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Gesundheitssystem

AMNOG-Report 2025: Innovationen fördern – Kosten im Blick behalten

18.7.2025

Die Arzneimittelversorgung in Deutschland steht unter zunehmendem Druck: Während der medizinische Fortschritt neue Therapieoptionen schafft, steigen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ungebremst an. Der kürzlich den Medien vorgestellte „12. AMNOG-Report 2025“ analysiert diese Entwicklungen und gibt Impulse für eine Reform des Arzneimittelbewertungssystems – auch mit Blick auf die niedergelassene Ärzteschaft. Dabei steht eine Rückführung des AMNOG auf seine Kernaufgaben sowie eine Neudefinition des Innovationsbegriffes im Mittelpunkt der Vorschläge.

Besonders auffällig ist der überproportionale Ausgabenanstieg im Bereich der patentgeschützten Arzneimittel (+10,2 % im Jahr 2024). Orphan Drugs machen mittlerweile fast 5 % der Ausgaben aus – bei einem Anteil von nur 0,06 % am Packungsvolumen. In der ärztlichen Praxis führt dies zunehmend zu Fragen der Verordnungsfähigkeit, vor allem wenn der Nutzen neuer Medikamente nur eingeschränkt belegt ist. Dr. med. Sibylle Steiner (Kassenärztliche Bundesvereinigung Berlin) betont: „Die Versorgungsrelevanz aus Sicht der Praxis muss stärker in die Nutzenbewertung einfließen.“

Ein weiterer Kritikpunkt: Der Status quo erschwert die Vergleichbarkeit durch inkonsistente Festlegungen der zweckmäßigen Vergleichstherapie (zVT). „Gerade bei individualisierten Therapien brauchen wir praxisnahe Vergleichsstandards“, so Steiner weiter.

Reformvorschläge mit Relevanz für die Praxis

Der Report schlägt eine Rückbesinnung auf ein einfacheres, planbareres AMNOG-Verfahren vor. Im Fokus steht die faire, aber evidenzbasierte Bewertung von Innovationen. Dazu zählt u. a.:

  • eine uneingeschränkte Nutzenbewertung auch für Orphan Drugs,
  • der Verzicht auf Preisaufschläge für nicht belegte Scheininnovationen,
  • und eine Orientierung an realen Versorgungsszenarien statt an modellhaften Leitplanken.

Zentrale Ergebnisse des 12. AMNOG-Reports

  • Arzneimittelausgaben 2024: Die Ausgaben für Arzneimittel steigen 2024 überproportional um +10,2 % - stärker als in anderen Leistungsbereichen und über dem 6-Jahres-Durchschnitt. Dem steht ein nur moderater Einnahmezuwachs der GKV von 5,7 % in 2023 zu 2024 gegenüber.
  • Entwicklung nach Arzneimittelarten: Zwischen 2019 und 2024 stiegen bei der DAK die Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel um 26 %, für Generika um 11 %. Die Ausgaben für Orphan Drugs haben sich mehr als verdreifacht.
  • Konzentration der Ausgaben: 2024 entfallen 35 % der Arzneimittelausgaben auf die Top-10 % der patentgeschützten Präparate (51 patentgeschützte Arzneimittel), 11% allein auf das Top-1 % (6 Arzneimittel). Diese Konzentration nimmt stetig zu.
  • Marktdauer und Ausgabenverteilung: 15,7 % der Ausgaben für patentgeschützte Medikamente entfallen auf Neueinführungen seit 2021, 41 % auf Wirkstoffe mit 5-10 Jahren Marktpräsenz. Neue Arzneimittel führen meist zu Mehrausgaben - nicht zu einer Verdrängung.
  • AMNOG-Reform: Die Änderungen durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz haben das AMNOG-Verfahren verkompliziert, ohne nennenswerte Innovations- oder Ausgabenimpulse. Effektive Steuerungsinstrumente wie der erhöhte Herstellerabschlag wurden gestrichen.
  • Zukunftsperspektive: Eine stärkere Einnahmenorientierung ist notwendig. Innovationsförderung (z. B. uneingeschränkter Marktzugang) und Ausgabenbegrenzung (z. B. dynamischer Herstellerabschlag) sind kombinierbar.

Der Report steht online als eBook, kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Report/Forschung „AMNOG-Report 2025: Innovationsförderung und Kostendämpfung – ein Widerspruch?“ DAK Gesundheit, Hamburg, 13.5.2025 (https://www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/amnog-report-2025_133694).

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