Im Vergleich zu Placebo sind NSAIDs, Ketamin und Opioide mittlerer bis hoher Wirksamkeit wirksam bei der Linderung akuter Schmerzen bei Kindern. NSAIDs bieten allerdings den größten Nutzen und den geringsten Schaden, was darauf hindeutet, dass sie als Erstlinientherapie für akute Schmerzzustände bei Kindern eingesetzt werden sollten. Dies zeigt die Studie einer kanadischen Forschungsgruppe zur pharmakologischen Behandlung akuter nicht-chirurgisch bedingter Schmerzen bei Kindern.
Erst 2019, befand die Cochrane Library nach Erstellung einer Informations-Sonderkollektion zur „Schmerzlinderung bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen“, dass es ein erschreckendes „Evidenzvakuum“ bei der Schmerztherapie von Kindern gäbe. Obwohl mehrere pharmakologische Optionen zur Behandlung akuter Schmerzen bei Kindern zur Verfügung stehen, ist ihre relative Wirksamkeit eher ungewiss. Die kanadische Gruppe hat deshalb mit einem systematischen Review und einer Netzwerk-Metaanalyse randomisierter klinischer Studien versucht, die relativen Vorteile und Schäden einer Pharmakotherapie zumindest bei akuten Schmerzen bei Kindern anhand von kontrollierten klinischen Studien zu erarbeiten. Alle relevanten Datenbanken und -quellen wurden verwendet. Eingeschlossen wurden Studien, an denen Kinder und Jugendliche (im Alter von <18 Jahren) mit akuten Schmerzen teilnahmen und die randomisiert ein pharmakologisches Analgetikum oder ein alternatives Analgetikum oder Placebo erhielten.
Gutachterpaare überprüften jeweils unabhängig voneinander die Abstracts, die daraus extrahierten Daten und bewerteten das Verzerrungsrisiko der infrage kommenden Studien. Für alle Metaanalysen wurde ein Modell zufallsbedingter Effekte mit Vergleich der Modelldaten („frequentist random-effects model“) verwendet. Die Evidenzsicherheit für Behandlungseffekte wurde mithilfe des Bewertungs-, Entwicklungs- und Evaluierungsansatzes „Grading of Recommendations Assessment, Development, and Evaluation“ bewertet. Die primären Ergebnisse waren Schmerzstärke (Bereich 0-10 cm auf einer visuellen Analogskala; minimal wichtiger Unterschied [MID] 1 cm), Bedarf an Notfallmedikamenten, Symptomlinderung und unerwünschte Arzneimittelwirkungen.
Insgesamt wurden 41 Studien mit 4 935 Kindern einbezogen. Evidenz mit hoher bis mittlerer Vertrauenswürdigkeit ergab, dass nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Ketamin und Opioide mittlerer bis hoher Potenz im Vergleich zu Placebo die Schmerzen reduzierten. Nur NSAR verringerten allerdings den Bedarf an Notfallmedikamenten. Weder NSAR noch Paracetamol erhöhten das Risiko kurzfristiger gastrointestinaler Nebenwirkungen. Alle anderen Vergleiche zeigten Evidenzen mit nur mäßiger Sicherheit für einen geringen bis keinen Unterschied zum Placebo oder wurden durch Beweise mit niedriger/sehr niedriger Evidenz gestützt.
Olejnik L et al.: Pharmacologic Management of Acute Pain in Children: A Systematic Review and Network Meta-Analysis. JAMA Pediatr. 2025 Feb 3:e245920 (DOI 10.1001/jamapediatrics.2024.5920).
* Pressemitteilung „Cochrane Library Sonderkollektion: Schmerzlinderung bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen“. Cochrane Deutschland, Freiburg, 15.7.2019 (https://www.cochrane.de/news/cochrane-library-sonderkollektion-schmerzlinderung-bei-s%C3%A4uglingen-kindern-und-jugendlichen).