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Onkologie

Nicht-medikamentöse Schmerztherapie

Aktiv werden für mehr Lebensqualität

Andrea Schäffer

Krebspatienten leiden häufig an Schmerzen – sei es aufgrund des Tumors selbst oder durch die verabreichten Therapien. In der Schmerzbehandlung kann die medikamentöse Therapie durch eine Vielzahl nicht-medikamentöser Ansätze unterstützt werden, die die Lebensqualität der betroffenen Patienten oft erheblich verbessern. Dem Pflegepersonal kommt dabei eine wichtige beratende Rolle zu.

Schmerzen können in jedem Stadium einer Krebserkrankung auftreten, sind jedoch in fortgeschrittenen Phasen häufiger und treten dann bei 50–70 % der Patienten mittelschwer bis stark auf.[1] Je nach ihrer Entstehung unterscheidet man tumorbedingte, tumor­assoziierte, therapiebedingte und tumorunabhängige Schmerzen.

Den Schmerz charakterisieren

Für die Wahl der richtigen Behandlung ist die genaue Diagnose und Differenzierung des Schmerzes von Bedeutung. Denn je genauer der Schmerz charakterisiert werden kann, umso besser lässt sich eine auf die individuelle Situation des Patienten abgestimmte Therapie planen. Hilfreich sind dafür Schmerzfragebogen, die Ärzten Informationen u. a. zur persönlich wahrgenommen Stärke, der Art, dem Zeitverlauf und der Lokalisation des Schmerzes liefern. Darüber hinaus kann das Pflegepersonal betroffene Patienten ermutigen, ein Schmerztagebuch zu führen. Dies ist insbesondere für Patienten, die am Anfang einer Schmerztherapie stehen oder unter einer bestehenden Schmerztherapie erneut Beschwerden entwickeln, hilfreich, denn aufgrund des Tagebuches kann der behandelnde Arzt die Therapie optimieren bzw. an die neue Situation anpassen.[1]

Die richtige Behandlung:
• Schmerz genau charakterisieren
• Steigerung des körperlichen Wohlbefindens, ohne Medikamente
• Psychologische Betreuung durch Pflegepersonal und Familie

Selbst gegen den Schmerz aktiv werden

Für das nicht-medikamentöse Schmerzmanagement stehen Maßnahmen wie Akupunktur, Elektromagnetfeldtherapie, Homöopathie, Physiotherapie, Lymphdrainage, Laser-, Kunst- und Musiktherapie zur Verfügung. Sie anzuwenden beim Patienten bedarf, ebenso wie bei der medikamentösen Therapie, einer fundierten Ausbildung. Der große Vorteil nicht-medikamentöser schmerzlindernder Verfahren liegt darin, dass sie häufig zu einer Steigerung des körperlichen und emotionalen Wohlbefindens führen, was wiederum das Immunsystem aktiviert und die körpereigene Schmerzhemmung stimuliert.[2] Die Patienten lernen, selbst etwas gegen ihre Schmerzen zu unternehmen, sie gewinnen Vertrauen in die medizinische Therapie und schöpfen Hoffnung für eine Verbesserung ihrer Gesundheitssituation. Das Pflegepersonal kann Schmerzpatienten unterstützen, indem es über die Möglichkeiten nicht-medikamentöser schmerzlindernder Maßnahmen aufklärt und die Patienten ermutigt, selbst gegen den Schmerz aktiv zu werden. Gelingt es, die Patienten zur echten Mitarbeit zu gewinnen, erhöht sich auch der Erfolg der Schmerztherapie – und der Schmerzmittelverbrauch geht zum Wohle des Patienten zurück. Die Wirksamkeit der ausgewählten Maßnahmen und gegebenenfalls auftretende unerwünschte Ereignisse sollten durch eine gezielte Patientenbeobachtung erfasst werden. Oft sind es auch ganz einfache Hausmittel, die eine wirksame Schmerzlinderung ermöglichen. So bewirken bei manchen Patienten Wärme- oder Kältepackungen, Massagen oder Einreibungen auf schmerzenden Stellen eine Linderung. Auch TENS-Geräte, die per elektrische Nervenstimulation eine Schmerzminderung versprechen, sind in vielen Fällen hilfreich. Bewegung – in Maßen und immer der individuellen Situation angepasst – kann die Schmerztherapie ebenfalls unterstützen, denn sie löst Verspannungen und fördert das Wohlbefinden. Fittere Schmerzpatienten sollten daher über die positiven Auswirkungen körperlicher Aktivität aufgeklärt werden. Schon ein täglicher Spaziergang in schöner Umgebung kann zu einem deutlichen Zugewinn an Lebensqualität führen. Wenn Patienten den Wunsch nach vermehrter körperlicher Betätigung äußern, sollte der Kontakt zu entsprechend ausgerichteten Sportgruppen vermittelt werden. Bei Patienten, die sich nicht ausreichend selbst bewegen können, kann die Mikrolagerung als schmerzlindernde Maßnahme angewandt werden.[3] Angestrebt werden dadurch physiologische Positionsveränderungen in den Gelenken und unterstützende Lageveränderungen durch die Druckverteilung im Kopf-, Schulter-, Hüft- und Fersenbereich. Die Mikrolagerung kann zwar keine Positionsveränderung ersetzen, doch gleicht sie den Spannungszustand zwischen Muskeln und Knochen aus und wirkt damit schmerzmindernd. Sie sollte so oft wie möglich durchgeführt werden, mit Handtüchern, gerollten Bettdecken oder Kissen als Hilfsmittel.

Die Seele mit einbeziehen

Schmerzpatienten sollten ermutigt werden, nicht nur ihrem Körper, sondern auch ihrer Seele Gutes zu tun.[4] Dinge, die Spaß machen – z. B. malen, lesen, kochen oder wandern –, lenken besonders effektiv von Schmerzen ab. Darüber hinaus können Gespräche und gemeinsame Unternehmungen mit der Familie, Freunden oder Bekannten ebenso hilfreich sein, wie der Erfahrungsaustausch mit Menschen, die ebenfalls an Krebs erkrankt sind. Selbsthilfegruppen und einschlägige Foren im Internet bieten den Rahmen für einen Austausch mit Mitbetroffenen. Das Pflegepersonal kann zudem eine psychosoziale Betreuung anbieten, die das Ziel hat, Schmerzpatienten und ihre Angehörigen mittels vertrauensvoller, konstruktiver Gespräche positiv zu bestärken und von Ängsten zu befreien.

1 www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/palliativtherapie/schmerzen-wirksam-be­kaempfen/schmerzen-bei-krebs.html, letzter Zugriff am 12.02.2019
2 Bernatzky G, Der Mediziner 2007; 2: 16–18
3 www.professionalabstracts.com/dgho2017/pdf/open.php?id=445&system=list, letzter Zugriff am 14.02.2019
4 www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/palliativtherapie/schmerzen-wirksam-be­kaempfen/was-koennen-sie-selbst-tun.html, letzter Zugriff am 12.02.2019

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