CED durchzuführen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.

Fazit: Die Erkenntnisse aus der Studie unterstreichen die Bedeutung einer umfassenden medizinischen Betreuung von HIV-Patienten und -Patientinnen, die neben der Behandlung der HIV-Infektion auch die Überwachung und das Management potenzieller Begleiterkrankungen wie CED einschließen sollte. 

Huang W et al., BMC Infectious Diseases 2024; 24: 1030

Frühe Therapie bei Herpes zoster beugt Postzosterneuralgie vor

Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse von 53 Kohortenstudien untersuchte den ­Zusammenhang zwischen der Inzidenz der postherpetischen Neuralgie (PHN) und bestimmten Patienten-Charakteristika sowie einer frühen Behandlung. Hautläsionen, ein Behandlungsbeginn von 3 oder mehr Tagen nach Auftreten der Symptome und ­Begleiterkrankungen wurden als potenzielle Risikofaktoren für die Entwicklung einer PHN identifiziert. Weibliches Geschlecht, zervikaler oder lumbaler Herpes sowie immunsuppressive Therapien waren nicht signifikant mit dem Auftreten einer PHN assoziiert. Glukokortikoide zeigten einen tendenziell protektiven, aber statistisch nicht signifikanten Effekt gegenüber der Entwicklung einer PHN.

Fazit: Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn und das Berücksichtigen individueller Risikofaktoren scheinen das Risiko einer PHN zu reduzieren. Die präventive Wirkung von Glukokortikoiden bedarf weitere Studien. 

Ding S et al., International Journal of Infectious Diseases 2024; 147: 107181

Tenofovir-Alafenamid zeigt gute Verträglichkeit bei Hepatitis B

In einer im Jahr 2024 veröffentlichten Arbeit ­wurden die abschließenden Ergebnisse zweier randomisierter Phase-III-Studien zur Wirksamkeit und ­Sicherheit von Tenofovir-Alafenamid (TAF) bei der ­Behandlung der chronischen Hepatitis-B-­Virus(HBV)-Infektion nach achtjähriger Beobachtungsdauer präsentiert. In diesen Studien wurde TAF mit Tenofovir-Disoproxil-­Fumarat (TDF) verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass TAF eine nicht unterlegene Wirksamkeit im Vergleich zu TDF aufweist und dabei ein günstigeres ­Sicherheitsprofil in Bezug auf Nieren- und Knochengesundheit bietet. Die Langzeitergebnisse über 8 Jahre bestätigten die anhaltende Wirksamkeit von TAF hinsichtlich der HBV-Suppression. Zudem traten keine Resistenzen gegenüber TAF auf. Patienten und Patientinnen, die mit TAF behandelt wurden, zeigten stabile Nierenfunktionsparameter und eine geringere Abnahme der Knochendichte im Vergleich zu denen, die TDF erhielten.

Fazit: Diese Ergebnisse unterstreichen die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von TAF als Behandlungsoption für Patienten und Patientinnen mit chronischer HBV-Infektion. Insbesondere das verbesserte Sicherheitsprofil hinsichtlich Nieren- und Knochengesundheit macht TAF zu einer bevorzugten Therapieoption gegenüber TDF. 

Buti M et al., Aliment Pharmacol Ther 2024; 60: 1573–86

Mehr Dengue-Komplikationen

Mittels einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse wurde der Verlauf des Denguefiebers bei immungeschwächten Personen erforscht. Die Analyse umfasste 115 Studien, die die Schwere der Erkrankung, Komplikationen und Sterblichkeitsraten in dieser Patientengruppe bewerteten. Dabei wurden in 30 Studien immungeschwächte (Fallgruppe) und nicht immungeschwächte (Kontrollgruppe) Personen verglichen, wobei der Schwerpunkt auf Kindern (n = 22 Studien) mit Mangelernährung (n = 18) lag. Die Ergebnisse zeigten, dass immungeschwächte Personen ein erhöhtes Risiko für Kompli­kationen des Denguefiebers haben, nicht jedoch für einen schweren Krankheitsverlauf. Eine höhere Sterblichkeitsrate im Vergleich zu immunkompetenten Personen konnte nicht festgestellt werden.

Fazit: Endgültige Schlussfolgerungen über die Schwere des Denguefiebers in verschiedenen Gruppen immungeschwächter Personen sind aufgrund fehlender belastbarer Daten eingeschränkt aussagekräftig. Weitere Studien sind notwenig. 

Sohail A et al., International Journal of Infectious Diseases 2024; 149: 107272

Schwächere Immunantwort

In einer Metaanalyse wurde die Immunogenität von COVID-19-Impfstoffen bei Personen mit Leber­­­zirrhose untersucht. Die Analyse umfasste 16 Studien mit insgesamt 2 127 Zirrhose-Betroffenen. Die Ergebnisse zeigten, dass nach vollständiger Impfung 92,4 % der Personen eine Serokonversion erreichten. Allerdings war die humorale Immunantwort bei ­Personen mit kompensierter Zirrhose höher als bei solchen mit dekompensierter Zirrhose. Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen war die Serokonversionsrate bei Zirrhose-Betroffenen leicht reduziert. Zudem zeigte sich eine signifikant verminderte ­zelluläre Immunantwort bei Zirrhose-Betroffenen im Vergleich zu Gesunden.

Fazit: COVID-19-Impfungen können bei Zirrhose-Betroffenen, insbesondere bei dekompensierter ­Zirrhose, zu einer verminderten humoralen und ­zellulären Immunantwort führen. Daher sollten diese Personen trotz vollständiger Impfung engmaschiger überwacht werden. 

Ouyang L et al., Human Vaccines & Immunotherapeutics 2024; 20 (1): 2326316

Der Autor

PD Dr. med. Ulrich Kisser
Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie
Universitätsmedizin Halle (Saale)

ulrich.kisser@uk-halle.de

Bildnachweis: Jobalou (iStockphoto)

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