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Krankhafte Veränderungen der Gelenke

Engmaschiges Monitoring nach Endoprothetik

3.2.2025

Personen mit einer Hüft- oder Kniegelenkprothese, die ein Jahr lang regelmäßig zu ihrem Gesundheitszustand befragt und bei Bedarf medizinisch betreut werden, weisen ein signifikant besseres Befinden auf als solche, die lediglich nach der Entlassung und erneut nach einem Jahr befragt werden. Zudem führt die kontinuierliche Überwachung zu geringeren Kosten.

Die Patienten und Patientinnen benötigen weniger Hausarztbesuche und Physiotherapie, zeigt eine Studie der Technischen Universität Berlin mit 7800 Personen. Alle Betroffenen wurden von der Forschergruppe in eine Kontroll- und in eine Interventionsgruppe aufgeteilt. Die Kontrollgruppe wurde bei stationärer Aufnahme, bei der Entlassung und ein Jahr postoperativ befragt, die Interventionsgruppe zusätzlich nach einem Monat sowie nach drei und sechs Monaten postoperativ. Die Befragung erfolgte mittels „Patient Reported Outcome Measures“ (PROMs)-Fragebögen.

„Mit diesen PROMs erfragten wir die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die physische Funktionalität und Mobilität der Patienten. Um die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu bewerten, wurden die Patienten gebeten, Angaben zu verschiedenen Dimensionen wie Angst, Depression, Schmerz, Erschöpfung und Selbstständigkeit zu machen. Die physische Funktionalität und Mobilität der eingesetzten Hüft- beziehungsweise Knieprothesen wurde durch gezielte Fragen untersucht – beispielsweise, wie gut der Patient gehen und Treppen steigen kann, also wie belastbar das künstliche Gelenk ist“, erläutert Lukas Schöner, einer der beteiligten Wissenschaftler.

An der Studie nahmen deutschlandweit neun Kliniken teil, die Erfahrungen mit diesen Operationen haben, d. h. solche Eingriffe relativ häufig vornehmen. Das Durchschnittsalter lag bei 66 Jahren. 31 % der Hüftpatienten und -patientinnen waren normalgewichtig, 36 % übergewichtig, 33 % adipös. Bei den Kniepatienten waren 13 % normalgewichtig, 34 % übergewichtig und 53 % adipös. 11 % der Studienteilnehmer:innen hatten Diabetes, zwei Drittel waren Frauen.

Signifikante Verbesserung von physischer Funktionalität und Mobilität

„In der Interventionsgruppe der Hüftoperierten verbesserte sich die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die physische Funktionalität und Mobilität zwischen Aufnahme und nach einem Jahr nach der OP signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe. Gleichzeitig sanken die Angst- und Depressionssymptome im Vergleich zur Kontrollgruppe. Bei Schmerz und Erschöpfung gab es einen Trend in Richtung Minimierung, der sich aber nicht statistisch signifikant von der Kontrollgruppe unterschied“, nennt Schöner wichtige Ergebnisse der Erhebung.

In der Interventionsgruppe der Knieoperierten zeigte sich zwar sowohl bei den Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität als auch bei der physischen Funktionalität und Mobilität eine positive Tendenz, aber die Befragung erbrachte kein statistisch valides Ergebnis gegenüber der Kontrollgruppe. Ein leicht signifikanter Effekt konnte in der Senkung der Depressionssymptome beobachtet werden.

Hinsichtlich der Kostensenkung stellt sich bei der Interventionsgruppe ebenfalls ein positives Bild dar. Ohne die OP-Kosten fielen für eine Person mit einer Hüftprothese in der Kontrollgruppe 5432 Euro an. In der Interventionsgruppe waren es nur € 4226. Bei Knieoperierten lagen die Kosten für einen Patienten ohne OP-Kosten in der Kontrollgruppe bei € 6680 gegenüber den Kosten von € 5298 für einen Patienten in der Interventionsgruppe.

Weniger Hausarztbesuche, weniger Physiotherapie

Ausgewertet wurden alle innerhalb eines Jahres postoperativ durch die Krankenkassen abgerechneten Kosten: ambulante Arztbesuche, ärztliche Spezialisten, Medikamente, Reha-Maßnahmen wie Physiotherapie, verschriebene Hilfsmittel und Heilmittel. „Das für uns als Gesundheitsökonomen wohl spannendste Ergebnis ist, dass die verringerten Kosten in der Interventionsgruppe vor allem darauf beruhen, dass die Patienten in den zwölf Monaten nach der OP die Hausarztpraxis im Schnitt ein bis zweimal weniger aufsuchen mussten als die Patienten in der Kontrollgruppe. Auch wurde in der Interventionsgruppe weniger Physiotherapie in Anspruch genommen“, so Schöner.

Das Forschungsteam der TU Berlin führt die Ergebnisse der Studie maßgeblich auf das systematische Monitoring der Patienten und Patientinnen sowie die persönliche Betreuung durch die Studienassistenz zurück. Dadurch sei verhindert worden, dass sich eine gesundheitliche Verschlechterung, durch schnelle und zielgerichtete Therapieanpassungen, manifestierte. Sobald sich die Werte verschlechterten, nahm die Klinik, die die OP durchgeführt hatte, über die Studienassistenz Kontakt mit den Betroffenen auf, um gemeinsam mit ihnen zu besprechen, ob und wie medizinisch eingegriffen werden müsse. Dieses Vorgehen trug nicht nur dazu bei, dass sich die Patienten umsorgt fühlten, sondern erklärt auch die geringere Inanspruchnahme ambulanter Versorgungsleistungen.

Pressemitteilung „Um Kosten und Nebenwirkungen zu minimieren, befragen Sie Ihre Patient*innen und Patienten!“ Technische Universität Berlin, 2.12.2024 (https://www.tu.berlin/news/pressemitteilung/um-kosten-und-nebenwirkungen-zu-minimieren-befragen-sie-ihre-patientinnen-und-patienten).

* Wittich L et al.: Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) as an intervention: A comprehensive overview of systematic reviews on the effects of PROM feedback. Value Health. 2024 Oct;27(10):1436-1453 (DOI 10.1016/j.jval.2024.05.013).

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