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Allgemeinmedizin

Therapieoptionen

Pathophysiologie bei Polyneuropathie

26.3.2024

Neben erworbenen Polyneuropathien (PN) dürfen die hereditären PN nicht übersehen werden. Sie sind offenbar häufiger als gedacht. Die genaue Ätiologie ist wichtig, um im Falle einer behandelbaren Ursache – etwa bei der Transthyretin(ATTR)-Amyloidose – den Start einer wirksamen kausalen Therapie nicht zu versäumen.

Erworbene Polyneuropathien (PN) bilden die Mehrheit: In einer niederländischen Studie waren Diabetes, Toxine und Immunerkrankungen für 32 %, 14 % bzw. 9 % der PN verantwortlich. Eine erbliche Ursache wurde bei 5 % nachgewiesen, bei 26 % der ­Betroffenen lag eine idiopathische PN vor. Zumindest in diesen Fällen ohne klar erkennbare Erkrankungsursache sollte eine hereditäre Genese erwogen werden – vor allem bei Betroffenen, die in der Kindheit Symptome wie Bewegungsstörungen hatten und ­deren Erkrankung langsam voranschreitet. Jedoch schließt auch ein hohes Lebensalter bei Erstmanifestation eine genetische Ursache nicht aus – genauso wenig wie eine leere Familienanamnese.

Die Unterscheidung der PN kann mittels eines diagnostischen Algorithmus getroffen werden: Grundlage sind Anamnese, allgemeine Laboruntersuchungen, Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) sowie die Elektromyografie (EMG). Daraus ergibt sich das klinische Muster der Erkrankung mit raschem vs. langsamem Verlauf, symmetrischem vs. asymmetrischem sowie proximalem vs. distalem Befall und sensorischen vs. motorischen oder kombinierten (und ggf. autonomen) Symptomen. Nach diesen Merkmalen lassen sich grob 5 Typen unterscheiden. Anschließend folgen weitere Untersuchungen wie eine Liquoranalyse, Antikörpertests, Nerven-/Muskelbiopsien oder Gentests. So sollte z. B. bei Verdacht auf eine immunologisch bedingte PN wie die chronisch-entzündliche demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP) nach Anti-Gangli­osid-, Anti-Neurofascin- und weiteren Antikörpern gefahndet werden.

Nerven-Ultraschall hilft bei Differenzierung

Für die Therapie Erwachsener, die an ATTR-Amyloidose mit symptomatischer PN leiden, ist der Transthyretin-Stabilisator Tafamidis zugelassen. Die Zulassung gilt im Stadium 1 für die hereditäre (ATTRv) und für die Wildtyp-Form (ATTRwt) der Erkrankung. Der Ausschluss einer ATTR-Amyloidose gehört

zu den ersten Schritten, um eine Fehldiagnose zu ­verhindern. Für die Absicherung der Diagnose kommt oftmals der Nerven-Ultraschall (NUS) zum Einsatz. So ist z. B. bei axonaler PN keine signifikant vergrößerte Gesamt-Nervenquerschnittsfläche (neuronal cross-sectional area, NCSA) nachweisbar. Im Gegensatz dazu finden sich bei demyelinisierender PN oftmals charakteristische Veränderungen im Nerven­querschnitt. Beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS) zeigen sich ebenfalls NCSA-Anstiege, jedoch weniger ausgeprägt.

Patientinnen und Patienten mit PN durch Transthyretin-Amyloidose (ATTR-PN) haben häufig ein axonales Schädigungsmuster, nur in jeweils 9 % der Fälle ein demyelinisierendes oder gemischtes. Dennoch lassen sich bei ihnen charakteristische Veränderungen im NUS finden. So treten die NCSA-Vergrößerungen hier am ehesten proximal auf, etwa im Plexus brachialis und an den Nervenwurzeln.

Symposium „Polyneuropathie – Neues und Bewährtes“ anlässlich des 96. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V. (Veranstalter: Pfizer Pharma GmbH), November 2023

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