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Radiologie

Künstliche Intelligenz: Experte erwartet zunehmende Skepsis

8.2.2022

Der wachsende Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf die Radiologie führt nicht nur zu einem fundamentalen Wandel bei der Gewinnung der Diagnosen, sondern stellt auch eine Fülle zusätzlicher Informationen aus anderen Quellen bereit, stellt der Radiologe Prof. Dr. med. Werner Golder (Avignon, Frankreich) in einem Review der Fachzeitschrift „Chirurg“ fest. Gleichzeitig aber, so mahnt er seit Jahren, könnten diese „Prognosen aus der Retorte“ ein ‒ zumindest teilweise unerwünschtes ‒ Danaergeschenk der Künstlichen Intelligenz sein.

Viele dieser Programme korrelieren heute die Parameter und Ergebnisse der radiologischen Bildauswertung mit den Resultaten histologischer, molekularbiologischer oder genetischer (Fremd-)Untersuchungen und leiten daraus per „Künstliche Intelligenz“ therapeutische und prognostische Aussagen ab, die der individualisierten Präzisionsmedizin dienen sollen. Diese Informationen gehen in den Befundbericht ein und stehen in vollem Umfang auch Patienten zur Verfügung. Sie nehmen jedoch, so kritisiert Golder, keine Rücksicht auf Einflussgrößen wie den Zeitabstand zwischen Diagnose und Behandlungsbeginn, Begleiterkrankungen oder die Verfügbarkeit und Verträglichkeit von Medikamenten.

Es ist abzusehen, dass die ergänzenden Aussagen der Expertensysteme die Gesprächskontakte zwischen Arzt und Patient erheblich beeinflussen werden. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sowohl Patienten als auch Ärzte nach einiger Zeit zumindest auf einen Teil der zusätzlichen Informationen lieber verzichten und zu der nach wie vor gültigen Einsicht zurückkehren, dass die beständig aktualisierte klinische Verlaufsdokumentation und die dedizierten apparativen Kontrolluntersuchungen vertrauenswürdiger und aussagekräftiger sind als intelligente Konstrukte aus Bildmaterial und assoziierten Datenbanken-Informationen. Schließlich gehöre es nicht zum Aufgabenbereich des Radiologen, dem eigenen Befundbericht fachfremde Zusatzinformationen unbekannten Verfallsdatums beizulegen. In Erwartung solcher Konsequenzen wird sich die initiale Sympathie für bildbasierte intelligente Prognosen, so nimmt Golder an, wahrscheinlich in zunehmende Skepsis verwandeln.

Golder W, Chirurg 2022 Feb 7; DOI 10.1007/s00104-022-01591-1, PMID 35129622

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