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Allgemeinmedizin

Sport- und Bewegungstherapie

DiGA für Gonarthrose

Nicole Hein

22.3.2024

Bewegungstherapeutische Interventionen haben bei Gonarthrose einen hohen Nutzen. Der technische Fortschritt erlaubt ein evidenzbasiertes Training daheim: Eine App ermöglicht eine angeleitete und kontrollierte Sport- und Bewegungstherapie.

Die wesentlichen Punkte bei der Behandlung einer Gonarthrose sind die schmerzhemmende und antiinflammatorische medikamentöse Therapie, das Lifestyle-Management der Betroffenen, gelenkentlastende Orthesen und intraartikuläre Therapien, z. B. Cortison oder Hyaluronsäure. Eine wichtige Rolle spielen darüber hinaus bewegungstherapeutische Interventionen, welche die Pathophysiologie und Symptomatik geschädigter Körperfunktionen und -strukturen am Bewegungsapparat positiv beeinflussen, Bewegungsfertigkeiten verbessern und eine nachhaltige Gesundheitskompetenz durch regelmäßige sowie angepasste körperliche Aktivität aufbauen. Schließlich sind noch operative Maßnahmen wie Umstellungsoperationen bei Fehlstellungen oder die Endo­prothetik zu nennen.

Sensoren erfassen Bewegungsdaten

Trotz des durchweg günstigen Nutzen-Risiko-Profils physikalischer Therapieverfahren gibt es für die Behandelnden, aber auch für die Betroffenen, Hindernisse bei der praktischen Umsetzung. „Als Orthopäden und generell als Arthrosebehandler verschreiben wir seit jeher Physiotherapie. Das Problem ist, dass es für uns praktisch wie eine Art Black Box ist. Die Patienten haben ein, zwei Anwendungen pro Woche, was nicht viel ist. Deswegen werden Übungen erlernt, die sie zu Hause ausüben. Dabei sind die Patienten auf sich allein gestellt und ­müssen ohne Anleitung Übungen durchführen, die teilweise sehr komplex sind. Ein weiteres Problem ist, dass wir als Behandler wenig Therapiekontrolle haben, da wir nicht konkret wissen, was die ­Patienten gemacht haben“, erläuterte Univ.-Prof. Dr. med. Tobias Winkler, Oberarzt und Sektionsleiter der Regenerativen Orthopädie und Unfall­chirurgie an der Charité Berlin.

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können Lösungen liefern: Über eine App ist eine angeleitete und kontrollierte Sport- und Bewegungstherapie zu Hause möglich. Zwei am Ober- und Unterschenkel befestigte Sensoren erfassen die Bewegungsdaten, während die Patienten und Patientinnen vorgegebene physiotherapeutische Übungen ausführen. Währenddessen liefern die Sensoren akustische und visuelle Rückmeldungen, die sicherstellen, dass die Übungen korrekt durchgeführt werden. Außerdem dokumentiert die App den Rehabilitationsprozess, sodass die Betroffenen selbst, aber auch die Behandelnden einen Überblick über den Therapieverlauf haben. Ziele sind die Stabilisierung des betroffenen Kniegelenks und die Verringerung der abnormalen Gelenkbelastungen durch Verbesserung der muskulären Stabilisierung, was zu einer Reduktion des empfundenen Schmerzes und einer Steigerung der Funktionalität führt.

Schmerzreduktion nach 12 Wochen

Eine randomisierte kontrollierte Studie belegte den positiven Versorgungseffekt der App-geführten Übungsintervention [1]: Eingeschlossen wurden 61 Erwachsene mit einer Gon­arthrose. Nach Rando­misierung wurden 30 Personen der Interven­tions­gruppe (IG) und 31 Personen der Kontrollgruppe (KG) zugeteilt. Der Beobachtungszeitraum betrug 12 Wochen. Der primäre Endpunkt, die Subskala „Schmerz“ des Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), wurde zu Beginn (t0) und am Ende (t1) des Beobachtungszeitraums erhoben. Nach 12 Wochen zeigte sich gemäß der Intention-to-treat-Population (ITT-Population) eine statistisch signifikante Reduktion der Schmerzen, gemessen anhand der Subskala „Schmerz“ des KOOS, von 13,2 (adjustierte Mittelwertsdifferenz) in der IG gegenüber der KG. Auch in Bezug auf die Subskala „Alltagsaktivitäten (ADL)“ des KOOS zeigte sich eine statistisch signifikante Verbesserung von 12,0 ­(adjustierte Mittelwertsdifferenz) in der IG gegenüber der KG.

Somit konnte die Studie die positiven Behandlungseffekte der App auf die Schmerzreduktion sowie weitere arthrosebedingte Gesundheitseinschränkungen nachweisen. „Wir können zum ersten Mal mit einer angeleiteten Physiotherapie, also einem Bewegungsprogramm für die Patienten zu Hause, eine kontrollierte Umgebung gewährleisten, die zum einen evidenzbasiert zu einer Verbesserung des Schmerzes bei Arthrosepatienten führt. Zum anderen können wir eine Übungsabfolge gewährleisten, welche die Patienten zu Hause mit einer hohen ­Effizienz machen können“, resümierte Winkler.

Das App-gestützte Trainingsprogramm ist im ­öffentlichen DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für ­Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ­gelistet.

  1. www.ot-world.com/files/otworld/congress/102813.pdf; Stand: 08.02.2024
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