Auch bei größeren Koronargefäßen erzielt der medikamentenbeschichtete Ballonkatheter (Drug-Coated Balloon, DCB) langanhaltend gute Ergebnisse. Das minimalinvasive Verfahren bietet damit auch hier eine wirksame Alternative zum Stent. Eine internationale Studie mit über 3.300 Patientinnen und Patienten bestätigt nun die Resultate der Arbeitsgruppe von Professor Dr. med. Bruno Scheller (Universität des Saarlandes). Die Daten wurden auf dem TCT-Kongress in San Francisco, USA, vorgestellt.
Der DCB hat sich international als wichtiges Therapieverfahren bei Gefäßverengungen etabliert. Dabei wird ein dünner Kunststoffschlauch in das Gefäß eingeführt und ein winziger Ballon an seiner Spitze kurzzeitig aufgeblasen. Während der Dehnung werden die Medikamente aus der Ballonbeschichtung tief in die Gefäßwand eingebracht.
„Weitet man ein Gefäß nur mit einem unbeschichteten Ballon, verengt es sich häufig erneut, weil die Stelle wieder überwuchert wird“, erklärt Scheller. „Die Beschichtung des Ballons gibt das Medikament in die Gefäßwand ab, wo es über Wochen und Monate wirkt und neue Ablagerungen verhindert.“ Das Verfahren wurde von Scheller gemeinsam mit dem emeritierten Professor Ulrich Speck (Charité Berlin) entwickelt und zählt heute zu den zentralen Therapien bei Koronarstenosen. Für kleinere Gefäße bis etwa 2,75 mm Durchmesser gilt die Wirksamkeit der DCB-Therapie als gut belegt. Zahlreiche Studien zeigen Gleichwertigkeit oder Überlegenheit gegenüber beschichteten Stents; das Verfahren wird weltweit millionenfach eingesetzt. Besonders in Asien ersetzt die DCB-Technik inzwischen fast die Hälfte aller Stent-Implantationen.
Stent oder Ballon?
Die neue Studie SELUTION DeNovo (Spaulding C. et al.) zeigt nun: Auch bei Herzkranzgefäßen mit einem Durchmesser > 2,75 mm ist der DCB eine wirksame und sichere Alternative zum Stent. Nach einem Jahr unterschieden sich die Raten schwerwiegender Ereignisse wie Herztod, Myokardinfarkt oder erneuter Revaskularisation nicht signifikant zwischen DCB und modernen beschichteten Stents.
„Wir wissen, dass beschichtete Stents sehr sicher sind“, so Scheller. „Langfristig bergen sie aber Risiken, da sie als permanenter Fremdkörper im Gefäß verbleiben. Der Vorteil des beschichteten Ballons liegt in der lokalen Medikamentenfreisetzung ohne dauerhaftes Implantat.“
Allerdings ist die Diskussion um die optimale Strategie – Stent oder Ballon – noch nicht abgeschlossen. „Unser Ziel ist es, die Therapie individuell an die Patientinnen und Patienten anzupassen“, betont Scheller. „In vielen Fällen wird eine Kombination aus beschichtetem Stent und Ballon die beste Lösung sein. Der DCB ermöglicht es uns, lange Stentstrecken zu vermeiden, die langfristig Nachteile mit sich bringen können.“
Die auf dem TCT-Kongress präsentierten Daten stützen das Konzept einer interventionellen Gefäßtherapie mit möglichst wenigen permanenten Implantaten – ein Ansatz, den Schellers Gruppe seit Jahren national und international verfolgt.
Pressemitteilung „Studien: Medikamentenbeschichteter Ballonkatheter kann Stents auch bei größeren Herzgefäßen ersetzen“. Universität des Saarlandes, Saarbrücken, 30.10.2025 (https://www.uni-saarland.de/aktuell/dcb-neue-studie-40547.html)