- Anzeige -
NEWS

Neurologie

Soziale Isolation lässt Gehirn schneller altern

3.7.2023

Soziale Isolation wirkt sich mit großer Wahrscheinlichkeit negativ auf die Leistung des Gehirns aus. Gerade publizierte Forschungsergebnisse der Universitätsmedizin Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften zeigen, dass bei Menschen, die wenig soziale Kontakte haben und älter als 50 Jahre sind, die Struktur der grauen Hirnsubstanz im Zeitverlauf stärker abnimmt als bei Personen, die weniger isoliert sind. Zudem wird die kognitive Leistungsfähigkeit schwächer.

Die graue Substanz steuert alle Hirnfunktionen sowie sämtliche Funktionen des Zentralnervensystems. Die aktuelle Studie der Leipziger Wissenschaftler zeigt nun, dass bei Menschen, die älter als 50 Jahre sind und wenig soziale Kontakte haben, eine beschleunigte Abnahme der Substantia grisea im Hippocampus und der Hirnrinde stattfindet. Die Längsschnittdaten von 1.900 Teilnehmern ihres Forschungsprojektes legen zudem nahe, dass Menschen, die ihr soziales Netz bewahren oder ausbauen, ihre Gehirnstruktur und Denkleistung besser erhalten als solche, die sozial isoliert leben. (Thema > Neurologie)

„Das Auffinden dieser Effekte bei gesunden Menschen legt einen kausalen Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und einer schnelleren Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeiten nahe. Darüber hinaus konnten wir Hinweise finden, dass diese vom Lebensstil abhängige Veränderung des Gehirns schon ab dem Alter von 50 Jahren von Bedeutung ist. Deshalb sollten Präventionsmaßnahmen gegen den kognitiven Abbau bereits sehr früh starten“, meint PD Dr. rer. nat. Veronica Witte, Letztautorin der Publikation.

Soziale Isolation relevant für Demenz

Die soziale Isolation wurde bei den Teilnehmern der Studie mit standardisierten Fragebögen erfasst. Sie durchliefen eine mehrtägige umfangreiche Testung, in der ihre medizinische Biografie und der aktuelle Gesundheitsstatus untersucht wurden. Mit einer Kombination kognitiver Tests wurde die Leistung der Probanden in Bezug auf Gedächtnis, Aufmerksamkeit und mentale Flexibilität ermittelt. Hochauflösende 3-Tesla-MRT-Bilder und computergestützte Auswerteroutinen erfassten die Gehirnstruktur.

„Die Ergebnisse untermauern die Relevanz sozialer Isolation für Demenz. Die Studie bietet wichtige Informationen für den Erhalt der Gesundheit der Bevölkerung und das individuelle Wohl der Menschen. Darüber hinaus können wir durch unsere Erkenntnisse auf die Bedeutung hinweisen, soziale Isolation effektiv zu bekämpfen und präventiv gegen Demenz vorzugehen“, sagt Witte weiter. Dank der großen Stichproben und wiederholten Testungen in der Leipziger Bevölkerungsstudie LIFE der Universität Leipzig  (weitere Infos: https://www.uniklinikum-leipzig.de/einrichtungen/life/life-erwachsenenkohorten/life-adult-studie) konnte der Zusammenhang von sozialer Isolation, Gehirnstruktur und kognitiven Funktionen in besonders hoher Qualität untersucht werden.

Pressemitteilung „Soziale Isolation lässt Gehirn schneller altern“. Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, 20.6.2023 (https://www.uniklinikum-leipzig.de/presse/Seiten/Pressemitteilung_7707.aspx).
* Lammer L et al.: Impact of social isolation on grey matter structure and cognitive functions: A population-based longitudinal neuroimaging study. Elife. 2023 Jun 20;12:e83660 (DOI 10.7554/eLife.83660).

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt