Für die systematische Literaturrecherche zur aVNS-Anwendung bei chronischen und akuten Schmerzen wurden die Studien entsprechend ihres Evidenzgrades klassifiziert, gemäß Jadad-Skala (zur Qualitätsanalyse) und wissenschaftlicher Validität bewertet, und anschließend in Bezug auf Indikation, Methode, Stimulationsparameter, Behandlungsdauer, Wirksamkeit und Sicherheit analysiert. Insgesamt konnten 20 Studien zu chronischen Schmerzindikationen, zehn Studien zu akuten postoperativen Schmerzen sowie sieben Studien zu experimentellen akuten Schmerzen identifiziert und analysiert werden.

Die Recherche ergab eine Gesamtanzahl von n = 1.105 mit aVNS behandelten Patienten. Die beste Evidenz zur Wirksamkeit der aVNS liegt für die Indikationen chronischer Kreuzschmerz, chronisches Zervikalsyndrom, chronischer Unterleibsschmerz und chronischer Migräne sowie zu akutem postoperativen Schmerz bei Oozytenaspiration, laparoskopischer Nephrektomie und offenen kolorektalen Eingriffen vor. In der Mehrzahl der Studien konnte außerdem eine signifikante Reduktion der Schmerzmittel- bzw. Opiateinnahme gezeigt werden. In drei randomisierten kontrollierten Studien bei chronischen Schmerzpatienten konnte eine nachhaltige Schmerzreduktion über einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten gezeigt werden. Insgesamt wurde die aVNS sehr gut vertragen.

Da die Methode der aurikulären Vagusnervstimulation einfach in der Anwendung ist und ein nur geringes Nebenwirkungsprofil hat, kann die aVNS eine effektive Ergänzung zur multimodalen Schmerztherapie bei chronischen Rückenschmerzen, Unterleibsschmerzen, und Migräne sein, resümieren die Autoren. Da die Ergebnisse bei akuten experimentellen und postoperativen Schmerzen jedoch nicht eindeutig sind, müssen weitere Studien folgen, um herauszufinden, bei welchen pathophysiologischen Schmerzursachen bzw. bei welchen Eingriffen die aurikuläre Vagusnervstimulation besonders effektiv ist.