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Onkologie

Neues Radioligandentherapeutikum für fortgeschrittenes Prostatakarzinom zugelassen

15.12.2022

Der Wirkstoff Lutetium-177 PSMA-617 ist zugelassen für Patienten, die bereits eine Chemotherapie erhalten haben und nicht auf Hormonentzug ansprechen. In Studien zeigte sich, dass er das radiologische progresssionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben verlängern kann.

Der Wirkstoff Lutetium-177 PSMA-617 ist zugelassen für Patienten, die bereits eine Chemotherapie erhalten haben und nicht auf Hormonentzug ansprechen. In Studien zeigte sich, dass er das radiologische progresssionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben verlängern kann.

Die Europäische Kommission hat am 13. Dezember das erste gezielte Radioligandentherapeutikum zur Behandlung von fortschreitendem, prostataspezifischem Membran-Antigen (PSMA)-positivem metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs zugelassen (> Urologie). Die Zulassung ist beschränkt auf Patienten, die zuvor bereits eine Chemotherapie erhalten haben und die nicht auf Hormonentzug ansprechen. Der bereits im März 2022 von der FDA zugelassene Wirkstoff Lutetium-177 PSMA-617 wurde vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Universität Heidelberg entwickelt. Die dem Mittel zugrundeliegende patentierte Erfindung sei ein herausragendes Beispiel für den Transfer exzellenter Forschungsergebnisse in die klinische Anwendung, erklärt DKFZ-Vorstand Prof. Dr. med. Michael Baumann (Heidelberg) in einer Pressemitteilung.


Phase-III-Studie zeigt besseres Gesamtüberleben

Bei Lutetium-177 PSMA-617 handelt es sich um einen mit radioaktivem Lutetium-177 gekoppelten Liganden, der an das Prostata-spezifische Membranantigen, kurz PSMA, passgenau andocken kann. Die Mehrzahl aller Prostatakrebszellen trägt das Glykoprotein PSMA auf ihrer Zellmembran, im übrigen Körper kommt es dagegen kaum vor. Die Krebszellen nehmen den Wirkstoff ins Zellinnere auf, so dass er sich in den Tumoren anreichert und von innen heraus seine tödliche Strahlendosis abgibt. Das macht die Wirkung der Therapie besonders präzise und zielgenau.

In der 2021 publizierten, zulassungsrelevanten Phase-III-Studie (VISION-Studie) verlängerte 177Lu-PSMA-617 plus Standardversorgung im Vergleich zur Standardversorgung bei Patienten mit fortgeschrittenem PSMA-positivem metastasiertem und kastrationsresistentem Prostatakrebs sowohl das radiologische progresssionsfreie Überleben (rPFS) signifikant (median, 8,7 vs. 3,4 Monate; Hazard Ratio für Progression oder Tod, 0,40; 99,2%-Konfidenzintervall [KI]: 0,29-0,57; p<0,001) und als auch das Gesamtüberleben (median, 15,3 vs. 11,3 Monate; HR für Tod, 0,62; 95%-KI: 0,52-0,74; p<0,001). Auch alle wichtigen sekundären Endpunkte sprachen signifikant für 177Lu-PSMA-617. Unerwünschte Ereignisse von Grad 3 oder höher traten unter der 177Lu-PSMA-617-Behandlung öfter aus als ohne (52,7% vs. 38,0%). Die Lebensqualität wurde jedoch nicht beeinträchtigt.

„Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs haben derzeit kaum noch aussichtsreiche Behandlungsoptionen. Dass diese Betroffenen nun endlich auch in Deutschland von Lutetium-177 PSMA-617 profitieren können, ist ein großer Erfolg für das DKFZ. Unsere Mission ist es, mit exzellenter Grundlagenforschung Wissen und Lösungen für die klinische Praxis zu liefern. Mit der Erfindung von Lutetium-177 PSMA-617 ist unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein herausragendes Beispiel für diesen Transfer gelungen“, urteilt der Radioonkologe Baumann.

Zulassungen für Deutschland und die USA

„Die Erfinder haben das klinische Potenzial des Wirkstoffs erkannt und gezielt die präklinische Entwicklung vorangetrieben. Wir haben früh die Rechte gesichert und nach Partnern in der pharmazeutischen Industrie gesucht, die die Weiterentwicklung zum Medikament übernommen haben. Diese konsequente Ausrichtung auf den Transfer zahlt sich nun aus – vor allem anderen auch für die betroffenen Patienten“, fasst Ursula Weyrich, Kaufmännischer Vorstand des DKFZ, zusammen.

Die Zulassungen in den USA und der EU sind ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Krebs. Derzeit wird bereits mit weiteren klinischen Studien geprüft, ob Lutetium-177 PSMA-617 auch Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs, die zuvor noch keine Chemotherapie erhalten haben, einen Überlebensvorteil bringt.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärte zu der Zulassung: „Durch exzellente und interdisziplinäre Forschung ist es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am DKFZ, dem Universitätsklinikum und der Universität Heidelberg gelungen, einen neuen Wirkstoff gegen Prostatakrebs zu entwickeln. Das ist ein großartiger Erfolg für die deutsche Krebsforschung, mit dem hoffentlich vielen Patienten geholfen werden kann. Hier zeigt sich beispielhaft das enorme Potenzial unserer Forschungslandschaft (> Onkologie). Dabei ist der schnelle und erfolgreiche Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis der Schlüssel für eine bessere Zukunft.“

1) Pressemitteilung„Neues Medikament gegen metastasierten Prostatakrebs nun auch in Europazugelassen“. Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, 14.12.2022 (https://idw-online.de/de/news806600).
2) Sartor O,de Bono J, Chi KN, Fizazi K, Herrmann K, Rahbar K, Tagawa ST, Nordquist LT,Vaishampayan N, El-Haddad G, Park CH, Beer TM, Armour A, Pérez-Contreras WJ,DeSilvio M, Kpamegan E, Gericke G, Messmann RA, Morris MJ, Krause BJ; VISIONInvestigators: Lutetium-177-PSMA-617 for Metastatic Castration-ResistantProstate Cancer. N Engl J Med. 2021 Sep 16;385(12):1091-1103 (DOI10.1056/NEJMoa2107322)

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