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Onkologie

Jeder siebte Patient weltweit verpasst potenziell lebensrettende Operation

Einer von sieben Patienten weltweit hat während der durch COVID-19 verursachten Einschränkungen durch Lockdowns eine potenziell lebensrettende Krebsoperation nicht erhalten. Dies legen Daten einer neuen Studie des weltweiten Forschungsnetzwerks COVIDSurg nahe, berichtet das Universitätsklinikum Tübingen in einer Pressemitteilung. An der jetzt im „Lancet Oncology“ erschienenen Studie beteiligten sich knapp 5.000 Chirurgen aus aller Welt, die Daten von über 20.000 Patienten mit 15 häufigen Tumorerkrankungen zusammengetragen haben. Die dafür verwendeten Daten stammten aus 466 Krankenhäusern in 61 Ländern. In Deutschland waren im Zuge dieser Studie über 90 Ärzte aus 19 Kliniken beteiligt, die dafür Daten von 399 Patienten beigesteuert haben.

Einschränkende Maßnahmen wie Lockdowns und andere Eingriffe ins öffentliche Leben zu Beginn der Pandemie hatten nachweisbare Folgen für die Patientenversorgung: So kann die weltweite Erhebung etwa belegen, dass die Verschiebungen von geplanten Krebsoperationen abhängig von den vor Ort getroffenen Maßnahmen waren, aber unabhängig von den lokalen Coronavirus-Inzidenzen. Verglichen wurden Absagen und Verschiebungen von Krebsoperationen, die während des Lockdowns erfolgten, mit Zeiträumen, bei denen es nur geringe Einschränkungen gab. Während vollständiger Lockdowns erfolgten Operationen demnach im Mittel mit 5,3 Monaten Verzögerung und ein Siebtel der Patienten (15%) erhielt die eigentlich notwendige Operation überhaupt nicht. Im Vergleich dazu liegt der Anteil von Patienten, die nicht operiert werden konnten, während Zeiten, in denen es nur zu geringen Einschränkungen kam, bei unter einem Prozent. Zudem spielten COVID-19-Erkrankungen der Betroffenen selbst keine nachweisbare Rolle für die Ergebnisse. Besonders problematisch war die Situation bei Krebspatienten, die bereits über sechs Wochen auf ihre Operation warteten oder die sehr gebrechlich waren bzw. bei fortgeschrittener Krebserkrankung, sowie in ärmeren Ländern allgemein. Gerade in Ländern, die nur über eine eingeschränkte Gesundheitsinfrastruktur verfügen, zeigten Einschränkungen signifikante Auswirkungen auf die medizinische Versorgung der Tumorpatienten.

Kapazitäten für Krebsoperationen

„Die Daten zeigen sehr klar, dass Schließung von Kliniken und einschneidende Maßnahmen im Gesundheitswesen während der Pandemie weltweit nachteilige Auswirkungen auf die Schutzbedürftigsten unserer Patientinnen und Patienten hatten“, erklärt Prof. Dr. med. Alfred Königsrainer, klinischer Leiter der Studie in Tübingen und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie. „Daher sollte die Sicherstellung von Kapazitäten für Krebsoperationen ein wichtiger Baustein der nationalen Pandemieplanung werden, um Nachteile für diese sehr gefährdeten Patientinnen und Patienten zu vermeiden.“ „Es ist zu erwarten, dass die veränderte Versorgungssituation während der Pandemie, die durch Ergebnisse unserer Studie belegt ist, auch zukünftig Auswirkungen haben wird. Entsprechend kann man damit rechnen, dass durch Verschiebungen und verminderte Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen während der Pandemie fortgeschrittene Krebserkrankungen auch in Deutschland verstärkt auftreten werden. Für dieses Szenario sollten wir bereits jetzt Vorkehrungen treffen“, ergänzt Dr. med. Markus Löffler, ebenfalls von der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie und einer von drei Leitern des COVIDSurg Forschungsnetzwerks in Deutschland.

Originalpublikation: COVIDSurg Lancet Oncol 2021 Oct 5; S1470-2045(21)00493-9, DOI 10.1016/S1470-2045(21)00493-9, PMID 34624250

Pressemitteilung Universitätsklinikum Tübingen, Oktober 2021

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