Der Vagusnerv ist der zehnte Hirnnerv. Sein Aufgabenbereich ist groß und komplex. Er ist an Funktion und Regulation fast aller inneren Organe beteiligt. Die Vagusstimulation wird bisher in der Epilepsietherapie und bei Depressionen eingesetzt. Hierfür wird ein kleiner Impulsgeber unter die Haut implantiert. Von dem aus werden dünne Elektroden im seitlichen Halsbereich an den Vagusnerv gelegt.
Nach einem Schlaganfall ist häufig auch die Motorik eines Arms gestört. Hält dieses Symptom länger als sechs Monate, bringen Rehabilitationsmaßnamen auch keinen Erfolg. Nun konnte die VNS-REHAB-Studie aufzeigen [1], dass Patienten, die während ihres Trainingsprogramms eine elektrische Stimulation des Vagusnervs (ähnlich einem Herzschrittmacher) erhielten, eine deutliche Besserung der Armmotorik erzielten.
„Man vermutet, dass die während des Rehabilitationstrainings erfolgende Vagusstimulation die Neuroplastizität im Gehirn fördert, d. h. die funktionelle Erholung durch Bildung neuer Synapsen – und zwar via cholinerge und monoaminerge Modulation von Neuronen des motorischen Kortex“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Platz (Greifswald). „Die Ansprechrate auf die VNS war mit ca. 50% fast doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe. Die Studienergebnisse machen Hoffnung, dass das Verfahren für bestimmte Schlaganfall-Patienten eine neue Behandlungsoption für persistierende Armparesen werden könnte. Voraussetzung ist dabei eine intensive spezifische Armrehabilitation und die Mitarbeit der Patienten. Denn sehr wahrscheinlich führt nicht die Stimulation alleine zum Behandlungserfolg, aber sie hat die Trainingseffekte in dieser Studie deutlich verstärkt.“
Auch eine transkutane Vagusstimulation (von außen) ist möglich. Diese erfordert keine Operation und wird zurzeit mit dieser Fragestellung untersucht.
1 Dawson J et al., Lancet 2021 Apr 24; 397 (10284): 1545‒1553
Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Juni 2021