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S2k-Leitlinie

Neue Behandlungsformen beim Essentiellen Tremor

13.2.2023

Therapien, Wirkstoffe und Behandlungen bei Therapieresistenz: Die 2022 aktualisierte Leitlinie S2k-Tremor zeigt die Dynamik der Tremorforschung. Bei der Erstellung der Leitlinie haben zudem Betroffene mitgewirkt und Erfahrungen beigesteuert.

Bei der 2022 aktualisierten Leitlinie S2k-Leitlinie Tremor habe sich sehr viel getan, besonders bei der Therapie, resümiert Erstautor Prof. Dr. med. Günther Deuschl (Kiel). „Besonders an den vielfältigen, neuen Behandlungsoptionen lässt sich eine hohe Dynamik der Tremorforschung ablesen“, sagt er.

Der Essentielle Tremor (ET) ist die häufigste Bewegungsstörung (betroffen sind 0,31-1,7 % der Allgemeinbevölkerung, starke Zunahme im Alter – über 80 Jahre: >30%). Sie wird in erster Linie durch einen monosymptomatischen, bilateralen distalen Haltetremor an den oberen Extremitäten gekennzeichnet mit einer Mindestdauer von drei Jahren. Nur ein Teil der Betroffenen sucht einen Arzt auf, weil sie den Tremor oft als Teil des „normalen“ Alterungsprozesses betrachten. Der Essentielle Tremor wird häufig als Parkinson-Syndrom fehldiagnostiziert (>  Neurologie).

Für ET und ET plus gelten gleiche Therapieempfehlungen

Weitere neurologische Symptome wie eine Dystonie, Ataxie, Parkinsonismus, periphere Nervenstörungen müssen für die Diagnose ausgeschlossen sein, betont die Leitlinie. Andere Kriterien unterstützen sie, sind aber nicht obligat: Besserung des Tremors unter Alkohol (50-90 % der Patienten) und eine positive Familienanamnese (40-70 % der Patienten). Vom Essentiellen Tremor wird der Essentielle Tremor plus (ET+) abgegrenzt. Letzterer wird diagnostiziert, wenn eines der folgenden neurologischen Symptome („soft signs“) vorliegt: leicht gestörter Seiltänzergang, fragliche dystone Symptome, diskrete Gedächtnisstörung, Ruhetremor, andere diskrete neurologische Auffälligkeiten. Für ET und ET plus gelten die gleichen Therapieempfehlungen.

Wirkstoffe beim Essentiellen Tremor

Zu den neuen Therapien der vergangenen zehn Jahre, die beim Essentiellen Tremor empfohlen werden, gehört neben den etablierten Wirkstoffen Propranolol und Primidon nun auch Topiramat (Zieldosis ≥ 200 mg TD). Alle drei Stoffe haben unterschiedliche Nebenwirkungsprofile, die maßgeblich für die Indikation sind. Wegen fehlendem oder nicht-signifikantem Nutzen zur Behandlung des Essentiellen Tremors sollten folgende Mittel nicht eingesetzt werden: Levetiracetam, Trazodon, Pindolol, Acetazolamid, Mirtazapin, 4-Amino-Pyridin, Pregabalin, Nifedipin und Verapamil.

Neue Ansätze bei Therapieresistenz

Bei einer Therapieresistenz steht mit dem MRT-gesteuerten fokussierten Ultraschall (MRgFUS) eine neue, nicht invasive, läsionelle Therapie zur Verfügung. Für den Essentiellen Tremor ist die Evidenz hochklassig, für den Parkinsontremor bislang noch nicht. Bei dystonem Armtremor wurde die Wirksamkeit von elektromyographisch gesteuertem Botulinumtoxin nachgewiesen und in der Behandlung des funktionellen Tremors zeigte sich die spezialisierte Physiotherapie mit Aufklärung, Umschulung von Bewegungen und langfristigem Fokus auf ein Selbstmanagement als wirksam. „Hier waren die Erfahrung und Expertise der Betroffenen, die an der Leitlinie mitgearbeitet haben, besonders wichtig. Patientenbeteiligung ist unserer Ansicht nach ein Qualitätskriterium hochwertiger Leitlinien“, so Deuschl.

Leitlinie online: https://dgn.org/leitlinie/186

Hinweis: Angesicht der Häufigkeit des Essentiellen Tremors und seiner Zunahme im Alter werden weitere therapeutische Optionen als dringend notwendig erachtet. Eine hiervon, die Modulation resp. die Blockade des T-Typ-Calciumkanals, hat sich in ersten Untersuchungen mit verschiedenen Experiementalsubstanzen als erfolgreich erwiesen (Matthews LG et al., Ann Clin Transl Neuro, 2023).

Pressemitteilung „NeueS2k-Leitlinie Tremor veröffentlicht“. Deutsche Gesellschaft für Neurologie(DGN), Berlin, 25.8.2022 (https://dgn.org/artikel/2242).

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