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Gesundheitssystem

Steigende Inanspruchnahme bei sinkender Versorgungsleistung bei Nierenerkrankungen

5.9.2025

Auf Grundlage der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung und Fallzahlabschätzung muss bis 2030 mit einer Zunahme der Nachfrage an nephrologischer Versorgung um bis zu 24 % gegenüber 2022 gerechnet werden. Gleichzeitig treten bis 2030 voraussichtlich 27 % der 2022 aktiven Nephrologinnen und Nephrologen in den Ruhestand. Die durchschnittliche Arbeitszeit wird sich, bedingt durch den Trend zu mehr Anstellungen und Teilzeit, auf etwa 92 % des Niveaus von 2022 verringern. Um das Versorgungsniveau von 2022 aufrecht zu erhalten, fehlen bei geschätzten Nachbesetzungen von 85 Nephrologinnen und Nephrologen pro Jahr bis 2030 voraussichtlich bis zu 425 entsprechende Fachärztinnen und Fachärzte.

Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) gemeinsam mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel veröffentlichten Studie.

Derzeit seien in der Altersgruppe ab 40 Jahren knapp drei Millionen gesetzlich Versicherte mit einer Chronischen Nierenerkrankung (CKD) in vertragsärztlicher Versorgung, so die Studie. Zwischen 2013 und 2022 sei die Diagnoseprävalenz der CKD in dieser Altersgruppe von 4,4 auf 7,1 % angestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs um 60 %. Das weise darauf hin, dass in zunehmendem Maße Personen mit zuvor unerkannter CKD in der vertragsärztlichen Versorgung erkannt, diagnostiziert und ambulant behandelt würden. Die Fallzahlen pro Versicherten unterschieden sich stark nach Alters- und Geschlechtsgruppe: Im Jahr 2022 kamen auf 1.000 30- bis 44-Jährige durchschnittlich weniger als 25 nephrologische Behandlungsfälle, wohingegen auf 1.000 Männer im Alter von 75 Jahren und älter im Durchschnitt mehr als 160 Fälle entfielen.

Bis 2030 treten 27 % der heute aktiven Nephrologen bzw. Nephrologinnen in den Ruhestand

Während die Nachfrage nach ambulanter nephrologischer Versorgung kontinuierlich zunimmt, sinkt gleichzeitig die Anzahl der in der fachärztlichen Versorgung tätigen Vertragsärztinnen und -ärzte. Im Referenzjahr 2022 sind laut Bundesarztregister 1.734 Nephrologinnen und Nephrologen in der vertragsärztlichen Versorgung zugelassen oder angestellt gewesen. 27,3 % waren 60 Jahre oder älter, weitere 22,2 % waren zwischen 55 und 59 Jahre und weitere 18,9 % zwischen 50 und 54 Jahre alt. Unter Berücksichtigung der Facharztanerkennungen der vergangenen Jahre sowie einem zunehmenden Trend bei den ambulant tätigen Nephrologen zur Anstellung und Teilzeit fehlen zur Aufrechterhaltung der ambulanten Versorgung pro Jahr bis 2030 insgesamt 222 bis 425 Leistungserbringende. Der Bedarf läge nach der Berechnung im Jahr 2030 bei bis zu 2.365 Nephrologinnen und Nephrologen. Im Vergleich: 2022 waren es 1.734 Fachärztinnen und Fachärzte in der ambulanten Versorgung.

„Die nephrologische Versorgung von gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten in Deutschland ist seit vielen Jahren eine anhaltende Erfolgsstory: Die stetig steigende Anzahl von CKD-Behandelten spricht für eine Verbesserung der ambulanten Versorgung von chronisch Nierenerkrankten. Denn: Ambulante Versorgung kann stationäre Aufenthalte vermeiden und ist damit entscheidend für die Entlastung des gesamten Gesundheitssystems, insbesondere bei älteren Versicherten mit chronischer CKD. Doch angesichts der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts droht sich langsam eine Versorgungslücke zu öffnen. Denn während der Bedarf weiter deutlich steigt, fehlen Fachkräfte. Wenn wir jetzt nicht gezielt gegensteuern, droht in wenigen Jahren eine spürbare Eintrübung der fachärztlichen Versorgung, die insbesondere Patientinnen und Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen treffen würde“, so der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. med. Dominik von Stillfried.

Pressemitteilung „Zi-Studie: Ambulanter Versorgung Nierenkranker droht Engpass“. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Berlin, 8.7.2025 (https://www.zi.de/das-zi/medien/medieninformationen-und-statements/detailansicht/steigende-inanspruchnahme-bei-sinkender-versorgungsleistung-prognose-bis-2030-knapp-25-prozent-mehr-behandlungsfaelle-fast-jeder-dritte-nierenfacharzt-scheidet-altersbedingt-aus-versorgung-aus).

* Lipovsek J et al.: Projektion nephrologischer Versorgung in Deutschland. Ambulante Inanspruchnahme und Verfügbarkeit 2022 bis 2040. Nephrologie. 2025; 20:224-235 (DOI 10.1007/s11560-025-00846-2).

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