- Anzeige -
NEWS

Hausärzte / Gesundheitssystem

Hausärztetag mit klaren Forderungen

24.10.2023

Beim 44. Hausärztinnen- und Hausärztetag in Berlin Ende September wurde ein 6-Punkte-Forderungskatalog des Hausärzte-Verbandes mit den Schwerpunkten Reform der Versorgungsstrukturen, Förderung moderner Teamstrukturen in den Praxen, Schonung von Versorgungsressourcen, angemessene und faire Finanzierung, Förderung der hausarztzentrierte Versorgung (HZV) als Präventionsleistung, eine Digitalisierung, die funktioniert sowie die Reform der Approbationsordnung vorgestellt. Aus Sicht des Verbandes unterstreichen diese Forderungen dringend benötigte Maßnahmen zur Stärkung und Entlastung der Hausarztpraxen.

Reform der Versorgungsstrukturen:  

Da die zeitlichen Ressourcen, die für die Patientenversorgung zur Verfügung stehen, begrenzt sind, müssen sie jenen Patienten zuteilwerden, die diese wirklich brauchen. Nicht notwendige, ungesteuerte und rein administrative Kontakte von Patienten mit den (haus)ärztlichen Praxisteams müssen daher deutlich reduziert werden. Für eine hochwertige und effiziente Versorgung der Patienten im komplexen deutschen Gesundheits- und Sozialsystem bedarf es mehr Steuerung und Orientierung durch die Hausärzte.

Förderung moderner Teamstrukturen in den Praxen:  

Die Versorgung der älter werdenden Bevölkerung wird u. a. aufgrund der rückläufigen Versorgungskapazitäten im hausärztlichen Bereich künftig nicht mehr überall in den bestehenden Praxisstrukturen und -prozessen erfolgen können. Hausarztpraxen, und damit der gesamte ambulante ärztliche Versorgungsbereich, leben von Teamarbeit und angemessener Bezahlung aller. Deswegen wird eine finanzielle Stärkung der Arbeit der Praxisteams im EBM, etwa in Form eines längst überfälligen fairen Teampraxis-Zuschlages, gefordert. Wichtig aus Hausärztesicht ist auch, dass die Versorgung nicht mit immer neuen Schnittstellen (Gesundheitskiosk, Community Health Nurse etc.) zersplittert wird. Sondern dass die bestehenden Teams und Praxen gestärkt werden und ein klares Bekenntnis zur hausarztzentrierten, multiprofessionellen Teampraxis (HÄPPI) mit hybrider (digital und analog) persönlicher, patientenzentrierter Versorgung erfolgt.

Angemessene und faire Finanzierung:  

Die nachhaltige Finanzierung des gemeinsamen Solidarsystems bleibt eine der großen Herausforderungen der Zeit. Die aktuellen Inflationsraten führen in den Hausarztpraxen zu Kostensteigerungen an allen Ecken und Enden (Energiekosten, Mieten, Gehälter, Technik etc.), die bisher durch keine systematische Steigerung der Einnahmen kompensiert wird. Für eine stabile Versorgung der Versicherten ist die angemessene Honorierung der hausärztlichen Arbeit in den Praxen jedoch zwingend erforderlich. Die Basis der ambulanten Versorgung sind die hausärztlichen Praxen. Ihre Leistungen dürfen nicht gekürzt werden.

HZV als Präventionsleistung fördern:  

Die hausarztzentrierte Versorgung (HZV) ist mit etwa neun Millionen eingeschriebenen Versicherten mittlerweile ein fester Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems. Diverse Untersuchungen haben überdies positive Ergebnisse für die Patienten im Bereich der Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Quartärprävention nachgewiesen. HZV-Patienten sind besser versorgt, haben höhere Impfquoten, weniger Inanspruchnahmen von Notfallstrukturen etc. Mit der Einschreibung in die HZV leisten Patienten deshalb einen wichtigen Beitrag für ihre Gesundheitsprävention. Die Teilnahme an der HZV sollte deshalb auch, so fordert der Verband, formal durch den Gesetzgeber als Präventionsleistung anerkannt und durch die Krankenkassen, im Rahmen ihrer Präventions- und Bonusprogramme für die Patienten, bonifiziert werden.

Digitalisierung, die funktioniert:

Zeit ist eine der wichtigsten und knappsten Ressourcen im Gesundheitssystem. Die Hausärzte begrüßen deshalb die weitere Digitalisierung der Versorgungsprozesse. Sie soll Entlastung schaffen (Ressourcen schonen) und Mehrwerte in der Versorgung bieten. Dazu gehört auch ein weiterer Ausbau der telemedizinischen Versorgung, die aber eng an bestehende hausärztliche Versorgungsstrukturen angebunden sein muss.

Reform der Approbationsordnung:  

Die aktuelle Altersstruktur der Hausärzte – mehr  als ein Drittel ist älter als 60 Jahre – macht mehr als deutlich, dass massiver Bedarf für Nachbesetzungen der hausärztlichen Arztsitze besteht, wenn das aktuelle Versorgungsniveau aufrechterhalten werden soll. Die universitären Ausbildungsstrukturen scheitern jedoch weiter daran, ausreichend hausärztlichen Nachwuchs auszubilden. Die Allgemeinmedizin muss deshalb entsprechend dem Konsens zum Masterplan Medizinstudium 2020 endlich in der Approbationsordnung gestärkt werden. Dafür ist mindestens die Reform der Approbationsordnung nach den mit den Ländern abgestimmten Vorschlägen des BMG zeitnah umzusetzen. Die Einrichtung zusätzlicher Studienplätze der Humanmedizin darf erst nach Umsetzung der neuen Approbationsordnung erfolgen. Und: Die Ausbildung muss zudem viel stärker ambulant erfolgen, um dem Versorgungsbedarf der Bevölkerung gerecht zu werden.

Hausärztlicher Forderungskatalog. Hausärztinnen- und Hausärzteverband e. V., Berlin, 22.9.2023. Im Rahmen des 44. Hausärztinnen- und Hausärztetages, Berlin, 21.-22.9. 2023, vorgestellt  (https://www.hausaerzteverband.de/fileadmin/user_upload/Veranstaltungen/2023_09_22_HAEV_Forderungen.pdf).

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt