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Leitlinie

Neue Leitlinie zur Parkinson-Krankheit

2.12.2023

Eine neue, vollständig überarbeitete S2k-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie der Parkinson-Krankheit ist jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) unter Mitwirkung von insgesamt 19 Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Organisationen herausgegeben worden. Enthalten sind viele Aktualisierungen, neu sind beispielsweise erstmals konkretere Empfehlungen für die humangenetische Diagnostik und eine Neubewertung bildgebender bzw. apparativer Zusatzuntersuchungen. Es gibt außerdem ein Update zu medikamentösen und nicht medikamentösen Therapien sowie Behandlungsempfehlungen für die vielen häufigen Begleiterkrankungen- bzw. Symptome entsprechend der jeweiligen aktuellen Datenlage.

Die Parkinson-Krankheit gehört hierzulande zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen: Allein in Deutschland sind etwa 500000Menschen betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen. Bislang wurden die Begriffe „Parkinson-Krankheit“ und „Idiopathisches Parkinson-Syndrom“ meist als Synonym verwendet. Gleich zu Beginn der neuen Leitlinie empfehlen die Autoren jedoch, künftig den allgemeineren Begriff „Parkinson-Krankheit“ zu verwenden. Denn: „In denen letzten Jahren wurde immer klarer, dass eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Fällen eben nicht idiopathisch ist, sondern vor allem durch genetische Varianten bzw. Mutationen entsteht und damit sehr wohl auf einer konkreten Ursache beruht“, sagt einer der Leitlinienkoordinatoren, Prof. Dr. med. Günter Höglinger, LMU Klinikum München.

 

Differentialdiagnostisch hoher Stellenwert der kranialen Magnetresonanztomographie

Auch was die Parkinson-Diagnostik betrifft, schlagen die neuen Leitlinien verschiedene Neuerungen vor. Dazu gehört zum Beispiel, fortan die MDS (International Parkinson and Movement Disorder Society)-Diagnosekriterien von 2015 zur Diagnose der Parkinson-Krankheit heranzuziehen - anstelle der hierzulande immer noch oft verwendeten „Parkinson's UK Brain Bank“-Kriterien. Zudem wird empfohlen, nicht-motorische Symptome bzw. mögliche Frühsymptome wie eine Riechstörung oder REM-Schlafverhaltensstörung mithilfe von gezielten Untersuchungen in die Parkinson-Diagnostik mit einzubeziehen und die Befunde zur Prognoseabschätzung heranzuziehen. Darüber hinaus unterstreichen die Leitlinien den hohen Stellenwert einer kranialen Magnetresonanztomographie (c-MRT) insbesondere zur Differenzialdiagnostik, die deshalb möglichst frühzeitig im Krankheitsverlauf erfolgen sollte. Weitere empfohlene Methoden zur Differenzialdiagnostik sind -je nach Fragestellung - die transkranielle Hirnparenchymsonographie, eine FDG-PET sowie eine Dopamin-Transporter-SPECT (DAT-SPECT). Biomarker, wie zum Beispiel Neurofilamente, sind zur Diagnosesicherung hingegen noch nicht spezifisch genug und deshalb derzeit nicht zur Diagnosesicherung geeignet. Eine genetische Untersuchung sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn die Parkinson-Krankheit vor dem 50. Lebensjahr manifest geworden ist oder der Patient dies wünscht, etwa weil bereits mehrere Personen in der Familie von der Parkinson-Krankheit betroffen sind.  

Bei den Therapieempfehlungen wurden sämtliche mögliche Parkinsonsymptome berücksichtigt, das heißt nicht nur die breite Palette der motorischen Symptome, sondern auch Schlafstörungen, Schmerzen, Sprach- oder Schluckstörungen sowie Begleitsymptome, zum Beispiel Blasenfunktionsstörungen oder Blutdruckabfall beim Aufstehen (orthostatische Hypotonie). Die Mehrzahl der aufgeführten Behandlungsoptionen wurde teilweise modifiziert, durch neue Evidenz gesichert und/oder durch neue Inhalte ergänzt. „Wichtig ist, die Therapie rechtzeitig, altersgerecht, effizient und entsprechend den individuellen Therapiezielen zu beginnen“, betont Höglinger.

Die Medikamentenwahl zur initialen Monotherapie soll sich nach den individuellen Kriterien der Patienten richten, also neben der Schwereder motorischen Symptome auch nach dem Patientenalter, den Komorbiditäten und psychosozialen Aspekten ebenso wie nach den unterschiedlichen Effektstärken/Wirkungen oder Nebenwirkungen der Substanzen. Im Krankheitsverlauf werden in der Regel verschiedene Substanzen kombiniert, die Leitlinien geben detaillierte Empfehlungen für spezielle Situationen und auch zu Substanzen, die nicht mehr eingesetzt werden sollen. Neu sind auch die Empfehlungen zu invasiven Therapien wie Pumpentherapien und der Tiefen Hirnstimulation (THS) sowie zum Management bei speziellen Situationen der Parkinson-Krankheit, wie zum Beispiel der „akinetischen Krise“.

Pressemitteilung „Neue Leitlinie zur Parkinson-Krankheiterschienen“. Klinikum der Universität München, 8.11.2023 (https://www.lmu-klinikum.de/aktuelles/newsmeldungen/neue-leitlinie-zur-parkinson-krankheit-erschienen/d10ca58f475302e7).

Höglinger G., Trenkwalder C. et al., Parkinson-Krankheit,S2k-Leitlinie, 2023, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.),Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien(abgerufen am 9.11.2023)

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