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Krankhafte Veränderungen der Gelenke

Kein erhöhtes Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse durch Rheuma-Medikamente

20.12.2023

Januskinase-Inhibitoren (JAK-Hemmer) werden zunehmend in der Behandlung von Gelenkrheuma eingesetzt. Eine Analyse des deutschen Biologika-Registers RABBIT zeigte keine Hinweise auf eine erhöhte Rate von schweren kardiovaskulären Ereignissen im Vergleich zu anderen Rheumamedikamenten. Die jetzt publizierten Ergebnisse bestätigen die Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) und stellen eine Risikobewertung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) infrage.

In den letzten Jahren wurden vier JAK-Inhibitoren zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) und zunehmend auch für andere Formen von Gelenkrheuma eingeführt: Baricitinib, Tofacitinib, Upadacitinib und Filgotinib kommen mittlerweile bei jedem zehnten RA-Patient als Basistherapie zum Einsatz. Ziel der Therapie ist, die beginnende oder fortschreitende Zerstörung der Gelenke zu verhindern.

In den vergangenen Jahren verunsicherten Ergebnisse der Studie „ORAL-Surveillance“ Ärzte und Betroffene. „In ,ORAL-Surveillance‘ traten unter der Behandlung mit dem JAK-Inhibitor Tofacitinib etwas häufiger schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse und auch Krebserkrankungen auf als unter der Behandlung mit TNF-Inhibitoren, die seit mehr als 20 Jahren als Basistherapie eingesetzt werden“, erläutert DGRh-Präsident Prof. Dr. med. Christof Specker(Essen). Die EMA hat daraufhin eine Sicherheitsprüfung eingeleitet. Seit März dieses Jahres sollen JAK-Inhibitoren deshalb bei Vorliegen bestimmter Risiken nur noch eingesetzt werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen. Dies betrifft Patienten ab 65 Jahre, mit erhöhtem Krebsrisiko, mit schweren Herz-Kreislauf-Problemen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Vorgeschichte und Raucher.

 

Ergebnisse aus dem RABBIT-Register

Forscher vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin(DRFZ) publizierten jetzt Ergebnisse aus dem RABBIT-Register. An dieses Register melden Rheumatologen die Behandlungsdaten von Rheumapatienten aus ganz Deutschland. Die Auswertung zeigt, dass Patienten mit JAK-Inhibitoren nicht häufiger schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse erleiden als jene, die andere Rheumamedikamente erhalten. Die Analyse umfasst 14203 Therapieepisoden von 7,988 Patienten, da diese im Beobachtungszeitraum mehrere Therapien erhalten haben konnten. Insgesamt 3058 Episoden wurden einem der vier JAK-Inhibitoren zugeordnet. Wie Dr. rer. medic. Yvette Meissner (Berlin) vom DRFZ berichtet, erlitten 34 Patienten, die mit einem JAK-Hemmer behandelt wurden, einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis. Meissner ermittelte für diese Gruppe eine Inzidenz von 0,68 Ereignissen in 100 Personenjahren. Doch auch in den 3694 Behandlungsepisoden, in denen ein TNF-Inhibitor zum Einsatz kam, wurden 45 solcher Ereignisse registriert. Die entsprechende Inzidenz betrug 0,62 Ereignisse auf 100 Personenjahre und unterschied sich somit nicht signifikant von der Inzidenz bei Patienten, die mit JAK-Inhibitoren behandelt wurden.

Gleichermaßen sind in die Auswertung Informationen von 3150Therapieepisoden anderer Biologika als TNF-Inhibitoren und von 4301 Episodeneiner Therapie mit konventionellen Basismedikamenten wie Methotrexat eingeflossen. Hier kam es zu 35 beziehungsweise 41 schweren kardiovaskulären Ereignissen. Die Inzidenz lag damit bei 0,76 beziehungsweise 0,95 auf 100Personenjahre. „Rheuma-Patienten haben bereits krankheitsbedingt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil die Entzündungen im Körper die Gefäßverkalkung fördern“, so Specker. Ein ungesunder Lebensstil mit Rauchen, Überernährung und Bewegungsmangel kann dieses Grundrisiko zusätzlich erhöhen.

„Für die aktuell mit JAK-Inhibitoren behandelten Patientenbedeuten die Daten des RABBIT-Registers, dass ein erhöhtes Risiko für schwerekardiovaskuläre Ereignisse durch die Rheuma-Medikamente nicht gezeigt werden konnte“, sagt Specker weiter.

Pressemitteilung „Langzeitregister zeigt keine vermehrtenschweren kardiovaskulären Ereignisse unter der Behandlung mit JAK-Inhibitoren“.Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), Berlin, 28.11.2023 (https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen/2023/Pressemitteilung-Nr.-16-2023.html).

* Meissner Y et al.: Risk of major adverse cardiovascular events in patients with rheumatoid arthritis treated with conventional synthetic, biologic and targeted synthetic disease-modifying antirheumatic drugs: observational data from the German RABBIT register. RMD Open. 2023 Oct;9(4):e003489 (DOI10.1136/rmdopen-2023-003489).

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